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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Geheimnisse anderer zu wahren. Nehmt es ihm nicht übel, Alyss.«
    »Nein, das tue ich nicht.« Und wieder einmal huschte ein Lächeln über ihre Züge. »Nicht mehr.«
    Robert lächelte umgehend zurück.
    »Er ist ein Meister der hintersinnigen Tändelei, Alyss, aber in seinem Herzen ist er von großer Ehrlichkeit.«
    »Und von überwältigender Männlichkeit.«
    Robert lachte laut auf.
    »Oh ja, eene Strunzbüggel ist er auch!«
    »So nannte Lore ihn ebenfalls«, meinte Marian mit einem Grinsen. »Was uns zu der Eselin führt, die den Unwillen unserer scharfschnäbeligen Gänsehirtin erregte.«
    »Ah ja. Eine Geschichte, die unter uns bleiben sollte. Alyss, selbst aus dem Grab heraus hat mein Bruder noch versucht, Euch und anderen Schwierigkeiten zu machen. Es ergab sich, dass ich heute Vormittag hier anklopfte, um Euch diese beiden Dokumente zu übergeben und Euch meine Vorgehensweise zu erklären. Ihr wart zu den Franziskanern ausgeflogen, wie mir Hilda erzählte. Darum legte ich die Pergamente hier im Kontor ab und schwätzte eine Weile mit ihr. Ihre Pasteten sind so appetitlich wie zuvor, ich hatte sie vermisst. Aber kurzum, während dieser köstlichen Stunde sprach ein Mann vor, der sich als Rosshändler bezeichnete und forderte, John of Lynne zu sprechen, wohnhaft im Hause des Arndt van Doorne.«
    »Was für eine Frechheit!«, schnaubte Marian.
    »Ja, das aber war nicht alles. Ich fragte nach seinem Begehr, und er legte mir einen Wechsel vor.«
    »Ei wei, das Spiel kennen wir doch.«
    »Ganz recht. Ein von Arndt gesiegeltes Pergament, das behieß, dass John of Lynne einem Domenicus ten Hoeve siebzehn Kölner Mark am Messtag zu Köln zu zahlen habe, womit Arndts Schulden an ihn beglichen seien. Ich überzeugte ihn, dass ich John of Lynne in allen geschäftlichen Belangen vertreten könne, da er mein Kompagnon sei.«
    »Der Rosshändler war jener ten Hoeve?«
    »Richtig, und er hat vor zwei Monaten dem Arndt ein Pferd verkauft, gegen eben diesen Wechsel.«
    »Und der hat den so einfach angenommen, ohne John zu kennen?«
    »Er kannte John, er ist in Deventer kein Unbekannter, Frau Alyss, und hat den Ruf, ein redlicher Kaufmann zu sein. Ich verwickelte ten Hoeve in ein Gespräch und stellte fest, dass er etwas weniger redlich war. Mich flog also eine Idee an, die einige Eurer Sorgen vermindern konnte. Statt der beträchtlichen Summe von siebzehn Kölner Mark bot ich ihm also den Besitz eines Hauses an, das ich – verzeiht diese Anmaßung – von meinem just verstorbenen Bruder Arndt geerbt hatte und das einen stattlichen Zins abzuwerfen pflegt. Er war nach einigem Nachdenken höchst angetan von dem Vorschlag, und wir setzten ein Dokument auf. Allerdings gab ich zu bedenken, dass der Wert des Hauses weit über der genannten Summe lag, und er erklärte sich bereit, mir ein Tier aus seinem Angebot zu überlassen.«
    »Da er mit derart kostbaren Rössern zu handeln pflegte, nehme ich an, dass er überrascht war, als Ihr das magere Eselchen wähltet.«
    »Überrascht sicher, doch er ist ein heller Kopf und erkannte auch den Hintersinn darin. Dass ich als würdiger Tuchhändler nicht eben glücklich über ein ererbtes Hurenhaus sein konnte, verstand er. So haben wir beide ein günstiges Geschäft abgewickelt. Ich zerrte Jennet her und eilte dann zum Ratshaus, um die Eintragung in den Schreinsakten in Auftrag zu geben.« Robert schaute auf den roten Siegelring an seiner Hand. »Nun ja, dieses Siegel war hilfreich dabei, die Wahrheit ein klein wenig zu verbiegen. Aber eine Notlüge wird der Herr mir wohl verzeihen.«
    »Es ist niemand zu Schaden gekommen.«
    »Und einer Eselin wird es nun besser gehen.«
    »Ich danke Euch, Robert. Ja, ich habe Euch sehr viel zu danken.«
    »Vergesst nicht, dass auch ich Euch viel zu danken habe. Ich werde jetzt einen Besuch bei Eurer Frau Mutter machen. Wie ich hörte, weilt Frau Catrin heute bei ihr.«
    »Richtet ihr meine Grüße aus. Und nehmt Euer Herz mutig in die Hand, Robert!«
    Er stand auf und sah auf sie nieder.
    »Mir ist bang wie einem Jüngling, der zum ersten Mal einem Weib begegnet.«
    Marian stand ebenfalls auf.
    »Soll ich Euch begleiten und Euch die süßen Worte der Minnesänger zuflüstern?«
    Robert straffte sich.
    »Das eine oder andere wird mir vielleicht selbst einfallen.«

32. Kapitel
    N achdem Robert gegangen war, schritt Marian einige Male unruhig im Kontor auf und ab. Seine Ziehschwester Catrin würde sich vermutlich nicht lange zieren, wenn Robert van

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