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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ist ein Falkner?«
    »Nein, doch seine beiden Vögel sind beinahe ähnlich kostbar. Er besitzt zwei Hähne, die bisher noch jeden Kampf gewonnen haben.«
    »Ein Bettelstudent …«
    »Er hat sie selbst herangezogen. Er hält sie draußen vor Melaten bei einem Bauern.«
    »Wo wir ihn auch antreffen würden?«
    »Häufiger, fürchte ich, als in den Lektionen.«
    »Das trifft sich. Dann werden wir morgen versuchen, ihn dort aufzutreiben.«
    »Nach der Terz. Ich begleite Euch, Master John. Ich weiß, wo sich der Bauernhof befindet. Und ein Hühnchen habe ich auch noch mit ihm zu rupfen.«
    John nickte, Marian ebenfalls. Alyss überlegte, ob sie sich anschließen sollte, aber da meldete sich Frieder schon wieder zu Wort.
    »Nein, du hast dein Abenteuer gehabt, Frieder. Ich brauche dich hier, um den Rebgarten für den Winter herzurichten. In der letzten Zeit sind so viele Pflichten liegen geblieben.«
    Und damit hatte sie sich selbst verboten, die drei Männer zu begleiten.
    Andererseits – was sollte sie auch dabei? Wenn sich ihr Verdacht bestätigte, würden sie diesen Caspar auch ohne ihre Hilfe zum Turm schleppen.

37. Kapitel
    M arian schritt zwischen John und Merten aus. An seinem Gürtel hing ein Dolch, John war mit seinem Schwert gegürtet, und auch Merten trug ein Messer an der Seite. Doch die Waffen sollten als Drohung dienen, nicht den Tod des Bettelstudenten bewirken. Er hatte Mats trunken gemacht, möglicherweise war er es auch gewesen, der die Bilsentinktur in sein Bier gegeben und ihn – aus welchem Grund auch immer – niedergeschlagen hatte. Diesen Grund galt es herauszufinden.
    Der Vormittag war kalt, ein Hauch von Reif lag auf den Blättern der Büsche und Bäume. Sie färbten sich hier und da schon gelb und rot und würden, wenn die ersten Stürme kamen, das Laub verlieren. Holzrauch quoll aus den Kaminen, der Geruch von Geräuchertem kitzelte Marians Nase, ein Karren mit Schweinehälften rollte vorbei. Es war Schlachtzeit.
    Sie ließen Aposteln hinter sich, verließen die Stadt durch die Hahnenpforte, und Merten wies auf die Aachener Straße, die breit und belebt vor ihnen lag.
    »Nach Melaten müssen wir uns ein Stück links halten, dann finden wir den kleinen Hof.«
    Marian nickte nur. Hier vor den Stadtmauern erstreckten sich Felder und Weiden, das Siechenhaus, in dem die Aussätzigen ihr Dasein fristeten, lag etwas abseits der Straße.
    John verhielt sich schweigsam, Marian wusste, dass er Merten nicht sonderlich traute. Zwischen den beiden Männern herrschte ein unausgesprochenes Misstrauen. Und er selbst mochte den geckenhaften Tagedieb auch nicht sonderlich. Aber er war nützlich – in diesem Fall. Wenngleich auch Marian auf der Hut war, dass Merten sie nicht in eine Falle führte.
    Sie bogen in einen schmalen Feldweg ein, an dessen Ende eine Kate und eine Scheune standen.
    »Der Bauer heißt Alef, glaube ich«, meinte Merten, als sie das Gatter erreicht hatten. Eine Magd in schmuddeligem Kittel harkte Stroh und Mist zusammen, eine Ziege meckerte irgendwo hinter dem Gemäuer.
    Das Weib sah auf und wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab.
    »Was wollt Ihr?«
    »Ist der Caspar bei euch?«, fragte Merten. Sie machte eine Kinnbewegung über die Schulter. Offensichtlich hielt er sich hinter der Scheune auf. Sie gingen über den Hof und fanden hinter dem hölzernen Verschlag einen eingefriedeten Hofbereich, in dem einige prachtvolle Hähne zwischen weißen Hennen herumstolzierten. Auf einer Planke auf zwei Böcken stand ein derber, geschlossener Weidenkorb, in dem vermutlich der Kampfhahn transportiert wurde. Einige Metallsporne lagen daneben, Messer, eine Zange und eine Schere ebenfalls, und ein praller Körnersack lehnte an einer Strebe. Der Mann, der einen zweiten Weidenkorb reparierte, sah auf, als er die Ankömmlinge gewahrte, und Marian bewunderte Mats’ Kunstfertigkeit – er hatte die Züge des Scholaren mit seiner Zeichnung genau getroffen.
    »Caspar van Mechelen?«, fragte er.
    »Der bin ich, Herr.« Dann sah er zu Merten und grinste. »Merten, willst du meine Hähne begutachten?«
    »Nein, Caspar, die Herren haben Fragen an dich. Und ich auch. Beantworte sie.«
    »He! Was bist du so unfreundlich? Ich hab nichts Unrechtes getan. Der letzte Kampf lief ganz korrekt. Sogar Pater Urban hat auf meinen Dämon gesetzt!«
    Besagter Dämon war offensichtlich ein bunter Hahn, der gerade eben heftig auf einen anderen einpickte. Caspar trennte die beiden voneinander.
    »Es geht nicht um

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