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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Pager gepiepst. Und weg war er, zwar voller Bedauern, aber pflichtbewusst.
    Ich stellte mir das Gesicht meiner Tochter bei dem heutigen Picknick vor und später bei Boyds Fund. Meinte es Katy ernst mit dem so überaus einnehmenden Palmer Cousins? Dachte sie daran, das Studium abzubrechen, nur um in seiner Nähe zu sein? Oder aus anderen Gründen?
    Was hatte Palmer Cousins nur an sich, das mich so störte? Sah der »Junge«, wie Katy ihn wohl nennen würde, einfach nur zu verdammt gut aus? Wurde ich allmählich so engstirnig, dass ich anfing, den Charakter nach der äußeren Erscheinung zu beurteilen?
    Cousins war nicht so wichtig. Katy war inzwischen eine erwachsene Frau. Sie tat, wozu sie Lust hatte. Ich hatte keine Kontrolle über ihr Leben.
    Ich seifte mich mit Mandel-Pfefferminz-Duschgel ein und zerbrach mir nun wieder den Kopf über Boyds Plastiksäcke.
    Mit ein wenig Glück würde sich der Inhalt als Tierknochen erweisen. Aber was, wenn das nicht der Fall war? Was, wenn Joe Hawkins’ Theorie mit der Axt kein Witz war?
    Von einem Herzschlag zum anderen wurde das Wasser lauwarm und dann kalt. Ich sprang aus der Dusche, wickelte mir ein Badetuch um den Körper, ein Handtuch um den Kopf und ging zum Bett.
    Wird sich schon alles in Wohlgefallen auflösen, dachte ich.
    Falsch gedacht.
    Es sollte noch schlimmer kommen, bevor es ganz schlimm kam.

5
    Sonntagmorgen. Zeit: sieben Uhr siebenunddreißig. Temperatur: fünfundzwanzig Grad Celsius. Luftfeuchtigkeit: einundachtzig Prozent.
    Ein neuer Rekord lag in der Luft. Siebzehn Tage ununterbrochen über dreißig Grad.
    Ich betrat die kleine Vorhalle des MCME und benutzte meine Sicherheitskarte, um an Mrs. Flowers’ Kommandoposten vorbeizukommen. Sogar ihre Abwesenheit war imposant. Alle Gegenstände und Post-its waren in gleichmäßigen Abständen angeordnet. Papierstapel waren an den Rändern ausgerichtet. Keine Stifte. Keine Büroklammern. Kein Krimskrams. Ein einziges Foto – von einem Cockerspaniel.
    Von Montag bis Freitag kontrollierte Mrs. Flowers Besucher durch das Glasfenster über ihrem Schreibtisch, gewährte einigen Einlass mit ihrem Knopf für die Innentür und wies andere ab. Außerdem tippte sie Berichte, verwaltete Dokumente und wusste Bescheid über jeden Fetzen Papier, der in den schwarzen Aktenschränken entlang der Wand ihres Zimmers lagerte.
    Ich ging nach rechts, vorbei an den Verschlägen, die von den Todesermittlern benutzt wurden, und schaute auf die Tafel an der Rückwand, wo täglich die neuen Fälle mit schwarzem Magic Marker vermerkt wurden.
    Boyds Fund stand schon da. MCME 437-02.
    Das Institut war genau so, wie ich es erwartet hatte, verlassen und gespenstisch still.
    Was ich nicht erwartet hatte, war der frisch aufgebrühte Kaffee auf der Anrichte der Kochnische.
    Es gibt also doch einen gnädigen Gott, dachte ich und bediente mich.
    Oder einen gnädigen Joe Hawkins.
    Der Todesermittler tauchte auf, als ich eben mein Büro aufschloss.
    »Sie sind ein Heiliger«, sagte ich und hob meine Tasse.
    »Dachte mir, dass Sie vielleicht früh kommen.«
    Während der Bergung hatte ich Hawkins von meinen Plänen für die montägliche Flucht zum Strand erzählt.
    »Sie wollen unsere Beute von gestern?«
    »Bitte. Und die Polaroid und die Nikon.«
    »Röntgenaufnahmen?«
    »Ja.«
    »Den normalen oder den Stinker?«
    »Ich nehme lieber den hinteren.«
    Das Institut des MCME hat zwei Autopsieräume, jeweils mit einem Tisch. Der kleinere der beiden hat ein spezielles Lüftungssystem gegen üble Gerüche.
    Verweste und Wasserleichen. Fälle für mich.
    Ich nahm ein Formular aus einem der Miniregale hinter meinem Schreibtisch, trug die Fallnummer ein und notierte eine kurze Beschreibung der Überreste und der Umstände ihres Eintreffens im Leichenschauhaus. Dann ging ich in den Umkleideraum, zog mir Chirurgenkluft an und begab mich in den Stinker.
    Die Säcke warteten bereits auf mich. Ebenso die Kameras und die Dinge, die meine Verkleidung vervollständigten: Papierschürze und -maske, Plastikbrille und Latex-Handschuhe.
    Bezaubernd.
    Ich machte Fotos mit der Nikon und zur Sicherheit mit der Polaroid und bat dann Hawkins, die Säcke zu röntgen.
    Überraschungen konnte ich nicht gebrauchen.
    Zwanzig Minuten später karrte er die Säcke zurück und klemmte ein halbes Dutzend Bilder an den Lichtkasten. Wir betrachteten das Gewirr von Grautönen.
    Knochen vermischt mit kiesigem Sediment. Nichts, was den Strahlen im Weg war.
    »Kein Metall«, sagte

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