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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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grinste breit über sein faltiges Gesicht.
    »Master John!« Tilo stürzte nun auch auf ihn zu.
    Malefiz, der schwarze Kater, schlich herbei und rieb seinen Kopf an seinem Bein.
    Ja, es war ein herzliches Willkommen.
    Auch wenn Merten sich nicht daran beteiligte und stattdessen versuchte, sich ungesehen durch das Tor zu verdrücken.
    John gab Hedwigis und Leocadie herzhafte Küsse, versuchte das Nämliche bei der Haushälterin und erntete eine drohend erhobene Hand, Tilo duldete eine Umarmung, Malefiz ein Kraulen zwischen den Ohren. Sogar der Falke wurde von Leocadie auf den Arm genommen und zu ihm getragen, damit er ihm über das Gefieder streichen konnte.
    Wo war die Herrin des Hauses?
    Er sah sich suchend um, und dann entdeckte er sie. Still, ganz unbeweglich stand sie am Tor zum Weingarten. Ihr Gewand war schlicht, den Schleier, der gewöhnlich ihr Haupt bedeckte, hielt sie in der Hand, die schwarzen Haare zu einem Zopf geflochten, schimmernd wie Rabenflügel.
    Das Federvieh schwieg, ging ihm aus dem Weg. Das Hauswesen trat zurück, Hund und Kater setzten sich still nieder, als er zu ihr ging.
    »My Mistress?«
    »Master John!«
    »Ihr habt Euch nicht an spitzen Nadeln gestochen und keine wütenden Wölfe auf Euch gelenkt?«
    »So wenig wie Ihr mit Seeräubern und Vagabunden gekämpft habt, hoffe ich.«
    »Unversehrt bin ich zu Euch zurückgekommen. Habt Ihr mich vermisst?«
    »So viel, wie man die Pocken vermisst.«
    »Welch glücklichen Mann Ihr aus mir macht. Doch ich habe den Duft einer schwarzen Rose entbehrt.«
    »Ach, Ihr hättet Euch einfach schnäuzen müssen, um die Nase freizubekommen.«
    »Es hätte nichts genützt, da ich mich doch auch nach ihren Dornen sehnte.«
    Ein feines Lächeln hob die sanft geschwungenen Lippen, und die Augen unter den schwarzen Samträupchen ihrer Brauen, die stete Quelle seines Entzückens, leuchteten vor Heiterkeit.
    »›Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?‹, fragte schon Matthäus.«
    »›Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen‹, so sang Salomo«, erwiderte John und zwinkerte ihr zu. »Ihr seht, auch ich habe fleißig die heiligen Schriften studiert und allerlei Trost für meine Seele darin gefunden.«
    Er hätte zu gerne weitergetändelt, doch nun trat Frieder auf die kratzige Herrin dieses anheimelnden Hauses zu, und sie widmete ihm ihre Aufmerksamkeit.
    »Frieder, du bist ja ein Mann geworden!«, sagte sie staunend und nahm seine Hände.
    Ein dunkelrot angelaufener Frieder stammelte wirre Begrüßungsworte, wurde geherzt und lief womöglich noch röter an. Die Sprache hatte ihn zur Gänze verlassen.
    »Wie schön, dass du wohlbehalten zurück bist. Es wird deine Schwester erfreuen und ihre Genesung vorantreiben.
    »Öhm. Äh …«
    »Maid Lauryn ist krank?«, fragte John an seiner Statt. »Ich bemerkte schon ihr Fehlen. Ist es ernst?«
    »Nein, nur unangenehm. Das Fieber ist schon gesunken, und sie befindet sich auf dem Weg der Besserung. So, und nun alle wieder an die Arbeit. Master John, Ihr habt Waren mitgebracht?«
    »Die ich hier zu lagern hoffte.«
    »Selbstverständlich. Und Wohnung nehmt Ihr bei Frau Mechtild?«
    »Wenn sie mich aufnimmt. Mein erster Weg, Mistress Alyss, führte jedoch zu Euch.«
    »So habt Ihr die Neuigkeiten noch nicht vernommen.«
    »Gute oder schlechte, Mistress Alyss?«
    »Urteilt selbst.«
    Mit kalter Genugtuung vernahm John of Lynne, dass der Mann, den er für einen der übelsten Verbrecher hielt, das Zeitliche gesegnet hatte. Doch wohl war ihm dennoch nicht, als er hörte, dass sein Diener Bob, der Tat beschuldigt, im Kerker gefangen lag.
    »Und, Master John, es blieb nicht aus, dass er von meinem Bruder erkannt wurde«, sagte Alyss leise. »Doch wir schweigen darüber.«
    Das wiederum erleichterte ihn, wenn auch nur wenig.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, Mistress Alyss. Wo finde ich Marian?«
    »In Pitters Badehaus. Fragt nach dem Badergesellen Malefiz.«
    Ungläubig starrte er sie an. Dann begann er schallend zu lachen.

12. Kapitel
    M arian war ebenso erfreut, John wiederzusehen, wie Alyss’ Hauswesen. Wieder hatte Pitter ihn gehen lassen müssen, diesmal jedoch mit etwas ungehaltenen Worten.
    »Du hast dich verpflichtet, deine Arbeit hier zu leisten als Gegenwert für die Ausbildung, die du bei mir erhältst. Es ist die Art der feinen Herrchen, mal zu kommen, mal zu gehen, wie es ihnen beliebt«, hatte der Bader geknurrt.
    »Ja, verzeih. Aber ich habe

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