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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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leid, dass du letztes Mal Ärger bekommen hast«, sagte er. Mir fiel auf, dass seine Stimme plötzlich anders klang, irgendwie tiefer und satter.
    »Meine Mom war ziemlich schräg drauf«, erwiderte ich, unfähig, ihm in die Augen zu sehen.
    »Eltern wollen nur, dass es ihren Kindern gut geht, Ramona.«
    Zu meinem Entsetzen spürte ich, wie mir die Tränen kamen. »Ich habe keine Ahnung, wie lange sie wegen dieser Schwangerschaft noch sauer auf mich sein will. Es ist schrecklich, wie sie mich ansieht.«
    »Sie liebt dich. Das habe ich ganz genau gesehen.«
    In diesem Augenblick läutete die Glocke über der Tür, und Poppy betrat den Laden. »Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde.«
    Ich sprang von meinem Hocker, obwohl es sich nicht so anhörte, als wäre sie sauer. »Es hat ziemlich heftig geregnet, und ich wusste nicht, wohin ich sonst gehen sollte.«
    Sie trat an den Tresen und stützte sich mit den Ellbogen auf. »Backgammon! Das habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gespielt.«
    »Es macht echt Spaß. Hast du ein Brett zu Hause?«
    »Ich könnte eins besorgen, wenn wir das nächste Mal nach Denver fahren.« Sie legte den Kopf schief. »Du spielst gern Brettspiele, stimmt’s?«
    »Ja, in meiner Familie spielen wir gern.«
    Jonah sammelte die Steine ein und verstaute immer drei oder vier auf einmal in den Seitenfächern. Seine Bewegungen waren sehr routiniert, doch dann glitten drei Steine durch die Lücke in seiner Hand, wo sich eigentlich seine Finger befinden sollten, und kullerten über den Tresen. Einer fiel zu Boden. Ich bückte mich und fand ihn unter dem Tresen. »Hier, hab ihn schon!«
    Jonahs Wangenknochen waren leuchtend rot, als er die Hand danach ausstreckte. »Danke.«
    »Wir sollten uns auf den Weg machen, Ramona«, sagte Poppy. »Kommst du heute Abend zum Feuerwerk, Jonah?«
    »Ich weiß noch nicht genau. Wir bekommen Besuch, und ich sollte eigentlich bei meiner Mutter zum Abendessen sein.« Er lächelte schief. »Du kennst ja meine Mutter.«
    »Allerdings, Junge. Allerdings. Viel Spaß.«
    Ich machte Anstalten, den Pulli auszuziehen, doch Jonah hob die Hand. »Es ist ziemlich kühl draußen. Bring ihn mir einfach vorbei, wenn du nächste Woche auf dem Markt bist.«
    »Okay. Danke.« Ich fühlte mich wunderbar, eingehüllt in Jonahs Pulli, und fragte mich, ob irgendjemandem in der Stadt auffallen würde, dass er ihm gehörte und er ihn mir geliehen hatte.
    Poppy hatte eine Million Dinge zu erledigen, bevor wir zum Feuerwerk gehen konnten. Wir hielten bei einer Freundin an, der sie Brot vorbeibringen wollte, aber ich war zu müde, um auszusteigen. Deshalb fragte ich, ob ich im Auto sitzen bleiben und ein Nickerchen auf dem Rücksitz machen dürfte. Mittlerweile war es beinahe zu warm, um Jonahs Pulli noch länger anzubehalten, aber ich tat es trotzdem, so dass mir sein Duft in die Nase stieg, als ich einschlief. Das Baby war ganz still. Vielleicht schlief sie ja ebenfalls.
    Seit heute war sie ein richtiger Mensch für mich. Ein Mensch, der eines Tages erwachsen sein würde, bestimmte Sachen besonders gern essen, bestimmte Sachen nicht gern anziehen wollen und mit Vorliebe tanzen würde. Ich stellte sie mir als Dreijährige vor, mit molligen Armen und Beinchen, und spürte, wie mich ein scharfer Schmerz durchzuckte, als würde mir jemand ein Messer ins Herz treiben. Ich würde sie nie als Dreijährige erleben – oder mit sechzehn, so wie ich es heute war. Ich spreizte die Finger und legte sie auf meinen Bauch, um sie spüren zu können. Prompt presste sich ein dicker Knubbel gegen meine Handfläche. In meinem Augenwinkel löste sich eine Träne, dann noch eine und noch eine, die in einem langsamen Strom in mein Haar sickerten.
    Was, wenn ich sie gar nicht weggeben wollte?
    Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Auch nicht während unseres Picknicks im Park, wo wir Käsesandwiches und frische Tomaten aus unserem Garten aßen. Kleine Kinder rannten mit Wunderkerzen in den Händen herum und wollten wissen, wann das Feuerwerk endlich anfing.
    »Geht es dir gut, Schatz? Du bist so still.«
    »Ich denke nur nach.«
    Sie musterte mich einen Moment lang. »Wenn du darüber reden willst, sag Bescheid. Ich werde dir immer zuhören, versprochen.«
    »Danke.«
    Erst als die Abenddämmerung hereinbrach, sah ich Jonah, der über den Rasen auf uns zugelaufen kam. Er bewegte sich mit der langbeinigen Anmut einer Antilope, und zum ersten Mal sah ich ihn mit offenen Haaren. Beim Anblick, wie sich die

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