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Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Mit Haut und Haar: 6. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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legte die Schnauze auf Ryans Knie und schaute mit der Erwartung von gebratenem Speck in den Augen zu ihm hoch. Ryan tätschelte ihm den Kopf.
    Ich goss mir Kaffee ein und setzte mich zu ihm.
    »He«, sagte ich.
    Ryan beugte sich vor und küsste mich auf den Mund.
    »He.« Dann nahm er meine Hände und sah mir in die Augen. Es war kein glücklicher Blick.
    »Was ist passiert?«, fragte ich, und Angst zwickte mir im Magen.
    »Meine Schwester hat angerufen.«
    Ich wartete.
    »Meine Nichte ist im Krankenhaus.«
    »Das tut mir sehr Leid.« Ich drückte seine Hände. »Ein Unfall?«
    »Nein.« Ryans Kiefermuskeln spannten sich an. »Danielle hat es absichtlich getan.«
    Darauf fiel mir nichts ein.
    »Meine Schwester ist ziemlich am Boden zerstört. Krisen sind nicht gerade ihre Stärke.«
    Ryans Adamsapfel hüpfte.
    »Das Muttersein ist nicht gerade ihre Stärke.«
    Obwohl ich wissen wollte, was passiert war, drängte ich ihn nicht. Ryan würde mir die Geschichte auf seine Art erzählen.
    »Danielle hatte früher schon Probleme mit Drogen, aber so etwas hat sie noch nie getan.«
    Boyd leckte Ryans Hosenbein. Der Kühlschrank summte weiter.
    »Warum zum Teufel …« Ryan schüttelte den Kopf und ließ die Frage unausgesprochen verebben.
    »Vielleicht ist das nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit.« Die Worte klangen abgedroschen, als ich sie sagte. Tröstende Worte zu finden, ist nicht gerade meine Stärke.
    »Das arme Mädchen weiß doch gar nicht, was Aufmerksamkeit ist.«
    Boyd stupste Ryans Knie. Ryan reagierte nicht.
    »Wann geht deine Maschine?«, fragte ich.
    Ryan blies Luft durch die Lippen und ließ sich gegen die Lehne sinken.
    »Ich fliege nirgendwohin, solange ein hirnverbrannter Spinner dich in seinem Sucher hat.«
    »Du musst fliegen.« Ich konnte den Gedanken an seine Abreise nicht ertragen, aber ich ließ mir nichts anmerken.
    »Auf keinen Fall.«
    »Ich bin ein großes Mädchen.«
    »Es wäre nicht richtig.«
    »Deine Nichte und deine Schwester brauchen dich.«
    »Und du nicht?«
    »Ich habe schon öfters böse Jungs überlistet.«
    »Willst du damit sagen, dass du mich nicht in deiner Nähe brauchst?«
    »Nein, mein Hübscher. Ich brauche dich nicht in meiner Nähe.« Ich streckte die Hand aus und streichelte seine Wange. Er hob die Hand und machte eine merkwürdige, verzagte Bewegung. »Ich will dich in meiner Nähe. Aber das ist mein Problem. Im Augenblick ist es deine Familie, die dich braucht.«
    Ryans gesamter Körper verströmte Anspannung.
    Ich schaute auf meine Uhr. Sieben Uhr fünfundvierzig:
    Gott, warum ausgerechnet jetzt? Während ich zum Telefon griff, um US Airways anzurufen, wurde mir bewusst, wie sehr ich wünschte, dass er nicht ging.
    Ryans Maschine ging um neun Uhr zwanzig. Boyd sah tief verletzt aus, als wir ihn im Anbau zurückließen.
    Vom Flughafen fuhr ich direkt zum MCME. Von Cagle war kein Fax eingegangen. Ich setzte mich in mein Büro, schlug das Telefonbuch auf und wählte die Nummer der FWS-Außenstelle in Raleigh.
    Eine weibliche Stimme sagte mir, dass der verantwortliche Beamte vor Ort ein gewisser Hershey Zamzow sei.
    Nach einer kurzen Pause meldete sich Zamzow.
    Ich erklärte ihm, wer ich war.
    »Sie brauchen sich nicht vorzustellen, Doc. Ich weiß, wer Sie sind. Ist es bei Ihnen da unten so heiß wie hier oben?«
    »Ja, Sir.«
    Um neun hatte die Temperatur bei achtundzwanzig Grad gelegen.
    »Was kann ich an diesem schönen Sommervormittag für Sie tun?«
    Ich erzählte ihm von den Spix-Federn und fragte ihn, ob es einen lokalen Schwarzmarkt für exotische Vögel gebe.
    »Eine riesige Menge Wildtiere aus der südlichen Hemisphäre kommt in den Südosten. Schlangen, Eidechsen, Vögel. Was immer Sie wollen. Wenn eine Art selten ist, will irgendein hirnloses Arschloch sie haben. Mann, der ganze Südosten ist ein einziges Schmugglerparadies.«
    »Wie werden lebende Tiere ins Land geschmuggelt?«
    »Da gibt’s viele clevere Tricks. Sie werden betäubt und in Posterrollen gesteckt. Sie werden in elastischen Westen versteckt.«
    Zamzow versuchte erst gar nicht, seinen Abscheu zu verhehlen.
    »Und die Sterblichkeitsrate ist astronomisch. Überlegen Sie mal. Sind Sie in letzter Zeit mit einer Maschine geflogen, die pünktlich war? Was meinen Sie, wie clever diese Mistkerle noch sind, wenn’s darum geht, die Sauerstoffmenge in einem engen Versteck zu berechnen?
    Aber um auf Ihre Federn zurückzukommen, Vögel sind ein beliebtes Nebengeschäft für südamerikanische Kokainschmuggler.

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