Mit Haut und Haar (German Edition)
aufstand und ihr Tagesprogramm durchzog. Es gab bei Patricia keine schwachen Tage unter der Woche, Tage an denen sie einfach im Bett geblieben wäre. Man merkte, dass sie es liebte, sich mit Kunst befassen zu können, und das ganz ohne Gelddruck. Es war egal, ob sie etwas verkaufte oder nicht, sie musste nicht Not leiden, sie musste keine faulen Kompromisse schließen und letztlich war das wahrscheinlich der einzige Weg um dauerhaft in dieser Branche existieren zu können. In ihrer Beziehung zueinander traten jedoch Veränderungen ein, die sich dauerhaft wahrscheinlich gar nicht vermeiden ließen. Nachdem Patrizia sich beklagt hatte, weil Clarissa gelegentlich mit Anja in die Sauna fuhr hatte sie beschlossen, mit Patrizia auch mehr Freizeitaktivitäten zu planen. Und so kam der Tag an dem sie mit ihr gemeinsam in die Sauna fuhr. Anja hatte eigentlich mitfahren wollen, aber nachdem sie gehört hatte, dass Patrizia mitkommen würde, doch noch abgesagt. Clarissa hatte es nicht verstanden.
»Diesen Kontakt zu Patrizia habe ich doch durch dich, Anja, wieso verhältst du dich so?«
»Sei mir nicht böse, Clarissa, aber ich möchte mit Patrizia privat nicht so viel zu tun haben. Ich habe sie zufällig kennen gelernt, sie ist mit meinem Chef befreundet. Er kauft wohl hier und da mal Bilder bei ihr. Auf einer Firmenfeier war sie mal eingeladen, daher kenne ich sie. Aber ich habe von ihr den Eindruck dass sie ein verwöhntes Gör ist und ich fühle mich in ihrer Gegenwart nicht wohl.«
»Schade«, hatte Clarissa gesagt. »Sie ist nämlich wirklich sehr nett.«
»Ich weiß. Du verbringst ja auch viel Zeit mit ihr. Nein, keine Angst, ich bin da nicht eifersüchtig, du weißt, dass ich keine Zicke bin. Ich kann gut damit umgehen, wenn meine beste Freundin auch noch eine andere Freundin hat. Es ist nur einfach so, dass ich mit dieser Frau persönlich nicht klarkomme und deswegen genieß du deine Zeit mit ihr wenn ihr euch mögt, aber ich mag mich da nicht beteiligen. Wir sehen uns ein andermal.«
-15-
Und so kam es, dass Clarissa eines schönen Nachmittags im Dezember, kurz vor Weihnachten, neben Patrizia im Sportwagen saß und mit ihr in die Sauna fuhr. Eine Stunde später saß sie bereits schwitzend neben ihr und versuchte, den Aufguss mit Sandelholz zu genießen, aber es fiel ihr schwer, sie konnte kaum atmen. Erleichtert stürzte sie nach fünfzehn Minuten aus der Saunahütte ins Freie und streckte die Arme nach oben und dann nach der Seite um sich abzukühlen. Als sie sich umdrehte, fiel ihr ein recht gut aussehender Mann auf, Mitte dreißig schätzungsweise, der sie ungeniert anstarrte. Er lächelte als sich ihre Blicke trafen. Patrizia war direkt hinter ihr aus der Saunahütte getreten und sie hatte diesen Blick bemerkt. Sie starrte den Mann giftig an und begab sich dann an Clarissas Seite.
»Also«, sagte sie. »Wir sollten uns abkühlen.«
»Oh nein, in die kalte Brühe gehe ich nicht«, sagte Clarissa. »Ich werde mich unter der Dusche abkühlen und danach ein wenig ins Blubberbad gehen, das entspannt so herrlich. Und dann würde ich gerne was trinken!«
»In Ordnung. Aber ich muss kurz in den Pool«, sagte Patrizia.
Clarissa stand am Rand des Außenpools und sah Patrizia zu, wie sie zwei, drei Runden in dem kalten Wasser schwamm, stöhnend, weil ihr inzwischen auch viel zu kalt war. Es war erleichternd für beide, als sie die geheizten Innenräume betreten konnten, in denen sich der große Whirlpool befand. Clarissa begab sich unter die Dusche und Patrizia begleitete sie, obwohl sie sich draußen schon geduscht hatte. Liebevoll strich sie ihr unter der Dusche über die Arme, presste sich schließlich an sie und küsste sie.
»Patrizia«, sagte Clarissa mahnend. »Muss das sein? Hier?«
»Ach«, sagte Patrizia unbekümmert. »Es sieht uns doch keiner. Die Atmosphäre in der Sauna macht mich immer so geil und du sowieso, was soll ich machen?«
Tatsächlich befanden sie sich in der hintersten Ecke der Duschkabinen, aber Clarissa musste stets daran denken, dass das hier eine andere Situation war als die Liebesspiele in Patrizias Wohnung. Hier waren sie in der Öffentlichkeit. Hier konnten sie einer Nachbarin begegnen, einem Kollegen von Daniel, Freunden, entfernten Bekannten. Es geschah nicht selten, dass sie in dieser Sauna auf Menschen traf, die sie kannte. Patrizia machte das nichts aus, das wusste sie. Aber ihr machte es etwas aus. Patrizia wusste das und es nervte Clarissa, dass sie darauf keine
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