Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)
Rechte und schüttele sie.
»Versprochen.«
So ein Mistkerl! Ganz systematisch hat er mich weichgekocht, fluche ich innerlich, als ich nur drei Tage später vom Gewerbeamt wiederkomme und meine Wohnung in heillosem Chaos vorfinde. Der gesamte Flur steht voller Umzugskartons, die sämtliche schon bessere Tage gesehen haben. Im ersten Stock liegt ein Wust aus Büchern, DVDs und Kleidungsstücken.
»Sorry, Vivi, ich sammle das gleich auf, der Karton war wohl nass, und der Boden ist aufgeweicht«, erklärt Lutz, während er sich an mir vorbeidrückt.
»Du solltest dich direkt darum kümmern, wenn Herr Lorenz aus dem ersten Stock das sieht, bekommt er einen Anfall.«
»Oh, ist das der grauhaarige Mann mit dem Stock?«, fragt Lutz, und mir schwant Böses. »Ja, den habe ich schon, ähm, kennengelernt.« Na wunderbar.
»Und was ist das hier alles?«, frage ich mit einer ausladenden Handbewegung.
»Ach, das ist nur mein Kram, das räume ich alles in mein Zimmer, keine Sorge.«
»Das will ich dir auch geraten haben«, sage ich und sehe ihn drohend an. Er lacht schallend und klopft mir auf die Schulter.
»Huh, Vivi, mach doch nicht so ein Gesicht, da bekomme ich ja Angst.«
»Das ist ja auch der Zweck der Übung. Ich gehe jetzt ins Arbeitszimmer und schließe die Tür hinter mir. Du kannst anklopfen, wenn das Chaos hier beseitigt ist. Ich kümmere mich derweil um unseren Businessplan.« In diesem Moment spüre ich einen Stoß im Rücken und fliege beinahe in Lutz Arme.
»Kannst du nicht aufpassen?«, herrscht dieser einen schmächtigen Kerl mit schulterlangem, dunklen Haar an, der mit einem riesigen Karton hereingekeucht kommt.
»Tschuldigung«, nuschelt er, »das war der Letzte.«
»Das ist Paul, mein alter Mitbewohner. Paul, das ist Vivi.«
»Jo«, sagt der und wirft Lutz wohl so etwas wie einen anerkennenden Blick zu.
»Seine neue Mitbewohnerin und Chefin«, sage ich steif und reiche Paul die Hand.
»Jo«, wiederholt der. Ob er auch was anderes sagen kann? »Paul ist Musiker. Geiger, um es genau zu sagen«, erklärt Lutz.
»Jo.«
»Also, ich bin im Büro«, sage ich und nicke Paul noch einmal zu: »Man sieht sich.«
»Jo.«
»Kannst du Trottel auch was anderes sagen?«, höre ich Lutz fragen, bevor ich das Chaos aussperre und mich am Schreibtisch niederlasse.
Kapitel 10
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In den nächsten Wochen komme ich kaum zum Schlafen. Wahrscheinlich würde ich noch mehr arbeiten als zuvor, wenn ich nicht diesen neuen Mitbewohner hätte, der darauf besteht, dass ich regelmäßig Nahrung zu mir nehme, Pausen einhalte und mich manchmal abends entspanne, um mit ihm auf der Couch zu liegen und einen Film anzugucken. Insofern ist es gar nicht so schlecht, mit Lutz zusammenzuwohnen. Teilweise bin ich richtig gerührt, wie er sich um mich kümmert. Wie eine Mutter. Oder wie Simon. Dann treibt er mich wieder zur Weißglut mit seiner, wie er es nennt, entspannten Art. Ich nenne das eher schlampig und unzuverlässig. Am meisten stören mich die ständig wechselnden Frauen, die er am Wochenende anschleppt. Für die Nacht habe ich mir jetzt Ohropax aus der Apotheke geholt, seitdem ist es ein bisschen besser. Aber wenn ich abends im Arbeitszimmer sitze und die sich
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