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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Catrin.«
    »Nein, die sollst du nicht essen. Mutzen – deine Schwester hat von einer Mutzenbäckerin geschwärmt. Ich habe überhaupt nicht verstanden, was sie damit wollte. Sie mag doch süße Wecken viel lieber.«
    Marian schüttelte energisch den leichten Schleier der Entspannung ab. Catrin war gelegentlich etwas schusselig, aber wenn man ein wenig konzentriert nachfragte, fand man recht schnell heraus, was sich hinter ihren kryptischen Äußerungen verbarg.
    »Du hast meine Schwester im Turm aufgesucht?«
    »Ja, heute Morgen, noch vor der Messe. Pater Henricus wollte mit ihr und Gislindis beten. Ich habe ihn begleitet. Na, du weißt ja, wie sie manchmal ist …«
    »Armer Pater Henricus.«
    »Ach, sie war diesmal ganz sanft zu ihm. Nur das mit den Mutzen – sie machte sich Sorgen um die Mutzenbäckerin Momke. Ja, das war es. Ich wusste gar nicht, dass sie eine solche Frau kennt. Aber vielleicht hat sie ihr Wein verkauft?«
    »Sie hat inzwischen viele Kunden. Ich werde das Hauswesen fragen.«
    »Ja, und dem süßen kleinen Sohn der Momke, dem geht es wohl nicht besonders gut. Alyss meinte, du solltest dich nach seinem Befinden erkundigen.«
    Jetzt spitzte Marian noch etwas aufmerksamer die Ohren. Die Bäckerin mochte noch durchgehen, aber ihr Sohn … Warum erinnerte Alyss sich nach vier Tagen im Turm an den Sohn dieser Frau?
    »Wo finde ich denn die Momke, Catrin? Hat sie dir das auch verraten?«
    »Am Malzbüchel, hat sie gesagt. Komisch, das sollte ich mir gut einprägen. Das ist aber seltsam.«
    »Ich könnte mir vorstellen, Catrin, dass meine Schwester mit diesem Hinweis etwas bezweckt. Eine versteckte Botschaft vielleicht – es war doch sicher ein Wachmann zugegen.«
    »Ja, ja, natürlich. Darauf hätte ich auch kommen können.«
    »Schon gut, Catrin. Ich kümmere mich darum.« Und dann schaute er in die Runde. »Wohledle Damen!«
    Das Gekicher und Geschwätze hörte auf, und alle Blicke richteten sich auf ihn. Ganz kurz fühlte Marian sich überhaupt nicht wohl unter diesem Ansturm weiblicher Aufmerksamkeit. Aber die Gelegenheit war doch zu günstig. Die Beginen, manche von ihnen älter als seine Mutter, andere jünger als Catrin, mochten wohl von einer Mutzenbäckerin gehört haben.
    »Kennt jemand unter euch die Mutzenbäckerin Momke vom Malzbüchel?«
    »Bist du Schleckermaul nicht zufrieden mit meinen Dampfnudeln?«
    »Doch, Frau Tina, sie waren köstlich. Und mir steht auch nicht der Sinn nach Mutzen, sondern nach dem Weib, das sie backt.«
    Gemurmel erhob sich, dann sagte die alte Elsa mit ihrer krächzenden Stimme in die Runde: »Die ist tot. Schon lange. Die Momke. Ja, die ist tot.«
    Das wurde ja immer bemerkenswerter.
    »Und ihr Sohn.«
    »Hätt keinen Sohn.«
    Noch seltsamer.
    »Aber es gibt doch da eine Mutzenbäckerin … die Wenke.« Die junge Pförtnerin rieb sich die Nase, und die Meisterin betrachtete sie mit schräg geneigtem Kopf.
    »Walberga, du hast eine Muhme am Malzbüchel wohnen.«
    »Ja, Frau Clara. Und die Mutter der Mutzenbäckerin war auch schon Bäckerin.«
    »Schmecken die Mutzen von ihr?«, fragte Marian, und die Pförtnerin grinste verlegen.
    »Ja, die sind gut.«
    »Dann werde ich sie bei Gelegenheit auch mal probieren.«
    Marian blieb noch eine Weile bei den Beginen, die jedoch von nachmittäglicher Mattigkeit übermannt wurden, und um selbst den Hollerweindunst aus dem Hirn zu bekommen, machte er sich bald darauf wieder auf den Weg zur Witschgasse, um dort mit dem Hauswesen und hoffentlich auch John oder Fredegar seine sonntägliche Beute teilen zu können. Und sich nach Lore zu erkundigen.

26. Kapitel
    M arians Wunsch ging in Erfüllung, und nicht nur das, auch seine Eltern hatten sich eingefunden. Man saß im Saal, die Jungfern trugen eben die Reste ei nes weit schlichteren Mahls ab, als das, was er genossen hatte. Dafür war kein Hauch von Schläfrigkeit zu verspüren.
    »Du kommst eben recht zu unserer Beratung«, sagte Frau Almut, als er sich auf die lange Bank neben John setzte.
    »Das trifft sich, denn auch ich habe Neues zu berichten. Aber zuerst – ist Lore gefunden?«
    »Wir haben sie aus der Unterwelt befreit. Aber sie ist in einem entsetzlichen Zustand«, erklärte John.
    »Braucht sie meine Hilfe?«
    »Sie hat ein paar Tage nichts gegessen und viel geweint, das wird die Natur heilen. Ihr Leib hat keine Verletzungen davongetragen, sagen die Maiden, die sie gebadet haben.«
    »Nein, sie ist magerer, hat ein paar Abschürfungen, aber sie ist heil«,

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