Mit einer Prise Glück und Liebe
besonders in diesen Stunden. Mittlerweile lernte ich neue Varianten mit mehreren Mehlsorten – eine Handvoll Buchweizen, damit das Weißbrot innen leicht lila aussah, während ihm Dinkel eine ganz besondere Fluffigkeit verlieh. Ich schlug Eier in den Briocheteig und malte mir ein Leben als Weltenbummlerin aus. Ich stellte mir vor, wie ich in Paris lebte und dort lernte, wie man Brot backte.
Aber ich sah auch das Baby in einer Tragetasche vor meiner Brust.
Ich backte Hefezöpfe, die ich mit Eiweiß bepinselte und die so wunderschön aussahen, dass Poppy sie für einen Dollar mehr verkaufte. Ich stellte mir vor, wie ich wieder zur Schule ging und meinen Klassenkameraden gegenübertrat, während zu Hause ein winziges Baby auf mich wartete. Es wäre oberpeinlich, aber wäre es nicht noch viel schlimmer, ohne das Baby nach Hause zurückzukehren?
Am Ende dieser Woche erschienen meine Mutter und meine Großmutter. Nancy, Poppy und ich hatten Zucchinibrot gebacken, Kaffee gekocht und eine Tischdecke mit winzigen Spiegelchen an den Ecken auf den Küchentisch gelegt. Nancy hatte alle möglichen Informationen mitgebracht, die ich ihnen vorlegen konnte, wenn ich wollte. Sie war bislang neutral und sachlich geblieben, wofür ich ihr sehr dankbar war.
Poppy ging nach oben, um sich umzuziehen. Als sie wieder herunterkam, trug sie ein hübsches Kleid, hatte ihr Haar zu einem langen Zopf geflochten und sogar Lippenstift aufgelegt, was sie sonst nie tat. Es war ungewohnt, sie so nervös zu erleben.
»Erzählst du mir jetzt, wieso du kein Wort mit Großmutter redest?«, fragte ich.
»Vielleicht ein andermal«, antwortete sie. »Aber heute rede ich mit ihr. Ich verspreche dir, dass wir uns nicht streiten werden. Es geht hier ausschließlich um dich.«
»Danke.«
Zu Hause verbrachte ich viel Zeit mit meiner Großmutter. Ich war ihre älteste Enkelin und ihr erklärter Liebling, was nicht nur ich wusste, sondern auch der Rest der Familie. Als ich sie in ihrem schicken dunkelblauen Kleid mit dem hübschen Gürtel aus dem Wagen steigen sah, konnte ich mich nicht länger beherrschen, sondern stürzte hinaus und warf mich in ihre Arme. »Oma!«
Sie schlang die Arme um mich und drückte mich fest an sich. »Oh, Kind, ich freue mich ja so, dich zu sehen! Lass mich dich ansehen!« Sie hielt mich auf Armeslänge entfernt und musterte zuerst mein Gesicht, ehe ihr Blick auf meinen Bauch fiel. »Du wirst mit jedem Tag hübscher, Ramona. So schön wie deine Mutter früher. Es tut mir ja so leid, dass du all das durchmachen musst. Es ist nicht deine Schuld, dass sich die Männer in Gegenwart einer Schönheit wie dir nicht beherrschen können.«
»Mutter«, warf Lily ein. »Bitte. Lass uns reingehen.«
Wir setzten uns an den Tisch, und Poppy servierte das Zucchinibrot und den Kaffee. »Also, was ist los, Ramona? Was soll das Ganze?«
Ich holte tief Luft und straffte die Schultern. »Erstens möchte ich euch bitten, mir zuzuhören, bevor ihr etwas sagt.«
Die Züge meiner Mutter versteinerten augenblicklich, und sie presste ihre korallenroten Lippen aufeinander.
»Wir hören dir zu, Schatz«, sagte Oma Adelaide.
»Okay. Ich habe euch gebeten, herzukommen, damit wir gemeinsam überlegen können, wie wir es anstellen könnten, dass ich das Baby behalten kann.«
»Wie bitte?« Meine Großmutter schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Hast du ihr diesen Floh etwa ins Ohr gesetzt, Poppy? Ist das so ein Frauenpower-Ding oder was?«
»Lass sie doch ausreden, Mutter«, bat Poppy. »Jeder von uns soll Gelegenheit haben, zu sagen, was er zu sagen hat.«
Meine Mutter saß noch immer mit fest aufeinandergepressten Lippen da, also wandte ich mich an meine Großmutter. »Ich möchte das Baby behalten. Und das schaffe ich nur, wenn ihr mir helft. Ich kann trotzdem weiter zur Schule gehen, eine Ausbildung machen und mir danach einen Job suchen.«
»Aufs College«, korrigierte meine Mutter.
»Aber, Ramona …«, setzte Adelaide an.
»Bitte lass mich zu Ende sprechen. Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass es schwer werden wird. Und ich weiß auch, dass es euch nicht gefällt und ihr andere Pläne für mich hattet. Ich hatte das auch, aber vielleicht soll es jetzt eben so sein. Vielleicht ist es ja Schicksal oder so was, dass dieses Baby so wichtig für mich ist.« Ich sah meine Mutter an. »Überleg doch mal, wie es war, als du mit mir schwanger warst.«
Adelaide und Poppy sahen meine Mutter an – die ich noch nie mit einer so kalten
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