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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Almut seufzte. »Sie ist ein so duldsames Weib.«
    »Ja, bewundernswert.«
    Tiefsinnig sahen Mutter und Tochter einander an. Beide waren alles andere als duldsam.
    »Je nun, Frau Mutter. Kennt Ihr den Schöffen Endres Overstoltz?«
    Almut gab ein verächtliches Grummeln von sich.
    »Ah, Ihr kennt ihn.«
    »Er hat Catrin verhört. Ich kenne ihn nicht gut … Wie man eben Leute so kennt. Ich weiß nur, dass er mal um Catrin angehalten hat. Ihr Vater – Gott hab ihn selig, und der Teufel möge ihn noch lange in trüber Brühe kochen – war damals überwältigt von dem Angebot. Ein Mann aus vornehmem Geschlecht wollte diese Missgeburt von Tochter ehelichen. Er wandte Druck an, aber Catrin – sie war ja bereits einundzwanzig – überlegte schon seit geraumer Zeit, sich den Beginen anzuschließen. Dein Vater und ich unterstützten sie, denn der Bewerber war in unseren Augen eine schlaffe Bleichwurz. Kurzum, Catrin legte das graue Gewand an, und ihr Vater musste dem Overstoltz absagen, was zu einer hässlichen Szene führte.«
    »Dacht ich es mir doch! Der Overstoltz verträgt keine Ablehnung. Und jetzt lässt er diesen Ärger an ihr aus.«
    »Muss man etwas unternehmen?«
    »Wir haben schon getan, was notwendig ist. Drei Gnadengesuche werden bei der nächsten Gerichtssitzung vorgelegt. Außerdem gibt es einen weiteren Verdächtigen.«
    »Sollte das nicht wirken, sag mir Bescheid. Gnadengesuche für Catrin werde ich dutzendweise beibringen können.«
    »Ich weiß. Und es werden sicher auch wieder einige Schöffen von der Kränk gesundet sein, sodass die Stimme des Overstoltz’ wenig Gewicht hat. Zu welchem Zweig der Familie gehört der eigentlich, Frau Mutter?«
    »Ich glaube, er gehört zu denen vom Vogelsang, aber ich habe mich nie besonders für die Patrizierfamilien interessiert. Mein Vater hätte dir das alles erklären können.«
    »Ist wohl auch nicht mehr wichtig. Viel zu kamellen hat der Endres Overstoltz vermutlich nicht mehr, wenn das gesamte Schöffenkolleg zusammentritt.«
    »Ist der neue Verdächtige denn der Mörder?«
    Alyss fiel es schwer, ihre Mutter zu belügen. Sie zupfte an ihrem Schleier und schüttelte dann den Kopf.
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Ein langer Blick streifte sie. Sie zupfte noch einmal an dem Tuch und wusste ganz genau, dass sie sich damit verriet.
    »Schon gut, meine Tochter, ich frage nicht weiter. Oder besser, ich frage etwas anderes. Du und dein Bruder, ihr werdet es doch wohl nicht tatenlos den Schöffen überlassen, den Mord an Arndt van Doorne aufzudecken?«
    »Nein, Frau Mutter, das werden wir nicht.«
    »Seid vorsichtig. Kommt nicht auch bald dein englischer Kaufmann zurück?«
    Alyss machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Aber sie merkte die Röte, die ihr ins Gesicht schoss.
    »Also bald. Das ist gut. Master John ist ein verlässlicher, kluger Mann.«
    »Ist er.« Alyss stand auf. »Ich muss zurück. Lauryn ist krank, der Wein gärt, und die Brouwers wollen heute Leocadies Pelze liefern.«
    »Dann eile, Kind. Und – solltest du deinen überaus reinlichen Bruder treffen, richte ihm bitte aus, dass sein Vater sich zukünftig von ihm den Bart stutzen lassen wird.«
    So viel zum Gesellen Malefiz und der tief in die Stirn gezogenen Gugel.
    Alyss machte, dass sie davonkam. Die mater inquisitoris war bei Weitem zu scharfsichtig.
    Am Mittagstisch des Hauswesens hatten sich zwei Männer eingefunden, die der Gemeinschaft höchst willkommen waren. Wynand Brouwer hatte höchstselbst die Rauwaren vorbeigebracht, und Leocadie hielt mit wässrigen Augen einen weißen Fuchspelz in den Armen. Das empfindsame Mädchen liebte Felle nicht, sie sah immer die munteren Tierchen darin, die dafür geopfert wurden. Aber ihre Eltern hatten Anweisung gegeben, ihr die prächtigste Ausstattung zusammenzustellen, die möglich war, also gehörte in die Brauttruhe auch kostbares Pelzwerk. Hedwigis hingegen hatte leicht gerötete Wangen und schien sich an der Aufmerksamkeit zu erfreuen, die Brouwer ihr entgegenbrachte.
    Merten aber wandte sich Alyss zu und lächelte sie strahlend an.
    »Ich habe wieder einen Beutel Münzen für Euch in das Kontor gelegt, Frau Alyss. Ich weiß ja, dass Ihr Euren Verdienst sorgsam einteilt und zum Nutzen des Hauses verwendet. Doch solltet auch Ihr ein paar der schönen Pelze erstehen. Schwarze, weiche, Euren Haaren gleich.«
    »Ich benötige keinen Putz, meine Truhen sind gut gefüllt. Aber die Abrechnungen werde ich nachher mit dir durchgehen.« Dann wandte sie

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