Mit einer Prise Glück und Liebe
dann lud er Sofia und mich zum Skifahren ein. Ich hatte nie versucht, mich auf die Bretter zu stellen, und Sofia wollte es unbedingt ausprobieren. Er versprach mir, das Ganze rein freundschaftlich zu halten, außerdem kannte ich die Ferienwohnung ja bereits und wusste, dass sie ausreichend Platz für uns alle bot.
Er bemühte sich rührend um meine Tochter, in diesem Punkt kann ich ihm nichts nachsagen. Er war geduldig, witzig und entpuppte sich als ausgezeichneter Lehrer. Im Umgang mit anderen war sie oft schüchtern, doch bei Dane schmolz ihr Widerstand dahin. Wir verbrachten ein wunderschönes Wochenende, und ich muss zugeben, dass es auch ein klein wenig knisterte. Er war nun einmal ein Frauentyp, in dessen Gegenwart es schwerfiel, neutral zu bleiben. Er wusste genau, wie man eine Frau ansehen muss und welche Dinge sie hören will. Am letzten Abend erlaubte ich ihm, mich zu küssen. Und er küsste – Überraschung! – ganz hervorragend. Zu diesem Zeitpunkt war es etwa sechs Jahre her, seit ich das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte. Ich wurde schwach. Und mit Dane war es, als hätte ich das erste Mal in meinem ganzen Leben Sex. Es war der Hammer. Dieser Mann wusste genau, was er tat.
Am nächsten Morgen war ich völlig durch den Wind, aber auch diese Situation meisterte er souverän. Er meinte, es sei unser Geheimnis. Wir würden es nie wieder tun, und keiner würde je davon erfahren.
Das Problem war nur, dass wir bei der Arbeit ständig zusammen waren. Er lehnte sich über meine Schulter, so dass sein Atem meine Schulter streifte, und schon musste ich wieder daran denken. Ich fing an, ihm aus dem Weg zu gehen.
Es war nur eine kleine Affäre, sagte ich mir, wir amüsierten uns ein bisschen, und das war’s. Aber es ist schwer, in einem Restaurant eine Affäre geheim zu halten, und als mein Vater es herausfand, war er nicht etwa stocksauer, sondern völlig aus dem Häuschen vor Begeisterung. Meine Mutter vergötterte Dane. Sofia liebte ihn. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren genoss ich das Wohlwollen und die Anerkennung meiner Familie – vielleicht mit Ausnahme von Stephanie, die zu dieser Zeit jedoch selbst in einer Liebesgeschichte steckte und nie Zeit hatte, in Ruhe mit mir darüber zu reden.
Also heirateten Dane und ich. Es schien der logischste Schritt zu sein.
ELF
Katie
D as Gefühl einer feuchten Zunge, die langsam und beharrlich über ihr Gesicht fährt, reißt sie aus dem Schlaf. Als sie sich regt, springt Merlin eifrig auf. »Es ist mitten in der Nacht! Leg dich hin!«, sagt sie zu ihm und zieht sich die Decke über den Kopf.
Er schiebt die Schnauze unter die Decke und gibt ein leises »Wuff« von sich. Katie fällt wieder ein, dass er keine andere Möglichkeit hat, ihr zu sagen, dass er mal muss. Sie setzt sich abrupt auf. Merlin weicht zurück, beginnt auf der Stelle zu hüpfen und wendet wieder und wieder den Kopf in Richtung Tür. Es sieht so lustig aus, dass Katie lachen muss. Sie zieht sich einen Pulli über – Ramona hatte Recht: Die Nächte hier sind eiskalt! – und legt Merlin die Leine an. Barfuß tappt sie die Treppe hinunter, durch die Küche und über die Hintertreppe in den Garten.
Dort löst sie die Leine und wartet mit vor der Brust gekreuzten Armen in der Dunkelheit. Das Gras fühlt sich feucht unter ihren bloßen Füßen an, und rings um sie herum duftet es intensiv nach Blumen. Der Duft stammt von den violetten Blüten. Sie hat nicht gewusst, dass Blumen so stark riechen und so perfekt und wunderschön sein können. Selbst in der Dunkelheit, in der sie nichts als gräuliche Schemen sind, glaubt sie eine violette Wolke in der Luft schweben zu sehen.
Durch die Fenster der Bäckerei fällt das Licht auf den Rasen. Neugierig schleicht Katie hinüber und erspäht zwei Frauen in Sofias Alter. Beide tragen weiße Kittel, und ihr Haar ist unter Kopftüchern verborgen. Eine steht vor einer Teigmaschine, in der irgendetwas gemischt wird, während die andere an der langen metallenen Arbeitsplatte in der Mitte des Raums steht und aus einem großen Klumpen Teig lange Laibe formt. Katie knurrt der Magen.
In diesem Moment erscheint Ramona. Sie hat ihr Haar zu einem langen Zopf zusammengebunden und trägt einen weißen Kittel über weiten, grünen Hosen. Ihre Füße stecken in einem Paar dieser albernen Plastikclogs. Wer trägt schon solche Schuhe? Katies Mutter würde sie auslachen.
Aber Ramona scheint sich sehr wohlzufühlen, geht in der Küche herum, trägt Schüsseln
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