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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Ansicht bin.«
    »Mein lieber Herr, es tut nichts zur Sache, ob Sie dieser Ansicht sind oder nicht«, sagte Captain Watkyn unverblümt. »Sie müssen sich von der Idee freimachen, dass Sie, falls Sie gewählt werden, sich anstrengen und diese Versprechen auch einlösen müssen. Es geht in erster Linie darum, Stimmen zu sammeln, und als parteiloser Kandidat müssen Sie Ihre Wahlkampfbroschüren eben mit den Themen füllen, die die Parteien links liegen lassen, wie eben die Todesstrafe. Denn bei jedem anderen Thema lautet Ihre Devise grundsätzlich: Jede einzelne Entscheidung ist allein aufgrund der Sachlage zu treffen.«
    »Ich verstehe. Wenn ich also eine Rede halte, muss ich mich auf die Themen beschränken, die die Parteien links liegen lassen?«
    »Nein, nein«, erklärte Captain Watkyn geduldig, »das dürfen Sie auf gar keinen Fall. Sie müssen auf diese Themen ausführlich eingehen, aber Sie sollten es unbedingt bei frommen Wünschen belassen.« Ihm kam eine Idee. »Machen wir eine Probe. Stellen Sie sich vor, ich sei ein Zwischenrufer. Ich sage: ›Wie sieht’s mit den Exporten aus, he? Wie sieht’s mit den Exporten aus?‹ Dann antworten Sie …?«
    Fen überlegte einen Augenblick und erwiderte dann:
    »Ah, ich bin froh, dass Sie danach gefragt haben, mein Freund, denn Ihre Frage berührt eines der entscheidendsten Probleme, vor denen unser Land heute steht – ein Problem, möchte ich hinzufügen, das durch starre, von Parteiinteressen bestimmte Politik niemals in den Griff zu bekommen ist.
    Was ist mit den Exporten, fragen Sie? Darauf kann ich nur antworten: Was ist mit den Importen ?
    Meine Damen und Herren, ich habe keinen Grund, von oben herab zu Ihnen zu sprechen. Politik hat mit gesundem Menschenverstand zu tun – und gesunder Menschenverstand ist ein Gebiet, auf dem sich die ganz gewöhnlichen Bürgerinnen und Bürger vortrefflich auskennen. Legen Sie diesen Maßstab an die Frage nach den Exporten an; durchschneiden Sie die leere Rhetorik des Parteiengeschwätzes mit einem sauberen, glänzenden Schwert. Und was entdecken Sie dann? Sie entdecken, dass Export Import und Import Export bedeutet. Wenn wir importieren wollen, müssen wir exportieren. Wenn wir exportieren wollen, müssen wir importieren. Und dasselbe gilt für alle anderen Völker, egal welcher Hautfarbe oder Religion. So einfach ist die Sache.
    Sagte ich einfach? Ja, aber eben auch lebensnotwendig, wie unser Freund ganz richtig betont hat. Wir alle wollen England blühen sehen; wir alle wollen für unsere Kinder und Kindeskinder eine Zukunft schaffen, in der keine schrecklichen Kriege mehr drohen. Und ich bin mir sicher, dass Sie es mir nicht als egoistisch ankreiden, wenn ich sage, dass wir alle selbst gerne noch einige Jahre dieser Zukunft erleben wollen. Und warum auch nicht? Es ist ein großes Ideal, für das wir da kämpfen, aber es ist kein unmögliches …
    Meine Damen und Herren, die Welt steht am Scheideweg. Wir können triumphierend voranschreiten – oder in Barbarei und Schrecken versinken. Und es ist an Ihnen – an jedem Einzelnen von Ihnen – zu entscheiden, welche Richtung wir einschlagen sollen.
    Nun, mein Herr, ich hoffe, dass ich Ihre Frage beantworten konnte. Vielleicht habe ich etwas übersehen, wie schon der Affe sagte, als er über den Igel stolperte …«
    Captain Watkyn war professionell beeindruckt.
    »Sie sind ein Naturtalent, alter Junge«, stellte er nüchtern fest. »Können Sie so weitermachen?«
    »Unendlich«, versicherte Fen ihm. »Ich beherrsche alle Klischees, weil ich eine literaturwissenschaftliche Ausbildung genossen habe.«
    »Dann haben wir gewonnen«, sagte Captain Watkyn. »Hier, darauf müssen wir trinken.«
    Sie tranken, und zufrieden seufzend meinte Captain Watkyn:
    »Nun, jetzt kann ich Ihnen ja erzählen, Professor Fen, dass ich anfangs ein wenig nervös war, was Sie anging. Ich habe mich im Laufe der Zeit mit einigen sehr merkwürdigen Kunden herumschlagen müssen, und manche brachten aus dem Stegreif nur mit Mühe und Not einen kompletten Satz zustande. Gott sei Dank müssen wir uns darüber keine Sorgen machen.
    Lassen Sie uns eine Wahlkampfstrategie festlegen. Ich stelle mir vor, dass wir zusätzlich zu den Pflichtveranstaltungen jeder einzelnen Wählerschicht etwas bieten.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, ich kenne die Gegend hier ziemlich gut«, sagte Captain Watkyn, »und ich denke, ich habe einen recht guten Überblick über die Lage. Das hier ist ein dankbarer Wahlkreis, denn die Leute

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