Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
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Sich im Dunkeln den Weg bis zu dem Scheinwerferlicht zu bahnen, war gar nicht so einfach, vor allem, wenn man dabei auch noch ein volles Tablett balancieren musste, aber Lucy Jo hastete tapfer zum Rand des Laufstegs – Nola stierte schon mit ärgerlich zusammengekniffenen Augen in ihre Richtung, dann dirigierte irgend so ein fieser Mensch Lucy Jo zu einem leeren Stuhl, auf den sie steigen sollte, und dann…
Sie stand am Ende des Laufstegs, geblendet von dem gleißend hellen Scheinwerferlicht, und ging so schnell sie konnte ein paar unsichere Schritte auf Nola zu, um ihr den Champagner zu reichen – im vollen Bewusstsein ihres viel zu engen Röckchens und des verschwitzten hochroten Gesichts.
Lucy Jo merkte mit Entsetzen, wie die Sohle ihres linken Stiefels all zu schnell über den glänzenden, glatten Kunststoffboden rutschte …
… und dann purzelte sie auch schon Tablett über Hals über Kopf hin, mit rudernden Gliedmaßen.
Hinfallen ist eine Sache. Models fallen ständig hin und sind schon wieder anmutig auf die Füße gesprungen, ehe die Zuschauer überhaupt gemerkt haben, was passiert ist. Aber als Lucy Jos ausladendes Hinterteil mit voller Wucht auf den Laufsteg prallte, spürte sie, wie das Plastik unter ihr mit einem
schrillen Kreischen zersplitterte wie dünnes Eis, das unter einer Last nachgab – ein ohrenzerfetzendes Geräusch, das durch den weitläufigen Saal gellte. Das Letzte, was sie noch sah, ehe sie durch den Laufsteg krachte, waren Nolas Plateauschuhe, und dann zerschellten rechts und links von ihr mit lautem Klirren Dutzende von Champagnerkelchen.
Nicht unbedingt der Durchbruch, den sie sich erhofft hatte.
Blinzelnd schaute sie nach oben und sah ihre Beine durch das Loch ragen, die im Licht des Scheinwerfers einen dramatischen Schatten warfen. Sie konnte sich nicht rühren.
»Sie steckt fest!«, hörte sie einen bekannten australischen Akzent nur ein paar Schritte entfernt entsetzt ausrufen.
Nicole Kidman. Lucy Jo hoffte auf einen schnellen, schmerzlosen Tod.
Es war einfach entsetzlich. Nicht genug, dass sie durch den Laufsteg gekracht war, nein, sie klemmte auch noch fest, ihr ganzer Körper war zusammengefaltet wie ein Klappmesser, und ganz gleich, wie fieberhaft sie sich auch bemühte, wie sie sich drehte und wendete, sie konnte sich einfach nicht befreien. Ihre Haare waren klebrig und nass vom Champagner. Sie hörte die Zuschauer kichern, und im gleißenden Scheinwerferlicht konnte sie gerade so die Fotografen ausmachen, die die Hälse reckten und eifrig auf die Auslöser drückten. Lucy Jo hielt sich die Arme vors Gesicht wie ein Verbrecher beim Gang zum Gerichtssaal.
»Gib mir die Hand!«, befahl einer der etwas kräftigeren Helfer, der über ihr auf dem Laufsteg kauerte. Unter heftigem Ächzen und Stöhnen gelang es ihm schließlich, Lucy aus dem Loch zu zerren und wieder auf festen Boden zu stellen. Das Publikum applaudierte – sogar noch lauter als vorhin für Nola. Ihr Retter blieb stehen und schnappte nach
Luft, woraufhin Lucy Jo, das Gesicht noch immer hinter beiden Händen versteckt, schleunigst vom Laufsteg sprang und Richtung Küche flüchtete.
»Wie ist denn das passiert?«, hörte sie Nola noch fragen, die sich große Mühe geben musste, besorgt und nicht stinksauer zu klingen.
»Für so ein Gewicht ist der Laufsteg nicht ausgelegt«, murmelte der Kerl. Und irgendwie nahm Nolas Mikrofon diese Bemerkung auf und ließ sie hundertfach verstärkt durch den Saal dröhnen.
Lucy Jo schob sich an den anderen Kellnern, die sie mit mitfühlend entsetzten Gesichtern anschauten, vorbei in die Küche. Ihr Steißbein pochte, aber in diesem Moment spürte sie den Schmerz überhaupt nicht. Hinter ein paar Schränke geduckt wand sie sich aus ihrer Uniform und schlüpfte in das rosa Kleid, das ihr plötzlich wie die grässlich grell bunteste Monstrosität erschien, die sie je zu Gesicht bekommen hatte. Dann übergab sie sich in einen neben ihr stehenden Mülleimer.
Gerade wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht, als Nola um die Ecke fegte, das Gesicht tiefrot vor Zorn. Clarissa, die ihr auf dem Fuß folgte, wirkte wie versteinert vor Schreck.
» Wie konntest du nur?«, belferte Nola.
»Das war ein Unfall!« Heiße Tränen stiegen Lucy Jo in die Augen. Nein! Bloß nicht heulen. Sie hatte sich schon genug blamiert für drei Leben. »Glauben Sie allen Ernstes, ich hätte das mit Absicht gemacht…«
» Wage es ja nicht zu heulen! Ist dir klar, dass du im
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