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Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite

Titel: Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark
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zwanzig Jahren ganz oben mit. Und dann denk an meine wissenschaftlichen Fachkenntnisse. Im Tierreich wimmelt es nur so von allen möglichen Tricks zum Erreichen sozialer Dominanz. Man muss bloß ein paar davon auf diesen ganzen Gesellschaftszirkus anwenden. Kipling liegt mir ständig in den Ohren, ich soll mir ein Thema suchen, mit dem ich mich auskenne. Das ist die
perfekte Mischung aus den beiden Welten, die ich am besten kenne.« Wyatt spürte ein Kribbeln, wie er es seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Endlich konnte er ein Buch schreiben – und zwar ohne zwischen den Bücherregalen einer Unibibliothek herumsitzen oder durch die Savanne der Serengeti kriechen zu müssen. »Und stell dir mal vor, was Cornelia für ein Gesicht macht…«
    Erst jetzt merkten die beiden Männer, dass sie nicht allein unter der Markise standen. Hätte das arme Mädchen in der Ecke nicht einen ziemlich feuchten Nieser von sich gegeben, die zwei hätten sie womöglich überhaupt nicht gesehen. Sie war nass bis auf die Knochen und klapperte vor Kälte zitternd mit den Zähnen. Als Trip sich zu ihr umdrehte, versuchte sie, sich ein bisschen zurechtzuzupfen, aber es nützte herzlich wenig.
    »Gesundheit«, sagte Trip und bot ihr sein Stofftaschentuch an.
    »Danke« murmelte sie und nahm es an. »Das ist sehr nett von Ihnen.«
    Wyatt senkte die Stimme. »Wenn ich einem gewöhnlichen dahergelaufenen Allerweltsmädchen … einem Mädchen, das man auf der Straße keines Blickes würdigen würde, beibringen könnte …« Das Mädchen nieste noch einmal, lauter diesmal, und instinktiv machte Wyatt einen Schritt von ihr fort. Wieder nieste sie. Und noch mal. Nach dem sechsten Niesen schaute er sie schließlich doch wieder an.
    Die dunklen Haare hingen schlaff um ein offenes, freundliches Gesicht. Eindeutig Mittlerer Westen, dachte er, und wohnt noch kein Jahr in New York. Sie war ziemlich groß, mindestens eins fünfundsiebzig, und nicht gerade dünn. Auch wenn sie in einem Michelin-Männchen-Daunenparka steckte, konnte
Wyatt auf den ersten Blick erkennen, dass sie Fleisch auf den Knochen hatte. Aber ihre Gesichtszüge – ganz besonders die dunklen, großen Augen – waren nicht übel. Alles in allem ganz gutes Ausgangsmaterial, wie er fand; ein unbehauener Block, der nur auf Pygmalions Meißel wartete. »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    »Wie ich heiße?«
    »Ja, ganz recht. Ihr Name.« Wyatt reichte ihr eine Visitenkarte, handgeprägt auf Büttenpapier, so dick, man hätte damit Butter schneiden können.
    »Ich … ähm, ich heiße Lucy Jo Ellis«, stammelte sie zögerlich und nahm die dargebotene Karte.
    Wyatt kratzte sich am Kinn. »Kein besonders klingender Name, aber das lässt sich ändern.«
    »Wie bitte?«
    Aufmerksam musterte er sie von Kopf bis Fuß. Sie war der personifizierte, wandelnde Durchschnitt. Bis auf ihre Aufmachung, die aus einem durchweichten neonpinkfarbenen Cocktailkleid unter ihrem Daunenparka bestand, hatte sie rein gar nichts Außergewöhnliches an sich.
    »Wyatt, du machst dem armen Mädchen ja Angst«, rügte Trip ihn leise.
    »So ein Quatsch.« Er nahm an, sie wohnte in Murray Hill, oder vielleicht in den 90s in der Nähe des FDR Drive, womöglich mit einer Mitbewohnerin. Kein Ehering – er vermutete, es gab keinen Freund oder Ehemann. Irgendwas an ihr sagte einfach ganz allein auf der Welt. »Bitte, Peters, ich biete diesem Mädchen an, ihren gesellschaftlichen Status, ja, ihr gesamtes Leben aufzuwerten.«
    »Meinen gesellschaftlichen Status?« , wiederholte Lucy Jo, und ihre Stimme wurde plötzlich hoch und schrill.
    »Ich brauche bloß ein paar Monate Zeit«, fuhr Wyatt an
Trip gewandt fort und überhörte ihren Einwurf einfach, »um aus ihr einen neuen Stern am New Yorker Society-Himmel zu machen. Neben ihr würde der Rest dieser Meute aussehen wie ein Haufen trüber Teelichter.«
    »Sind Sie irre?« Die Frau sah ihn entgeistert an. »Sie kennen mich doch nicht mal!«
    »Tut mir aufrichtig leid«, entschuldigte Trip sich. »Mein Freund hat ein bisschen zu viel getrunken.« Sie schüttelte bloß den Kopf. Die Lippen hatte sie zu einem schmalen Strich zusammengekniffen, und auf ihren runden Wangen prangte je ein knallroter kreisrunder Fleck. »Bitte, ignorieren Sie ihn einfach. Wyatt, wir gehen.«
    Aber so leicht ließ Wyatt sich nicht aus dem Konzept bringen. Dass er ausgerechnet heute Abend dieses Mädchen kennenlernte – das kam ihm nun vor wie eine Fügung des Schicksals. Und sie als Versuchsobjekt zu

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