Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
Vom Netzwerk:
hätte ich wohl eine rote Rose unter dem Scheibenwischer?« Nicht schlecht gekontert, das muss ich ihm lassen. »Es sei denn, sie ist von dir.«
    »Sie ist nicht von mir, wie oft soll ich das noch sagen!«, rufe ich schrill, sodass einige der anderen Gäste schon herübersehen.
    »Ich möchte mich einfach nicht bei Laura für eine Blume bedanken, die eigentlich von dir ist«, erklärt er ruhig. Ach so, na, wenn das seine einzige Sorge ist.
    »Bei mir musst du dich jedenfalls nicht bedanken«, sage ich bestimmt. »Ich habe doch jetzt Lutz.« Langsam komme ich mir vor wie eine kaputte Schallplatte.
    »Ja.« Seine Augen suchen meine, und ich fühle mich, als würde sein Blick in mein tiefstes Inneres sehen. Schon wieder spüre ich, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Er kennt mich viel zu gut. Er hat mich entlarvt. Er weiß, dass es keinen neuen Mann in meinem Leben gibt. Und ich spüre, dass ich einbrechen werde, wenn er mich jetzt noch einmal fragt. Doch da hört er plötzlich damit auf, mich so durchdringend anzuschauen und rührt stattdessen in seinem Kaffeebecher herum.
    »Erzähl doch mal, was ist denn das für ein neuer Job?« Auch nicht unbedingt das beste Thema für ein unverfängliches Gespräch.
    »Ich habe mich selbstständig gemacht«, erkläre ich obenhin, »mit einer ganz neuen Geschäftsidee.«
    »Tatsächlich? Was denn?«
    »Na ja, so neu ist sie nun auch wieder nicht«, korrigiere ich mich schnell, »im weitesten Sinne sind wir doch wieder eine Beratung. Und coachen tun wir auch. Aber mehr so im … Personalbereich. Soziale … äh …«
    »Wer ist wir?«
    »Oh, Lutz und ich«, gebe ich zurück, erleichtert, in diesem Gespräch endlich einmal die Wahrheit sagen zu dürfen.
    »Lutz und du.« Er glaubt mir kein Wort. Nicht ein einziges Wort. Ich glaube, es wäre das Beste, jetzt das Weite zu suchen.
    »Simon, ich muss jetzt los. Vielen Dank für den Kaffee.« Ich stehe auf, und auch Simon erhebt sich. Eine Sekunde stehen wir unschlüssig voreinander, dann strecke ich ihm meine Hand hin. Er ergreift sie. Es prickelt zwischen uns. Während ich noch überlege, ob nur ich das spüre, beugt sich Simon zu mir herunter und gibt mir einen leichten Kuss auf die Wange.
    »War schön, dich zu sehen«, flüstert er mir ins Ohr.
    »Ja, mach’s gut.«
    »Eins noch …«
    »Ja?« Hoffnungsvoll drehe ich mich zu ihm um.
    »Was ist das für eine seltene Pflanze, die da auf unserem Lehrerparkplatz wächst?«

Kapitel 14
    Als ich zu Hause das Wort »Alraune« googele, stelle ich erleichtert fest, dass es sich dabei zumindest tatsächlich um eine Pflanze handelt. Anscheinend hat sich der Begriff irgendwie in meinem Unterbewusstsein festgesetzt, als ich zwischen Weihnachten und Neujahr sämtliche Harry-Potter-Bücher gelesen habe. Und zu meinem ausgesprochenen Glück ist sie noch nicht einmal der Fantasie von Frau Rowling entsprungen, sondern existiert tatsächlich. Mein zufriedenes Lächeln verrutscht etwas, als ich bei Wikipedia lesen muss, dass es sich um eine giftige Heil- und Ritualpflanze handelt, deren Wurzel der menschlichen Gestalt ähnelt. Die Abbildung ähnelt so rein gar nicht dem kläglichen Halm, mit dem ich mein Herbarium eröffne. Nun ja, es hätte schlimmer kommen können.
    Ich bin gerade dabei, Lutz’ poetisch-magnetische Ergüsse in DIN-A4-Umschläge einzutüten, als es an der Haustür klingelt. Nanu, wer kann das sein? Lutz, der heute Morgen wegen eines Werbecastings schon früh das Haus verlassen hat, kann es ja wohl nicht sein. Es sei denn, er hat mal wieder seinen Schlüssel vergessen, der alte Schussel. Ich versuche, den in mir aufsteigenden Unmut zu verdrängen. Wir sind nun einmal vollkommen anders gestrickt. Ich bin verlässlich und organisiert, aber dafür ist Lutz der kreative Kopf unseres Unternehmens. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Allein die Gedichte, die er sich für unsere Klienten ausdenkt. Ich wünschte, ich könnte so etwas.
    Rrrring! Ach ja, die Tür. Ich verlasse meinen Schreibtisch und gehe zur Gegensprechanlage.
    »Hallo?«
    »Hier ist Simon. Darf ich raufkommen?« Simon? Was macht der denn hier?
    »Äh, na gut.« Ich drücke auf den Türöffner und sehe an mir herunter. Leider sehe ich alles andere als repräsentativ aus. An den Füßen trage ich meine riesigen, blau-roten Hausschuhe in Form von Hundeköpfen. Dazu eine bequeme, schwarze Fleecehose und einen weißen Kapuzenpullover. Ja, ich weiß, das ist sicher keine adäquate Arbeitskleidung, aber wenn man sich sowieso

Weitere Kostenlose Bücher