Mit Herz, Charme und Mut (German Edition)
Wohnzimmer, einen alten, abgenutzten Eichentisch für das Esszimmer und dazu ein paar nicht zueinander passende Stühle. Der Ofen war immer noch voll funktionstüchtig und Mels Mann trieb einen gebrauchten, aber ebenso funktionstüchtigen Kühlschrank für das Zentrum auf. Dory hatte Jack gefragt, was der Kühlschrank kostete, und Jack hatte geantwortet: „Mach dir deswegen keine Sorgen – es war praktisch eine Spende.“ Ihr war klar, dass das bedeutete, dass Jack den Kühlschrank gekauft hatte.
Am Ende des Tages holte Dory Sophie und Austin von der Schule ab und nahm sie mit in das neue Zentrum, wo sie ein wenig mithelfen konnten. Mit sechs und acht waren sie zwar nicht gerade die effizientesten Helfer, aber sie versuchten es wenigstens und es war immerhin günstiger als eine teure Nachmittagsbetreuung.
Ein funktionierender Telefonanschluss war ebenfalls sehr wichtig für die Arbeit des Vereins. Corsica schaffte es, unter Ausnutzung aller ausstehenden Gefälligkeiten, dass dieser Punkt schnell erledigt wurde. Der erste Anruf von Dory ging nach Colorado, wo sie Simone zu Hause bei Simones Mutter anrief. Die junge Frau befand sich zwar im Augenblick in Sicherheit, aber es mangelte ihr immer noch an vielem, vor allem an einer Therapie und beratenden Gruppengesprächen – und jedweder Unterstützung, die es ihr ermöglichte, stärker, selbstbewusster und unabhängiger zu werden, damit sie nicht wieder Gefahr lief, das Desaster zu wiederholen und in eine weitere ungesunde Beziehung zu schlittern. Dory verbrachte den Großteil ihrer Unterhaltung damit, Simone einen Weg in die richtige Richtung zu weisen. Sie ermutigte sie, sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Dabei fiel Dory auf, dass diese Art von Selbsthilfe für alleinstehende Mütter überall gebraucht wurde. Bei der schlechten Wirtschaftslage ging es allen sozialen Einrichtungen schlechter denn je. Und was staatliche Einrichtungen für überflüssig hielten – gewöhnlich die Unterstützung von Frauen und Kindern –, wurde immer als Erstes gestrichen.
Am Ende der Woche setzten Jack Sheridan und John Middleton dem Ganzen die Krone auf, als sie Dory mit einem Schild überraschten, das über die Tür passte. „Notfallzentrum für alleinerziehende Mütter“.
Dory stand auf der Straße vor dem Haus – alles war aufgeräumt und einiges frisch gestrichen, der kümmerliche Rasen und die Blumenbeete wieder in Form gebracht und frisch bepflanzt – und sie rief: „Oh mein Gott, ich kann es kaum fassen. Es ist so wunderbar!“
„So toll ist das Schild auch wieder nicht“, sagte Jack. „Selbstgemacht – aber der Preis stimmte. Gratis. Wir wollten für das Schild kein Geld ausgeben, das die Frauen und Kinder, denen es an grundsätzlichen Dingen mangelt, besser gebrauchen können.“
Mel übergab ihr eine kleine Schachtel, und als Dory hineinschaute, entdeckte sie Visitenkarten, auf denen ihr Name, Adresse und Telefonnummer des Zentrums und die angebotenen Leistungen aufgelistet waren. Dory fand die Karten einfach toll. „Wo habt ihr die denn her?“
„Ich habe mich auf einer dieser Webseiten, die fünfhundert Gratis-Visitenkarten anbieten, angemeldet. Ich wette, du bist die Karten in null Komma nix los. Und John ist kurz vor Vollendung der Website für das Zentrum – sieh sie dir morgen einmal an, und lass ihn wissen, falls du noch Verbesserungsvorschläge hast.“
„Ist das wirklich alles wahr?“, fragte Dory. „Drei Jahre lang haben wir unser Bestes gegeben und alles getan, was wir konnten, und nun haben wir tatsächlich unser gemeinnütziges Notfallzentrum.“
„Dory, wir haben in den letzten drei Jahren eine Menge Dinge angeschoben, und jetzt, wo wir noch mehr Raum für noch mehr ehrenamtliche Mitarbeiter haben, können wir noch mehr Menschen helfen. Danke, dass du deine Vision mit uns geteilt hast.“
„Dank sei dem Zoë-Institut“, sagte sie. „Ohne dieses Institut weiß ich nicht, wo ich heute stünde. Mit Sicherheit würde ich ohne es keine Visitenkarte mit meinem Namen und dem Geschäftsführertitel in den Händen halten.“
Dory hatte das Gefühl, eine der produktivsten Wochen ihres Lebens verbracht zu haben. Und aus ihr unerklärlichen Gründen war sie kein bisschen traurig darüber, dass sie ihren festen Job verloren hatte. Mit Überstunden hatte sie ein bisschen mehr Geld verdient, als sie als Geschäftsführerin des Zentrums verdienen würde, aber das war es nicht wert, Mr Sills ständige Kritik und seine ewigen Vorträge
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