Mit Herz, Charme und Mut (German Edition)
Sie an meiner Stelle anruft, Ihnen sagen, dass ich sie darum gebeten habe.“ Sie drehte das Baby in Simones Richtung. „Bitte verlassen Sie dieses Chaos, sobald sich die Gelegenheit bietet. Bitte. Ihr Leben und das Leben Ihres Babys hängen davon ab.“
Der Rettungswagen brachte Simone und das Baby ins Krankenhaus. Die Polizei schaffte den betrunkenen, krakeelenden und aggressiven Max weg. Die Feuerwehrmänner verließen den Supermarkt und der Geschäftsführer des Ladens, Ben Sills, sagte: „Miss Finn. In mein Büro. Sofort.“
Dory verdrehte die Augen und folgte Mr Sills. Seine pink angelaufenen Wangen und die erregten Schritte legten die Vermutung nahe, dass er ein wenig aufgebracht war. Sie gingen in den hinteren Teil des Supermarktes, wo es in der Nähe der Lieferrampen ein kleines Büro gab, das er für sich nutzte. Ben Sills hielt ihr die Tür auf, die er, nachdem sie eingetreten war, hart hinter ihr zuschlug. Sie machte einen Satz nach vorne. Okay, er war mehr als nur ein wenig aufgebracht.
„Was, um alles in der Welt, haben Sie sich nur dabei gedacht?“, brüllte er los. „Sie haben in einem Laden voller Kunden die Kasse unbeaufsichtigt gelassen und sind einfach nach draußen auf den Parkplatz gestürmt, um sich in eine Keilerei einzumischen! Sind Sie vollkommen übergeschnappt?“
Dory wich einen Schritt zurück. „Da draußen wurde eine Frau verprügelt. Direkt vor meinen Augen! Sie hatte ein Baby im Arm! Was haben Sie denn erwartet? Was hätte ich denn tun sollen?“
„Die Sache jemand anderem überlassen!“
„Da ich zuerst dort angekommen war, hat sich wohl niemand sonst gerührt! Ich wollte nicht zulassen, dass der Mann die Frau zum zweiten Mal schlägt!“
„Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, dass er Sie beide hätte verprügeln können?“
„Doch! Aber erst hinterher. Vorher schien es mir sinnvoller, zumindest erst mal zu versuchen, mich einzumischen, als mir Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen.“ Dory holte tief Luft, um sich selbst ein wenig zu beruhigen. „Mr Sills, es tut mir leid, dass ich die Kasse verlassen habe, aber ist denn Geld weggekommen?“
Er grinste sie an. „Das finden wir heraus, wenn Sie die Kasse abrechnen. Was Sie sofort tun werden.“
„Meine Schicht ist noch nicht vorbei …“
„Doch. Ist sie. Sie sind gefeuert. Ich zahle Ihnen noch ein Wochengehalt, aber überziehen Sie es nicht.“
Sie war wie vor den Kopf gestoßen und einen Augenblick lang sprachlos. Als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, schwang in jedem ihrer Worte Ungläubigkeit mit. „Sie feuern mich, weil ich versucht habe, jemandem in Not zu helfen? Versucht habe, einem Kind , das sich in Gefahr befand, zu helfen?“
„Es war Ihre letzte Chance, Miss Finn. Wir haben schon häufiger darüber gesprochen. Sie fehlen zum Beispiel zu oft – ein kleines Problem zu Hause und schon melden Sie sich krank. Sie stellen Ihre ehrenamtliche Tätigkeit über Ihre Arbeit. Und heute haben Sie Ihren Arbeitsplatz verlassen, die Kasse unbeaufsichtigt zurückgelassen, weil etwas, dass Ihnen wichtiger als Ihre Arbeit erschien, Ihre Aufmerksamkeit erforderte.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich brauche verlässlichere Mitarbeiter.“
„Ich habe nicht oft gefehlt“, widersprach sie. „Und alleinerziehende Mütter, die nicht von einer Großfamilie unterstützt werden, stehen tatsächlich vor einer großen Herausforderung, sobald ein Kind krank wird.“
Er erstarrte. „Dann muss ich in Zukunft daran denken, nie wieder eine alleinerziehende Mutter einzustellen.“
Dory reckte das Kinn. „Oh Mr Sills, dann verpassen Sie so viel. Alleinerziehende Mütter, die dringend eine Arbeit brauchen, um sich über Wasser zu halten, bergen großes Potenzial. Außerdem verpassen Sie eine Chance, zu helfen und Gutes zu tun. Ist Ihnen bewusst, dass die Hälfte aller armen Menschen in diesem Land alleinerziehende Mütter sind? Was wird aus der nächsten Generation, wenn wir sie jetzt ausgrenzen?“
„Darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich alt bin, Miss Finn. Im Moment stellen alleinerziehende Mütter, die für mich arbeiten, kein Potenzial dar, sondern eine Bürde in der Wochenplanung und für meine Brieftasche. Machen Sie Kasse und ich schreibe Ihnen einen Scheck über die Abfindungssumme.“
Er wandte ihr den Rücken zu, um zu seinem Platz hinter dem Schreibtisch zu gehen. Dort zückte er gesenkten Hauptes das Scheckbuch. Es gab keine Möglichkeit mehr, mit ihm zu debattieren. Er hatte ohnehin nicht
Weitere Kostenlose Bücher