Mit Haut und Haar (German Edition)
eingegangen?«
»Na bist du doch!«
»Bin ich nicht! Und selbst wenn! Wieso hast du dann ein Problem damit? Was habe ich dir versprochen?«
»Nichts«, sagte Patrizia. »Aber ich ertrage es nicht, wenn dich jemand anmacht. Und wenn du lesbisch wärest wie ich, dann würde ich mir vielleicht keine Gedanken um so was machen, aber du stehst eigentlich auf Männer und das macht mir Sorgen, verstehst du das nicht?«
»Nein. Ich habe dir immer gesagt, dass ich meinen Mann nicht verlasse, das tu ich für dich nicht und das tu ich auch für keinen Mann. Ich liebe meinen Mann.«
Patrizia verzog das Gesicht.
»Ich kann nicht zusehen, wie dich einer anmacht, das halte ich nicht aus.« Sie seufzte. »Mit Daniel kann ich irgendwie leben, der gehört schon viel länger zu deinem Leben als ich, aber alles andere ist für mich nicht erträglich.«
»Spinn nicht rum, Patrizia! Ich bin inzwischen einundvierzig Jahre alt, ich weiß was ich will, und was ich noch nie wollte waren Saunabekanntschaften oder überhaupt, nähere Bekanntschaften zu irgendwelchen Männern. Der war nett und höflich und hat sich lediglich vorgestellt!«
»Er war auf dem besten Weg, dich richtig anzugraben!«
Clarissa zuckte mit den Schultern.
»Und wenn schon. Was hast du gegen einen kleinen Flirt? Glaubst du es tut mir nicht ab und zu mal gut, wenn ich merke, dass ich noch begehrenswert bin? Er war bereits kurz vor dem Punkt an dem ich solchen Männern üblicherweise sage, dass sie mich bitte in Ruhe lassen sollen. Aber dann ist ja mein Rottweiler dazwischen gegangen.«
Patrizia starrte wütend auf den Boden.
»Wenn du das so siehst, sollten wir den Nachmittag wohl lieber beenden.«
»Ja, so sehe ich das«, sagte Clarissa. »Und ich bin auch dafür dass wir diesen Nachmittag beenden.«
Wütend trank sie ihren Cognac, den Kaffee ließ sie unberührt stehen. Dann lief sie zu den Duschkabinen. Im Duschraum war sie allein, bis Patrizia kurz darauf ebenfalls die Dusche betrat.
Während sie sich duschte spürte sie, dass Patrizia sie mit unsicheren Blicken bedachte. Schließlich stand sie plötzlich vor ihr, goss ein wenig Duschgel auf ihre Hände und verrieb es in langsamen, streichelnden Bewegungen auf Clarissas Oberkörper. Clarissa stöhnte auf, aber trotzdem sah sie Patrizia fest in die Augen. Sie tat es schon wieder. Oder sie versuchte es. In der Öffentlichkeit.
»Mensch, ich hab dich doch auch lieb«, sagte Clarissa genervt. »Aber ich käme niemals auf die Idee mich so aufzuführen. Und jetzt lass das bitte, denn wir sind noch immer in der Öffentlichkeit.«
Patrizia zuckte mit den Schultern, aber in diesem Moment wirkte sie nicht so überlegen wie sonst so oft, sondern eher sehr traurig. Sie hörte aber wenigstens auf sie zu streicheln und wandte sich der Dusche nebenan zu, seifte ihren eigenen Körper ein.
»Ich bin eben sehr eifersüchtig«, sagte sie.
»Das kannst du aber mit mir nicht machen. So nicht. Das mache ich nicht mit. Wenn Daniel sich so aufgeführt hätte, wäre ich jetzt genauso sauer!«
»Wenn du mit deinem Mann hier gewesen wärest, wäre das gar nicht passiert. Das ist es ja, diese blöden Typen sehen zwei Frauen, überlegen sich welche davon sie anmachen. Da ist kein Kerl dabei, also darf man ruhig baggern. Die denken nicht für fünf Minuten darüber nach, dass diese zwei Frauen vielleicht zusammen sein könnten.«
»Warum sollten sie auch, Patrizia?«
»Weil es inzwischen normal ist, dass schwule oder lesbische Pärchen sich auch öffentlich zeigen.«
»Ja«, sagte Clarissa. »Aber wir beide haben weder geschmust noch Händchen gehalten noch sonst was. Woher hätte er das wissen sollen? Ich bin sicher er hätte es respektiert, wenn er gesehen hätte, dass wir zusammen sind!«
»Du bist doch diejenige, die auf Diskretion in der Öffentlichkeit besteht. Ich hätte kein Problem zu zeigen was ich für dich empfinde.«
»Richtig Patrizia. Ich betrüge meinen Mann seit Monaten mit dir und habe deswegen ein schlechtes Gewissen, aber genau deswegen möchte ich mich wenigstens diskret verhalten. Stell dir vor uns sieht jemand und erzählt es ihm! Kannst du dir vorstellen wie er sich dann fühlen würde? Eine solche Demütigung muss nicht sein.«
Patrizia kniff die Augen zusammen.
»Na ja«, sagte sie. »Vielleicht würde er sich fühlen wie du damals, als du seine Mails gefunden hast.«
Clarissa gab einen zischenden Laut von sich. Sie ärgerte sich über Patrizias Unvermögen, Rücksicht zu nehmen, genauso sehr
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