Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
nehmen, wäre wirklich eine vollkommen willkürliche Auswahl und der perfekte Aufhänger für sein Buch. »Ich könnte aus ihr das Gesprächsthema von Manhattan machen. All die Erbinnen mit dem Silberlöffel im Schnütchen würden vor Neid erblassen. Ich würde ihr eine nette Wohnung mieten. Und mit der richtigen Garderobe, mit etwas Bildung und Manieren …«
Klatsch! Mit der rechten Hand hatte die junge Frau ausgeholt und ihm eine schallende Ohrfeige verpasst, die auf seiner Wange brannte. »Was sollte das denn bitte schön?«, empörte sich Wyatt und rieb sich das Gesicht, auf dem ein grellrosa Abdruck von Lucy Jos Hand prangte. »Sie blöde …«
»Sehe ich aus wie ein Flittchen? Oder ein Sozialfall? Ich weiß ja nicht, was Sie für ein Problem haben, aber so eine bin ich nicht!«, fauchte Lucy Jo. Ungehalten trat sie hinaus in den Regen, der so unerbittlich auf sie herunterprasselte, dass sie kaum die Augen aufhalten konnte.
»Beruhigen Sie sich.« Wyatt packte sie am Arm, um sie aus dem Wasserfall zu zerren. Mit einer entschiedenen Bewegung riss sie sich los, und er tat verdattert einen Schritt zurück, überrascht, wie stark sie war. »Glauben Sie etwa, ich wollte Sie abschleppen oder so was? Sie haben überhaupt nicht verstanden, worum es geht!«
»Na ja, und Sie – Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank!«, schimpfte Lucy Jo und übertönte nur mühsam einen Donnerschlag. Aber dann schlüpfte sie doch wieder unter das Stoffdach. Weit und breit war kein Taxi zu sehen.
Wyatt, der sich noch immer die brennende Wange hielt, geriet in Rage. »Unglaublich, dass jemand sich so aufregt, wenn man ihm eine derart einmalige Gelegenheit bietet!«
»Unglaublich, dass jemand die Nase so hoch trägt, dass er glaubt, wildfremde Menschen beleidigen zu können!«, gab Lucy Jo schnippisch zurück.
Stumm standen die beiden unter dem kleinen Vordach und schmollten wie ein altes Ehepaar, das sich zum x-ten Mal über die immer gleiche Nichtigkeit in die Haare geriet. Dann, als fiele ihr plötzlich ein, dass sie ja auch einfach gehen konnte, trat sie wieder hinaus auf die Straße. »Ihr Taschentuch …« Lucy Jo schaute auf das feuchte Stückchen Stoff, das Trip ihr gegeben hatte.
»Behalten Sie’s. Und hier, nehmen Sie doch bitte meinen Schirm.«
»Nein, nein, das geht schon…«
»Das ist das Mindeste, was ich tun kann«, entgegnete Trip beharrlich. »Tut mir leid, wenn er Ihnen zu nahe getreten ist. Er ist ein Idiot …«
»Hey!«, rief Wyatt. »Ich stehe hier neben dir.«
»Aber ich kann Ihnen garantieren, dass er keine unlauteren Absichten hatte.«
»Das mit dem Idioten glaube ich Ihnen«, brummte Lucy Jo, aber sie guckte schon nicht mehr ganz so grimmig. Mit einem Nicken als Dankeschön nahm sie Trips Schirm entgegen und lief dann eilig die Straße entlang davon.
7
BITTE FEIERN SIE MIT
PARKER LEWIS
EINE FESTTÄGLICHE
Wohnungseinweihung
86 LAIGHT STREET, SECHSTER STOCK
TRIBECA
SAMSTAG, 2. DEZEMBER
22 UHR
»Genau darum brauchen wir einen Fahrer«, jammerte Fernanda Fairchild, einunddreißig, Tendenz steigend, und schaute ihre Mutter vorwurfsvoll an. Verdrießlich guckten die beiden aus der Tür des Nello. Der absolute Albtraum! Der Regen hatte während des Endiviensalats eingesetzt. Und jetzt schüttete es wie aus Eimern.
»Und das immer ausgerechnet, wenn ich Samt trage«, echauffierte sich Martha Fairchild und strich vorsorglich mit der Hand über den Ärmel ihres Chanel-Jäckchens. Maximilian, Fernandas Bruder, war nach draußen gegangen, um ein Taxi anzuhalten. Seit über fünf Minuten mühte er sich nun schon erfolglos ab, und die Damen gerieten langsam in Panik.
»Ich wusste doch, der Abend wird eine Katastrophe!«, rief Fernanda. Unheil vorherzusehen, das hatte sie zur Perfektion gebracht. »Geht Max denn, ich weiß nicht, entschieden genug
ran? An so einem Abend kann man gar nicht aggressiv genug sein, wenn man ein Taxi haben will. Man muss sich vor den Wagen werfen und den Fahrer zwingen anzuhalten, weil er einen sonst überfährt!«
»Du kennst doch deinen Bruder«, murrte Mrs. Fairchild pessimistisch.
Max Fairchild war vierunddreißig und sah umwerfend gut aus; ein Sportlertyp, der gerne an der frischen Luft war, blond und gutmütig. Das Einzige, was ihm fehlte, war ein nennenswertes Rückgrat, worüber seine vielen weiblichen Verehrerinnen allerdings großzügig hinwegsahen. Man würde ihn nicht unbedingt als Schnelldenker bezeichnen, aber im Finanzunternehmen seines Onkels schlug
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