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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kam, Frieder mit Alyss unterwegs gewesen war, musste John den Vogel fliegen gelassen haben.
    »Master John ist im Rebgarten, Frau Alyss«, bestätigte Leocadie ihr auch sogleich.
    »Gut, Frieder, bring Tilo die Börse. Er soll das Geld zählen und in der Truhe einschließen.«
    Sie ging durch das Tor und sah sich um. John lehnte an der Mauer und sah dem Falken nach. Als er sie bemerkte, ging er auf sie zu.
    »Ihr seht geschäftig aus, Alyss. Ich kann Gold und Silber in Euren Augen funkeln sehen.«
    »Eine hübsche Schmeichelei, aber es ist mehr Kupfer und Silber, das ich einnahm.«
    »Doch reicht es, um das Hauswesen mit köstlichen Pasteten zu füttern.«
    »Dazu allemal. Und einen hungrigen Mann würde ich auch noch satt bekommen.«
    »Macht keine Versprechungen, Alyss, er könnte sich als unersättlich erweisen.«
    »Dann werde ich diesen Falken zurückrufen und ihn auf den Grillspieß stecken.«
    »Ist das das Schicksal derer, die Ihr gezähmt habt, my Mistress?«
    Sie sah zu Jerkin auf, der rüttelnd über der Wiese stand. Gleich würde er hinabstoßen, und ein Geschöpf würde sterben.
    »Gezähmt? Nur weil er auf meine Hand kommt, wenn ich ihm Futter biete?«
    »Ganz zahm, my Mistress. Und nicht nur um des Futters willen«, raunte John nahe an ihrem Ohr. Ein Schauder lief über ihren Rücken.
    Der Falke kam nieder, ein ersterbender Schrei kündete vom Ende seiner Beute. Doch weder sie noch John riefen ihn zurück.
    »Ihr lasst ihm die Freiheit, seine eigene Jagd zu führen. Lasst die Bande nicht zu lose, my Mistress. Ich will Euch noch immer zu Pferde mit ihm jagen sehen.«
    »Das steht nur der Königin zu, wie Ihr wohl wisst.«
    »Eben darum.«
    »So fühlt Ihr Euch als der Vasall der Königin?«
    »Ergeben ihr, my Lady.«
    »Gut. Seid Ihr in der Lage, für mich einen Mann zu verprügeln?«
    Fast hätte Alyss gekichert, als sie Johns Verblüffung sah.
    »So er kleiner, schmächtiger und feiger ist als ich.«
    »Vermutlich größer, stärker und viel dümmer.«
    »Dann soll mir das ein Vergnügen werden, my Lady. Doch warum begehrt Ihr Blut zu sehen?«
    »Weil dieser Mann, ein Fischer, wie ich mich zu erinnern meine, eine sehr kleine, sehr schmächtige Jungfer geprügelt hat. Wir fanden Lore heute Morgen bei der Jennet im Stall, grün und blau und voll blutiger Striemen. Sie entkam der Schändung nur knapp.«
    Eis loderte unter den schweren Lidern auf.
    »Wo finde ich den son of a bitch ?«
    »Am Fischmarkt. Thys ist sein Name, verheiratet mit der Trudlin, Lores Schwester.«
    »Ich finde ihn.«
    »Geht nicht alleine. Er wird Freunde haben.«
    »Danach nicht mehr.«
    »Dennoch.«
    »Frieder wird mir den Rücken freihalten.«
    »Gut. Aber zuvor sollt Ihr gestärkt werden, Ritter mein.«

36. Kapitel
    S ie kamen kurz vor der Vesper zurück, John und Frieder. Und das Gesicht des jungen Mannes glühte vor Aufregung. Er legte ein Bündel neben den Tisch und strahlte Alyss und Hilda an.
    »Mann, hat der Fäuste!«, sagte er. »Mann, hat der Beine!«
    »Master John?«
    Der grinste.
    »Tretmühlenarbeit.«
    »Lebt der Thys noch?«
    »Ja, aber es wird ihm lange Zeit wenig Freude bereiten.«
    »Wir haben Lores Sachen mitgebracht. Viel besitzt sie ja nicht«, meinte Frieder. »Mann, was für ein Loch, in dem sie haust. Und die Schwester ist eine dumme Trutsche. Oder der Thys hat ihr schon das Hirn aus dem Kopf geprügelt.«
    »Auch das wird er in der nächsten Zeit nicht mehr machen.«
    »Und wie viel habt Ihr eingesteckt?«, brummelte Hilda.
    »Ein, zwei Kratzer. Es sollte ja nicht aussehen, als ob ich einen wehrlosen Mann schlage.«
    »Lasst sie Euch verbinden, damit Ihr nicht die Krätze davon kriegt.«
    »Er hatte ein Fischermesser«, erklärte Frieder. »Allerdings nicht lange. Es flog auf einmal weit davon, also habe ich es aufgeklaubt.« Er zeigte es vor, und Alyss erstarrte. Es hatte eine sehr lange, dünne und sehr scharfe Klinge. Ein Messer, geeignet, die zähe Haut der Lachse zu durchschneiden. Dann sah sie das Blut.
    »Es sieht aus, Master John, als müsstet Ihr wieder einmal Wams und Hemd ablegen.«
    »Immer wollt Ihr mir an den bloßen Leib, Mistress Alyss«, maulte er, nestelte aber schon an seiner Weste. Hilda schickte Frieder, einen Eimer Wasser zu holen, und ging, um den Salbentopf und Leinenbinden herbeizuschaffen.
    Der linke Ärmel des Hemdes war mit getrocknetem Blut verschmiert, und Alyss half John, es vorsichtig auszuziehen. Schon zweimal zuvor hatte sie seine Wunden versorgt, und die Narben

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