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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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so.«
    Sheila Jansen hatte mehr Abkürzungen als ein Teller Buchstabensuppe.
    »AL-Flugplatz?«, fragte ich. FS bedeutete Flugsicherung, soviel wusste ich.
    »Ein Flugplatz für den allgemeinen Luftverkehr der Kategorie A. Außerdem muss die Maschine innerhalb bestimmter Korridore fliegen, vor allem wenn der AL-Flugplatz in der Nähe größerer Städte liegt.«
    »Sind Passagierlisten vorgeschrieben?«
    »Nein.«
    Wir alle starrten das Wrack an. Larabee meldete sich als Erster zu Wort.
    »Es könnte also sein, dass dieses Baby völlig ohne Überwachung unterwegs war?«
    »Die Jungs, die mit Koks oder Hasch unterwegs sind, scheren sich nicht groß um Bestimmungen und Flugpläne, ob nun AL-Flugplatz oder nicht. Sie starten meistens auf irgendwelchen abgelegenen Pisten und unterfliegen die Radarkontrolle. Ich schätze, dass wir es hier mit einem Drogentransport zu tun haben, der schief gelaufen ist, und dass es deshalb keinen Flugplan gibt.«
    »Soll ich das FBI und die DEA informieren?«, fragte Gullet.
    Als Sondereinheit übernahm die Drug Enforcement Agency die Verfolgung von Drogendelikten.
    »Kommt darauf an, was wir da draußen finden.« Jansen wedelte mit der Digitalkamera. »Lassen Sie mich noch ein paar Nahaufnahmen machen. Dann können Sie anfangen, die Toten zu bergen.«
     
    Genau das taten wir in den nächsten drei Stunden.
    Während Larabee und ich uns mit den Opfern abmühten, kletterte Jansen herum, schoss Digitalbilder, filmte, zeichnete Diagramme und nahm ihre Beobachtungen mit einem kleinen Diktafon auf.
    Hawkins stand am Cockpit und reichte Ausrüstung hoch oder fotografierte.
    Gullet kam und ging, brachte uns Wasserflaschen oder stellte Fragen.
    Der Pilot war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, die Haut war geschwärzt, die Haare waren verschwunden und die Augenlider zu Halbmonden verschrumpelt. Ein amorpher Klumpen klebte zwischen seinem Unterbauch und dem Gurt, sodass er wie festgezurrt auf seinem Sitz saß.
    »Was ist das?«, fragte Gullet bei einem seiner Besuche.
    »Wahrscheinlich seine Leber«, erwiderte Larabee und versuchte, das verkohlte Gewebe abzulösen.
    Es war die letzte Frage von Officer Gullet.
    Eine eigenartige schwarze Substanz sprenkelte das Cockpit. Ich hatte schon des Öfteren abgestürzte Kleinflugzeuge untersucht, aber so etwas war mir noch nie untergekommen.
    »Haben Sie eine Ahnung, was dieses schuppige Zeug sein könnte?«, fragte ich Larabee.
    »Nö«, sagte er, ohne sich von der Leiche des Piloten abzuwenden.
    Nachdem die Leiche befreit war, wurde sie in einen Leichensack gesteckt und auf eine Klappbahre gelegt. Ein Uniformierter half Hawkins, sie zum Transporter des MCME zu tragen.
    Bevor Larabee sich dem Passagier zuwandte, rief er eine Pause aus, damit er seine Beobachtungen in sein Diktafon sprechen konnte.
    Ich sprang aus dem Cockpit, nahm meine Maske ab, zog den Ärmel meines Overalls hoch und schaute auf die Uhr. Zum x-ten Mal.
    Fünf nach sechs.
    Ich holte mein Handy heraus. Noch immer keine Verbindung. Gelobt sei das Landleben.
    »Einer weniger«, sagte Larabee und steckte den Rekorder in eine Innentasche seines Overalls.
    »Den Piloten können Sie allein bearbeiten.«
    »Ja«, bestätigte Larabee.
    Nicht so den Passagier.
    Wenn ein sich schnell bewegendes Objekt, ein Auto oder ein Flugzeug etwa, plötzlich abbremst, wird jeder im Inneren, der nicht fest angeschnallt ist, zum Spielball der Biomechanik. Jedes Objekt innerhalb dieses größeren Objekts bewegt sich mit derselben Geschwindigkeit weiter wie zuvor, bis es selbst unvermittelt gebremst wird.
    In einer Cessna ist das nicht gut.
    Im Gegensatz zum Piloten war der Passagier nicht angeschnallt gewesen. Am Rahmen der Windschutzscheibe, wo sein Kopf unvermittelt gebremst worden war, konnte ich Haare und Knochensplitter erkennen.
    Der Schädel hatte beim Aufprall massive Trümmerfrakturen erlitten. Das Feuer hatte den Rest erledigt.
    Als ich von dem verkohlten und kopflosen Torso zu dem grausigen Durcheinander um ihn herum sah, machten sich in meinem Magen plattentektonische Verschiebungen bemerkbar.
    In der Ferne zirpten Zikaden, und ihr mechanisches Schaben lag wie eine Totenklage in der schwülen Luft.
    Nach einem Augenblick des Selbstmitleids setzte ich meine Maske wieder auf, zwängte mich ins Cockpit, kletterte nach hinten und begann, Knochenfragmente aus Trümmern und Hirnmasse zu klauben, die nach dem Aufprall größtenteils zurückgeschleudert worden war.
    Das Maisfeld und die Menschen verschwammen. Die

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