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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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reibt an meiner Gesichtshaut herum.
    »Du siehst aus wie ein Schornsteinfeger«, er lächelt und zieht eine Packung Papiertaschentücher aus seiner Jackentasche.
    »Was?«, frage ich irritiert. Dann fällt mir wieder ein, dass mein Kopf sich genau neben dem Auspuffrohr befand, als sich meine Deckung in Form des Jeeps zu bewegen begann. Hektisch krame ich meinen Handspiegel hervor und werfe einen Blick hinein. Oh nein! Das darf nicht wahr sein. Meine linke Gesichtshälfte ist kohlrabenschwarz. Ich sehe aus wie Donald Duck, wenn in seinen Händen mal wieder irgendeine Erfindung seiner Neffen explodiert ist. Ich reiße Simon das Tempo aus der Hand und beginne wie verrückt an meinem Gesicht herumzurubbeln. Am Ende der Aktion ist es nicht mehr schmutzig-schwarz, dafür aber leuchtend rot. Ich könnte heulen vor Wut. Simon steht die ganze Zeit neben mir und betrachtet mich aufmerksam. Ist mal wieder die Ruhe selbst. Nachdem ich wieder halbwegs wie ein Mensch aussehe, klappe ich den Spiegel energisch zu und stopfe ihn zurück in die Handtasche.
    »Vorsicht«, schreit Simon, und ich zucke erschreckt zusammen. Mit dem Zeigefinger deutet er auf meine Tasche. Was ist los? Doch wohl keine Spinne? »Hoffentlich hast du deine seltene Pflanze jetzt nicht zerquetscht«, meint Simon und legt die Stirn in sorgenvolle Falten. »Sieh lieber mal nach.« Grinsend steht er da, die Arme vor der Brust verschränkt, und ich muss mich schwer beherrschen, ihm nicht eine zu knallen. Stattdessen atme ich tief ein. Ich lasse mich doch hier nicht provozieren!
    »Ich muss los. War schön, dich mal wiederzusehen.« Und während ich das sage, wird mir plötzlich bewusst, dass es stimmt. Trotz der Umstände, trotzdem ich mir reichlich veräppelt vorkomme, es war schön, Simon wiederzusehen.
    »Warte, Vivi!«, ruft er und schließt mit wenigen Schritten zu mir auf. »Hast du Lust auf einen Kaffee?«
     
    Nein, ich wollte wirklich keinen Kaffee mit ihm trinken gehen. Immerhin ist Simon der Freund meiner Kundin. Wie unprofessionell ist das denn bitte schön? Und Unprofessionalität hat mich schließlich schon einmal meine Existenzgrundlage gekostet. Zudem ist er mein Ex, und ich bin anscheinend noch nicht vollkommen über ihn hinweg, wenn ich das wilde Klopfen meines Herzens und das Rumoren in meinem Magen richtig deute. Daher sollte ich mich von ihm fernhalten. Kann ja eigentlich nichts Gutes dabei herauskommen. Was also tue ich hier?
    »Hier, Latte macchiato mit Vanillesirup«, sagt Simon gerade, hält mir den überdimensionalen Becher hin und quetscht sich neben mich auf die Bank an den letzten noch freien Tisch des Café Engel. Und das, obwohl sich mir gegenüber ein freier, wenn auch recht wackelig aussehender Holzstuhl befindet. Anscheinend hat er meinen Blick bemerkt, denn er erhebt sich halb und fragt:
    »Soll ich mich lieber rübersetzen?«
    »Ach Unsinn«, winke ich großzügig ab, obwohl er so nahe ist, dass mir sein vertrauter Duft in die Nase steigt. »Danke.« Damit meine ich den Kaffee.
    »Sie hatten leider kein Kakaopulver.« Er hebt entschuldigend die Schultern, und ich starre auf die Milchschaumhaube. Nun ja, die Zeiten der Kakaoherzen auf meinem Kaffee sind ja wohl auch endgültig vorbei. Oder nicht? Unsicher blicke ich Simon von der Seite an. Warum nur hat er darauf bestanden, gemeinsam etwas trinken zu gehen? Ist er vielleicht doch nicht so glücklich mit Laura? In diesem Moment seufzt er tief und legt dann seine beiden Hände um meine.
    »Vivi …« Schluck. Was kommt denn jetzt? »Kann es sein, dass du wegen einer ganz bestimmten Pflanze auf den Lehrerparkplatz gekommen bist?« Wie bitte? Ich wusste doch, dass es eine Schnapsidee war, seine Einladung nicht rundheraus abzulehnen. Nun werde ich mich in ein Lügengeflecht verstricken und vermutlich darin verenden wie die Fliege im Spinnennetz.
    »Nun, ähm, ja, du hast Recht«, sage ich todesmutig, »ich besuche nämlich einen Kurs an der Volkshochschule über, äh, Pflanzenkunde, und einer der Teilnehmer, äh …«
    »Vivi«, unterbricht er mich, und ich spüre, wie ich über und über rot werde.
    »Ja?«
    »Kann es sein, dass du mir die Rose unter den Scheibenwischer geklemmt hast?« Er sieht mich durchdringend an, aber meine Gesichtszüge entgleisen nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann habe ich mich wieder im Griff und frage dümmlich lächelnd:
    »Rose? Was für eine Rose?«
    »Eine rote Rose.«
    »Unter deinem Scheibenwischer?«
    »Gibt es hier ein Echo?« Da hilft nur

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