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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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»Und ob, ich wäre beinahe tot umgefallen vor Angst! Da war er, weiß und nackt lauerte er hinter den Ginsterhecken vor Sweetings Bauernhof. Und eben wie ich da vorbeigehen will, springt er geradewegs auf mich zu und macht ›Buh!‹, macht er, ›Buh!‹«
    Daraufhin kicherte ein junger Flegel leise.
    »Und was geschah dann?«, wollte jemand wissen.
    »Ich hab nach ihm geschlagen«, gab die ältere Dame zurück, während sie zur Illustration herumfuchtelte, »mit meinem Schirm.«
    »Haben Sie ihn getroffen?«
    »Nein«, antwortete sie sichtlich zerknirscht. »Er entwischte mir und machte sich auf und davon, noch ehe ich ›papp‹ sagen konnte. Und wie es mir gelang, mich bis hierher zu schleppen, werde ich mein Lebtag nicht erfahren. Ja, danke schön, Mrs. Herbert, ich nehme noch einen, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Muss ein Exhibizist gewesen sein«, kam ihr einer der Anwesenden zu Hilfe. »Wenn einer rumgeht und sich im Adamskostüm zeigt, sagt man Exhibizist dazu.«
    Dieser Einwand rief, haftete ihm doch ein Beigeschmack von intellektuellem Snobismus an, nicht sonderlich viel Beachtung hervor. Ein stumpfsinnig wirkender Mann mittleren Alters, der die Uniform eines Schutzmannes trug, stand, ein Notizbuch in der Hand, daneben und sagte:
    »Nun, ich denke, wir wissen alle, wer das war. Einer von diesen Spinnern ist von da oben aus dem Sanatorium ausgebrochen.«
    »Seit zehn Jahren«, sagte ein finster dreinschauender alter Mann, »wusste ich, dass das irgendwann passieren würde. Habe ich es nicht immer und immer wieder gesagt?«
    Die angewiderte Stille, mit der diese rhetorische Frage aufgenommen wurde, bestätigte nachdrücklich, dass er genau das gesagt hatte. Dieselbe Abneigung muss Kassandra nach dem Fall Trojas entgegengeschlagen sein; denn es ist ausgesprochen ärgerlich, wenn sich entgegen aller Vernunft herausstellt, dass jemand mit einer fixen Idee auch noch Recht hatte.
    Der Experte in Sachen psychologische Fachterminologie sagte: »Wir sollten einen Suchtrupp auf die Beine stellen, das sollten wir tun. Wahrscheinlich ist der Kerl gefährlich.«
    Aber der Schutzmann schüttelte den Kopf. »Ich schätze, darum wird sich Dr. Boysenberry kümmern. Ich werde ihn gleich mal anrufen, obwohl ich mir sicher bin, dass er schon über alles Bescheid weiß.« Er räusperte sich und sprach lauter. »Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung«, verkündete er. »Überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung.«
    Die Besucher des Lokals, die nicht das geringste Anzeichen eines solchen Gefühls gezeigt hatten, nahmen diese Ankündigung teilnahmslos auf, abgesehen nur von der älteren Dame mit der Perücke, die der Brandy inzwischen ein klein wenig vorlaut gemacht hatte.
    »Tse!«, stieß sie hervor. »Das sieht dir ähnlich, Will Sly. Ein Vogel Strauß bist du, jawohl, der seinen Kopf in den Sand steckt. ›Kein Grund zur Beunruhigung‹, wie? Wenn er dich angefallen hätte, würdest du dich nicht hinstellen und sagen, es gäbe ›keinen Grund zur Beunruhigung‹. Da war er plötzlich, weiß und nackt, wie ein böser Geist …«
    Ihr Publikum war jedoch an einer Wiederholung der Geschichte sichtlich uninteressiert. Es zerstreute sich und wandte sich wieder seinen wartenden Gläsern und Bierkrügen zu. Der finster dreinschauende Mann drängte sich den Gästen mit selbstzufriedenen Wiederholungen seiner weisen Voraussicht auf. Der Psychologe machte sich daran, mit leiser Stimme einem ausschließlich männlichen Zuhörerkreis einen ebenso detaillierten wie schlüpfrigen Vortrag über die Gewohnheiten von Exhibizisten zu halten. Und Konstabler Sly, gerade im Begriff, das Telefon des Lokals in Beschlag zu nehmen, entdeckte zum ersten Mal, seit sie und Fen die Bar betreten hatten, die junge Frau aus dem Taxi.
    »Hallo, Miss Diana«, sagte er und grinste unbeholfen. »Nehme an, Sie haben schon gehört, was passiert ist?«
    »Das habe ich, Will«, sagte Diana, »und ich glaube, dass ich Ihnen ein Stück weiterhelfen kann.« Sie erzählte von der Begegnung mit dem Verrückten.
    »Ah«, entgegnete Sly. »Das könnte sehr hilfreich sein, Miss Diana. Er lief in Richtung Sanford Condover, sagen Sie?«
    »Ja, soweit ich es sehen konnte.«
    »Ich werde Dr. Boysenberry über diese Tatsache in Kenntnis setzen«, sagte Sly umständlich. Er wandte sich an die Frau, die hinter dem Tresen stand. »Kann ich mal das Telefon benutzen, Myra?«
    »Du kannst das Telefon benutzen, mein Lieber«, sagte Myra Herbert, »wenn du zwei Pennies in die Kiste

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