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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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verspiegelten Gläsern, den Mund vor Überraschung aufgerissen.
    Finger spreizten sich über mein linkes Ohr. Mein Kopf schoss vorwärts und knallte gegen die Tür.
    Schmerz kreischte in meinem Schädel.
    Ich versuchte, mich zu befreien. Die Hand hielt mich umklammert wie ein Schraubstock.
    Finger rissen an meinen Haaren. Mein Kopf schnellte zurück. Ich spürte Blut und Tränen auf den Wangen. Wieder schoss mein Kopf vorwärts und knallte gegen Holz. Und wurde zurückgerissen.
    Vorwärts.
    Ich spürte einen Aufprall, hörte einen dumpfen Schlag. Und dann nichts mehr.

35
    Ich roch Moder, Moos, ein leichte Süße, wie von Leber, die in einer Pfanne brät.
    Über mir hörte ich Gänse. Vielleicht kam das Schnattern aber auch von einem entfernten See.
    Wo war ich? Ich lag mit dem Bauch auf etwas Hartem, aber wo?
    Mein Hirn lieferte mir nur unzusammenhängende Fragmente. Mrs. Cobbs Wohnwagen. Eine Tankstelle. Ein Bestattungsinstitut. Jemand namens Maples.
    Ich tastete den Boden um mich herum ab.
    Glatt. Kalt. Eben.
    Ich strich über die Oberfläche, atmete den Geruch ein.
    Beton.
    Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, spürte geronnenes Blut, ein geschwollenes Auge, auf der Wange eine Beule, groß wie ein Apfel.
    Noch ein Erinnerungsfetzen.
    Schwarze Nadelstreifen. Aseptisches Weiß.
    Der Angriff!
    Und dann?
    Ich spürte Panik in mir aufkeimen. Meine gemarterten grauen Zellen bellten Befehle, keine Antworten.
    Wach auf!
    Sofort!
    Ich zog die Hände unter mich und versuchte, mich auf die Knie hochzustemmen.
    Meine Arme waren Gummi. Schmerz schwappte in meinem Schädel. Ein Krampf zog mir den Magen zusammen.
    Ich ließ mich wieder auf den Boden sinken; der kalte Beton tat meiner Wange gut.
    Das Blut pochte mir in den Ohren.
    Wo? Wo? Wo?
    Noch ein gebellter Befehl.
    Beweg dich!
    Ich drehte mich auf den Rücken und setzte mich langsam auf. Weißes Licht schoss mir durchs Hirn. Meine Zungenwurzel zuckte.
    Ich zog die Knie an, stützte das Kinn darauf und atmete tief.
    Ganz allmählich ließ die Übelkeit nach.
    Langsam hob ich den Kopf, öffnete das gesunde Auge und spähte.
    Die Dunkelheit war mit Händen zu greifen.
    Ich wartete, dass meine Pupille sich weitete. Sie tat es nicht.
    Behutsam drehte ich mich auf die Knie und stand, mit ausgestreckten Händen die Dunkelheit ertastend, langsam auf. Blindekuh, und ich war das Opfer.
    Zwei Schritte, und meine Hände stießen an vertikalen Beton. Ich schob mich seitlich weiter. Drei Schritte bis zu einer Ecke. Ich drehte mich um neunzig Grad und folgte dieser Wand, die rechte Hand vor mir ausgestreckt, die linke den Beton abtastend.
    O Gott. Wie klein war mein Gefängnis? Wie klein? Ich spürte Schweiß auf dem Gesicht und im Genick.
    Vier Schritte, und mein linker Zeh stieß gegen etwas Festes. Ich kippte nach vorne. Meine Hände schossen in der Dunkelheit vor und nach unten und trafen dann etwas Raues und Hartes, während mein Schienbein gegen die Kante von irgendetwas auf dem Boden krachte.
    Ich schrie vor Schmerz auf und zitterte vor Angst.
    Wieder das Zittern im Mund, der bittere Geschmack.
    Ich war über etwas gestolpert, das sich wie eine Steinplatte anfühlte. Jetzt lag ich darauf, Hände und Arme auf dem Boden dahinter, die Füße noch dort, wo sie gegen die Vorderkante der Platte gestoßen waren.
    Ich rutschte auf den Betonboden. Eine Träne quoll aus meinem gesunden Auge und lief die Wange hinunter. Eine zweite löste sich aus dem Winkel des zugeschwollenen Auges und brannte in der Wunde.
    Kühlender Schweiß. Brennende Tränen. Rasendes Herz.
    Noch mehr Bilder, jetzt immer schneller.
    Ein Mann wie eine Bulldogge mit dichten schwarzen Haaren.
    Verspiegelte Brille. Die verzerrte Reflexion meines erschrockenen Gesichts.
    Eine Erinnerung blitzte auf. Achtundvierzig Stunden zuvor. Ein Wortwechsel zwischen Slidell und einer gereizten Debütantin.
    »Was haben Sie denn gesehen?«
    »Mich selber.«
    Dolores hatte eine verspiegelte Sonnenbrille gemeint!
    O Gott! Mein Angreifer war der Mann, der Cagle besucht hatte!
    Cagle, der die letzte Woche im Koma verbracht hatte.
    Denk nach.
    Die Wange brannte. Das Schienbein pochte. Blut pulsierte im geschwollenen Auge.
    Denk nach!
    Ein Kaleidoskop von Bildern.
    Eine Joggerin mit Kopfhörern. Mrs. Cobb. Die Kuckucksuhr. Die Fotos.
    Ich hielt den Atem an.
    Die Streichhölzer!
    Ich schob die Finger in die rechte Gesäßtasche meiner Jeans.
    Leer.
    Ich griff in die linke und brach mir vor Hektik einen Fingernagel ab.
    Die beiden vorderen

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