Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan
daraus schließen, dass sie durch Herztätigkeit dorthin gelangt sind?«
Larabee dachte darüber nach.
»Ja. Das könnten wir wahrscheinlich.« Er deutete mit einem Skalpell auf mich. »Wir lassen einen Oberschenkelknochen testen.«
»Wir könnten auch eine Probe des Seewassers mitschicken. Wenn das Labor Kieselalgen im Knochen findet, kann es die Profile vergleichen.«
»Gute Idee.«
Ich wartete, während Larabee Aikers Speiseröhre der Länge nach aufschnitt.
»Ist es von Bedeutung, dass er auf dem Rücksitz gefunden wurde?«
»Das Gewicht des Motors zieht das Fahrzeug vorne nach unten, so dass die letzte Luftblase zwischen Heckscheibe und Dachende hängen bleibt. Wenn die Opfer die Autotüren nicht öffnen können, klettern sie in den Fond, um so lange wie möglich atmen zu können. Manchmal treibt die Leiche auch einfach nach hinten.«
Ich nickte.
»Wir machen natürlich eine toxikologische Untersuchung. Und die Spurensicherung untersucht das Auto und den Bootssteg. Aber ich habe noch nichts Verdächtiges gefunden.«
Aikers Kleidung und die persönliche Habe lagen auf der Anrichte. Ich ging hinüber, um mir die Sachen anzusehen.
Es war, als würde man versuchen, den letzten Vormittag des Mannes auf dieser Erde auf ein paar durchweichte, schlammige Gegenstände zu reduzieren.
Unterhose. T-Shirt. Blauweiß gestreiftes Hemd mit langen Ärmeln. Jeans. Sportsocken. Adidas-Turnschuhe. Dicke schwarze Fleece-Jacke mit Kapuze.
Hatte Aiker seine Socken vor den Jeans angezogen? Seine Hose vor dem Hemd? Ich empfand Trauer über ein Leben, das ein so unvermitteltes Ende gefunden hatte.
Neben der Kleidung lag der Inhalt von Aikers Taschen.
Kamm. Schlüssel. Kleines Schweizer Messer. Dreiundzwanzig Dollar in Scheinen. Vierundsiebzig Cent in Münzen. Brieftasche mit FWS-Marke und Personalausweis. Ledernes Karten-Etui.
Außer dem Führerschein hatte Hawkins eine Telefonkarte für Ferngespräche, eine Vielfliegerkarte von US Airways und Kreditkarten von Diner’s Club und Visa aus dem rechteckigen Lederetui gezogen.
Ich streifte mir einen Latex-Handschuh über die rechte Hand und strich mit dem Finger über das Foto des Führerscheins. Die ruhig blickenden braunen Augen und die sandfarbenen Haare hatten kaum noch etwas mit dem grotesken Zerrbild auf Larabees Tisch zu tun.
Ich beugte mich über die Arbeitsfläche, betrachtete das Gesicht und fragte mich, was Aiker wohl auf einem Bootssteg beim Crowder’s Mountain getan hatte. Ich nahm den Führerschein zur Hand und drehte ihn um.
Auf der Rückseite klebte noch eine andere Karte. Ich zog sie mit dem Daumennagel ab. Eine Rabatt-Karte des Harris-Teeter-Supermarkts. Ich legte die Karte auf die Arbeitsfläche und schaute mir die Rückseite des Führerscheins an.
Mir stockte der Atem.
»Hier klebt was auf der Rückseite«, sagte ich.
Beide Männer drehten sich zu mir um. Ich nahm eine Pinzette aus einer Schublade und zog behutsam ein schlaffes, platt gedrücktes Papier von der Rückseite.
»Sieht aus wie ein zusammengefaltetes Blatt.«
Mit der Pinzette hob ich eine Ecke an und zog eine Schicht zurück. Noch ein Ziehen, und das Blatt lag aufgefaltet auf der Arbeitsplatte. Die Schrift darauf war zwar zerlaufen und verwässert, aber noch zu erkennen.
»Irgendeine handschriftliche Notiz«, sagte ich und legte das Blatt vorsichtig in eine Schale, um es zu einem Vergrößerungsglas mit fluoreszierendem Licht zu tragen. »Vielleicht eine Adresse oder Telefonnummer. Oder eine Wegbeschreibung.«
»Oder ein Testament«, sagte Hawkins.
Larabee und ich schauten ihn an.
»Wohl eher eine Einkaufsliste«, sagte Larabee.
»Der Kerl könnte auch was draufgekritzelt und es dann zwischen die Karten gesteckt haben, weil er dachte, dass es dort vielleicht überlebt.« Hawkins klang, als wollte er sich verteidigen.
»Verdammt, wahrscheinlich ist genau das passiert. Das Blatt war vor dem Wasser geschützt, weil es zwischen den Karten eingeschlossen war.«
Was die Art der Erhaltung anging, hatte Hawkins nicht ganz Unrecht.
Während ich die Leuchtstoffröhre anschaltete, die das Vergrößerungsglas umgab, kamen Hawkins und Larabee zu mir. Gemeinsam betrachten wir die Zeilen unter Licht und Vergrößerung.
e Frage. Co ins Dreck.
e nach lumbia.
Sei vors
Bis irgend in tte
Auch unter idealen Bedingungen wäre das Gekritzel kaum zu entziffern gewesen.
»Der erste Teil ist wahrscheinlich ›Keine Frage‹«, sagte Larabee.
Hawkins und ich stimmten ihm
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