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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auch heiraten können, nicht wahr?«
    »Hätte ich. Aber mir behagte das Leben unter Frauen mehr. Hier bei den Beginen galt ich nicht als Handelsware. Hier wurde ich trotz meines Stotterns geachtet. Und die Arbeit als Wehfrau bringt Achtung.«
    »Ja, das ist richtig. Und dennoch, Catrin – wenn ein Mann wie Robert dir begegnet wäre, hättest du dich dann ebenfalls zum Leben im Konvent entschieden?«
    Catrin wickelte den Saum ihres grauen Gewandes um die Finger.
    »Es g… gibt nicht v… viele Männer wie ihn.«
    »Nein, Liebes, es gibt nicht so sehr viele seiner Art. Er war dir zugetan.«
    Sie nickte, und ein Tropfen fing sich in ihren Wimpern.
    »Catrin, der Ehehammel meiner Schwester war ein übler Kerl. Weit übler, als wir einst dachten. Es gab immer Spannungen zwischen den Brüdern.«
    »Ja, ich weiß.«
    »John of Lynne war Robert mehr Bruder als Arndt.«
    »Ja, Marian, das war er wohl. Er ist ein harter, schweigsamer Mann unter seinem verbindlichen Wesen, aber Robert hielt große Stücke auf ihn.«
    »So große, Catrin, dass er ihn mit seinem Leben beschützt hat.«
    »Hat er das?«
    »Er hat es getan, obwohl er anderen damit große Trauer und Schmerzen verursacht hat.«
    Mit großen Augen sah Catrin ihn an.
    »Was hat er getan?«
    »Er hat ihn gerettet. In einem gefährlichen Spiel, Catrin, hat er sein Leben gerettet und beschützt. Ein Spiel, das noch nicht zu Ende ist – auch nach Arndts Tod nicht.«
    »Was heißt das?«
    Marian nahm ihre Hände in seine.
    »Catrin, wir sind zum Schweigen verpflichtet. Darum verrate dich nicht mit deinem Wissen. Aber Robert lebt – der Mann, der damals in seinen Kleidern gefunden wurde, war ein Dieb, der sie angelegt hatte.«
    Er hatte erwartet, dass Catrin zusammenbrechen würde, doch sie blieb ganz ruhig.
    »So habe ich mich nicht getäuscht, Marian«, sagte sie leise. »Ich wollte es nicht glauben. Aber damals, als sie ihn aufgebahrt haben, bin ich heimlich zu ihm geschlichen. Sie wollten nicht, dass ich ihn sah.«
    »Du hast ihn nicht erkannt?«
    »Nein, ich zweifelte. Seine Hände, weißt du …«
    »Ja, es war ein derber Bettler oder Streuner. Kein Mann, der die Qualität feiner Tuche mit den Fingerspitzen bestimmen konnte.«
    »Wo ist er?«
    »Bei John. Als sein Diener Bob. Und das wird er noch einige Zeit bleiben.«
    Catrin biss sich auf die Lippen.
    »Schütze auch du sein Leben. Es ist noch immer in höchster Gefahr.«
    »Ja, sicher.«
    »Catrin!« Ganz sanft sagte er es. »Catrin, wann immer er in Köln war, hielt er sich hier in deiner Nähe auf. Er wollte immer wissen, ob es dir gut geht.«
    Und nun legte Catrin ihren Kopf an seine Schulter und weinte bitterlich.

15. Kapitel
    J ohn lächelte die junge Schlupfhure an, die mit keckem Röckeschwenken auf ihn zukam.
    »Meister Johann! Ihr seid wieder in Köln?«
    »Wie du siehst, Hedi. Und auf der Suche nach Unterhaltung.«
    »Die will ich Euch gerne bieten. Mögt Ihr ein wenig bummeln? Der Fredi backt seine Pasteten noch immer drüben am Eck, und die Olivia bestickt noch immer schöne Taschen.«
    »Und wenn ich nun nicht hungrig bin und keine hübsche Tasche brauche?«
    Wieder kicherte Hedi.
    »Dann können wir auch in meine Kammer gehen, und ich kümmere mich später um Essen und Täschchen.«
    »Das würde mir gefallen.«
    John folgte der jungen Frau zu einem schmalbrüstigen Haus, aus dessen oberem Fenster eine neugierige Vettel keifte.
    »Die ist bloß neidisch, weil sie eine alte Dörrpflaume ist und keinen hübschen Mann mehr in ihr Bett bekommt«, erklärte Hedi und wies auf die Stiege. »Da hinein, Meister Johann. Und macht es Euch gemütlich. Ich hole uns einen Schoppen Wein.«
    Die Kammer war zwar unordentlich, zwei Cotten hin gen über einem Schemel, eine Decke knäuelte sich auf der klumpigen Matratze zusammen, Pantinen standen auf einem Schemel am Fenster, aber alles in allem war Hedi reinlich. John nahm die Pantinen herunter und setzte sich auf den Schemel. Mit einem Krug und zwei Bechern kam die Schlupfhure zurück.
    »Ist kein schlechter Wein, Meister Johann, und ich habe Honig und Kräuter hineingetan. Aber er kostet extra.«
    »Du sollst deinen Lohn bekommen, Hedi. Und zwar für deine Zeit und deinen Wein.«
    »Was denn, nur für meine Zeit?«, schnurrte sie und setzte sich auf seinen Schoß. Sacht schob er sie von sich.
    »Für deine Zeit, denn ich habe Keuschheit gelobt.«
    »Huch!« Und wieder kicherte sie. »Ihr haltet mich für jeck, was, Meister Johann?«
    »Nein, Hedi, es ist mir

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