Mit einer Prise Glück und Liebe
Miene gesehen hatte. »Nein, Ramona. Die Antwort ist Nein. Ich werde nicht zulassen, dass du dich und dein Leben so wegwirfst.«
»Das ist nicht deine Entscheidung.«
Sie schlug die Beine übereinander und zündete sich eine Zigarette an. Sie schien nur darauf zu warten, dass Poppy etwas sagte. Prompt begann ich zu husten. »Es ist meine Entscheidung«, erklärte sie. »Du bist noch minderjährig, und ich bin immer noch deine Mutter.«
Ich stand auf. »Aber das Baby gehört mir!«
»Ach, Herrgott noch mal, Ramona! Hör auf zu träumen! Wach auf! Das ist kein Spielzeug, das du mit nach Hause bringst, oder ein Kätzchen, das sich auf deinem Bett zusammenrollt und süß aussieht.« Eine ihrer Locken an der Schläfe begann zu beben, und einen Moment lang fürchtete ich, sie würde mir eine Ohrfeige verpassen. »Es ist ein menschliches Wesen, das in jeder Hinsicht von dir abhängig sein wird. Ein Neugeborenes saugt jedes Quäntchen Energie auf, das du hast. Du wirst nicht mal Zeit zum Fernsehen haben, von den Hausaufgaben ganz zu schweigen.«
»Mom, all das ist mir klar. Ich habe viel gelesen und mich informiert, und ich weiß, dass es knallhart werden wird. Deshalb habe ich euch ja gebeten, herzukommen – weil ich eure Hilfe brauche!«
Meine Großmutter streckte die Hand aus. »Bitte, Schatz, setz dich und hör zu.«
Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
»Du musst weiter zur Schule gehen. Soviel steht fest, und das weiß du auch. Die Welt verändert sich, und als Frau muss man in der Lage sein, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Auf die Männer ist kein Verlass, deshalb brauchst du eine anständige Ausbildung, damit du allein für dich sorgen kannst.«
»In diesem Punkt gebe ich dir völlig Recht. Genau aus diesem Grund …«
»Und du musst erst die Chance bekommen, erwachsen zu werden und herauszufinden, wer du bist, bevor du anfangen kannst, einen anderen Menschen großzuziehen.«
»Ich habe doch euch. Wir sind eine gute Familie. Sie wird vier Mütter haben, nicht nur eine.«
»Drei. Weil ich nämlich nicht mitspiele.« Meine Mutter sprang auf und stürmte aus der Küche.
»Lily, bitte, setz dich doch wieder hin«, rief Poppy.
Von diesem Moment an ging alles den Bach runter. Meine Großmutter fiel über Poppy her und warf ihr vor, sie hätte mir diesen Floh ins Ohr gesetzt. Ich schrie sie an, das stimme nicht, sondern Poppy stünde auf ihrer Seite, woraufhin Adelaide brüllte, nicht jeder sei so verkorkst wie Poppy, was wiederum Poppy auf die Palme brachte, so dass Nancy ihr eine Hand auf den Arm legen und sie zurückhalten musste, als es den Anschein hatte, als würde sie meiner Großmutter an die Gurgel springen.
Das war der Moment, als ich den Schirm schnappte und aus dem Haus stürzte. »Ich muss hier raus. Ihr spinnt doch alle komplett!«
»Ramona! Komm sofort zurück!«, schrie meine Mutter, die im Garten stand.
Aber ich ignorierte sie.
Ich spannte den Schirm auf und stapfte die unbefestigte Straße hinunter. Ich konnte nur hoffen, dass kein Gewitter mit Blitzen losbrach, sonst würde ich wieder zurückgehen müssen. Und wenn ich so etwas Schwachsinniges tat, wie mit einem rosafarbenen Blitzableiter in der Hand durch ein Gewitter zu marschieren, hatten sie ja vielleicht doch Recht, und ich war tatsächlich verrückt.
Um mich herum war es ganz still. Die Felder, von der Sommersonne mittlerweile hellgelb verfärbt, erstreckten sich endlos in sämtliche Richtungen. Dahinter erhoben sich die Berge, deren untere Hälfte dunkelblau und samtig wirkte, während über die Gipfel dichte graue Wolken zogen. Ein Vogel hatte sich auf einem Zaunpfahl niedergelassen und zwitscherte. Er wirkte irgendwie einsam.
Ich ging weiter. In der Luft hing der Geruch nach Regen. Ich wusste, dass ich zurückgehen sollte, aber ich wollte mich nicht von ihnen zu etwas überreden lassen, was ich in Wahrheit nicht wollte. Es war mein Leben. Egal, was ich tat – etwas würde verloren gehen, aber ich würde auch etwas gewinnen. Ich musste mir überlegen, welche Lösung für mich die richtige war.
Ein Wagen fuhr hinter mir heran, und als ich mich umdrehte, sah ich einen alten Mercedes mit Heckflossen, der sein Tempo drosselte. Ich runzelte die Stirn und blickte stur geradeaus. Hoffentlich war es nicht dieser gruselige Typ, der mich in der Stadt angequatscht hatte.
»Wo willst du denn hin?«, fragte eine honigweiche Stimme neben mir.
Jonah! Ich drehte mich um und strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Keine
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