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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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etwas auf der Windschutzscheibe ins Auge.
    Was zum Teufel …?
    Noch zwei Schritte, und das Ding wurde erkennbar.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen.
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund. Mein Magen hob sich.
    Schwer schluckend, trat ich noch zwei Schritte näher. Drei. Vier.
    O Gott.
    Angewidert schloss ich die Augen.
    Ein Bild kroch mir in den Kopf. Ein Fadenkreuz auf meiner Brust.
    Mein Herzschlag schoss in die Stratosphäre. Ich riss die Augen auf.
    Hatte mich der Sensenmann im Visier? Hatte man mich verfolgt?
    Ich musste mich zwingen, das makabre kleine Ding anzuschauen, das wie ein Schreckgespenst auf meiner Windschutzscheibe prangte.
    Zwischen Wischerblatt und Scheibe steckte ein Eichhörnchen. Die Augen glasig, der Bauch aufgeschlitzt, die hervorquellenden Eingeweide wie Pilze auf einem verfaulenden Baumstamm.

34
    Ich wirbelte herum.
    Die innere und die Aluminiumtür waren geschlossen.
    Ich schaute mich auf der Straße um.
    Eine Joggerin mit einem Mischlingshund.
    Hatte man mich verfolgt? In meinen Eingeweiden breitete sich Kälte aus.
    Ich hielt den Atem an, hob das Wischerblatt an, packte das Eichhörnchen am Schwanz und warf es zwischen die Bäume. Obwohl meine Hände zitterten, machte mein Verstand sich automatisch Notizen.
    Steif. Nicht frisch getötet.
    Ich holte Wischtücher aus dem Handschuhfach, säuberte die Scheibe und setzte mich hinters Steuer.
    Nutze das Adrenalin. Lass dich davon antreiben.
    Ich gab Gas und schoss die Straße hoch.
    Die Joggerin und der Hund bogen eben um die Ecke. Ich bog ebenfalls ab.
    Die Frau war Mitte dreißig und sah aus, als sollte sie öfters joggen. Sie trug einen Spandex-BH und Radlerhosen, Kopfhörer mit einer kleinen Antenne umrahmten einen blonden Pferdeschwanz. Die Leine des Hundes endete in einem dieser Plastikkästchen, mit denen man die Leinenlänge regulieren kann.
    Ich kurbelte das Fenster herunter.
    »Entschuldigen Sie.«
    Der Hund drehte sich um, die Joggerin nickte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich und fuhr neben ihr her.
    Der Hund lief quer über den Bürgersteig zu meinem Auto und hätte die Joggerin beinahe zu Fall gebracht. Sie blieb stehen, nahm die Kopfhörer ab, klemmte sie sich um den Hals und schaute mich argwöhnisch an.
    Der Hund legte die Vorderpfoten an meine Tür und schnupperte. Ich streckte den Arm zum Fenster hinaus und streichelte ihm den Kopf.
    Die Joggerin schien sich ein bisschen zu entspannen.
    »Kennen Sie Mrs. Cobb?«, fragte ich mit ruhiger Stimme, die über meine Erregung hinwegtäuschte.
    »Mhm«, keuchte sie.
    »Während ich sie besuchte, hat jemand etwas auf meiner Windschutzscheibe hinterlassen. Ich frage mich, ob Ihnen vielleicht irgendwelche anderen Autos in der Nähe ihres Wohnwagens aufgefallen sind.«
    »Wenn Sie mich so fragen, ja, ich habe eins gesehen. Das ist eine Sackgasse, es gibt also nicht viel Verkehr.« Sie deutete mit dem Zeigefinger auf den Hund, dann zu Boden. »Gary, runter.«
    Gary?
    »Es war ein Ford Explorer. Schwarz. Mann am Steuer. Nicht sehr groß. Schöne Haare. Sonnenbrille.«
    »Schwarze Haare?«
    »Mengen davon.« Sie kicherte. »Mein Mann hat eine Glatze. Etwas schütteres Haar, wie er sagt. Ich achte bei Männern auf die Haare. Auf jeden Fall stand der Explorer direkt gegenüber Mrs. Cobbs Einfahrt. Ich kannte das Auto nicht, aber es hatte ein Nummernschild aus South Carolina.«
    Die Frau rief Gary etwas zu. Gary ließ sich aufs Pflaster sinken, sprang wieder hoch und lehnte sich gegen meine Tür.
    »Geht es Mrs. Cobb gut? Ich versuche es zwar, aber irgendwie schaffe ich es nicht sehr oft, sie zu besuchen.«
    »Ich bin mir sicher, dass sie sich über Gesellschaft freuen würde«, sagte ich, doch meine Gedanken waren bei dem schwarzhaarigen Fremden.
    »Ja.«
    Die Frau zog Gary von meiner Tür weg, setzte ihre Kopfhörer wieder auf und joggte weiter.
    Einen Augenblick lang saß ich nur da und debattierte mit mir selbst, was ich nun tun sollte. Selbstgespräche zur Nervenberuhigung.
    Lancaster und Columbia.
    Klein mit schwarzen Haaren. Schönen schwarzen Haaren.
    Das beschrieb Wally Cagles Kaffeepartner.
    Das beschrieb Palmer Cousins.
    Das beschrieb Millionen Männer in Amerika.
    Beschrieb es den Sensenmann?
    Was zum Teufel war hier los?
    Beruhige dich.
    Ich atmete tief durch und wählte die Nummer von Katys Handy.
    Die Mailbox meldete sich. Ich hinterließ ihr eine Nachricht.
    Lancaster und Columbia.
    Ich rief Lawrence Looper an, um mich nach Wally Cagle zu erkundigen.
    Anrufbeantworter.

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