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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell
Autoren: Julia Schoening
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Melanie zu tun? Linda war sich plötzlich noch weniger sicher als vorher, ob diese Zusammenarbeit wirklich so eine gute Idee war.
    Alexandra nickte, sagte jedoch kein Wort.
    »Ist wirklich alles in Ordnung, ich meine . . .«
    »Ja«, fuhr Alexandra Linda barsch ins Wort. »Es ist alles bestens.« Sie nahm einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse hart auf der Tischplatte ab.
    Linda biss sich auf die Lippe und senkte den Blick. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten«, flüsterte sie. »Es tut mir leid.«
    Als sie wieder aufsah, fing sie Alexandras warmen Blick auf.
    » Mir tut es leid.« Alexandras Stimme hatte wieder den sanften Ton, den Linda von ihr gewohnt war. »Ich hatte gerade . . .« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ist ja auch egal. Jedenfalls wollte ich meine Wut nicht an dir auslassen. Entschuldige.« Bei den letzten Worten hatte sie wieder ihr umwerfendes Lächeln auf den Lippen.
    Aus diesen abrupten Stimmungswechseln sollte einer schlau werden . . . »In Ordnung«, murmelte Linda.
    »Kaffee?«
    Das sollte offensichtlich ein Friedensangebot sein. »Gern«, ging Linda darauf ein, auch wenn sie eigentlich gar nicht so gern Kaffee trank.
    Nachdem Alexandras Maschine mit lautem Zischen einen Kaffee zubereitet hatte, begann Alexandra Linda zu erklären, wie sie sich das Projekt vorgestellt hatte. »Du solltest den Patienten jedenfalls noch einmal genauer befragen, was die Familiengeschichte und Vorerkrankungen angeht«, schloss sie ihre Ausführungen ab. »Und ich denke, das Wichtigste ist, dass wir noch eine Kernspintomographie vom Kopf machen, um nachzusehen, ob es Hinweise auf tuberöse Hirnsklerose gibt.« Als sie Lindas fragenden Gesichtsausdruck bemerkte, zwinkerte sie ihr zu. »Ich musste auch noch mal nachlesen, was das genau ist.«
    Dann reichte sie Linda einen Stapel Papier. »Das ist die Literatur, die ich zu diesem Thema gefunden habe. Lies es am besten rasch, damit wir bald die Zusammenfassung schreiben können. Die muss möglichst nächste Woche eingereicht werden.«
    Linda nahm alles entgegen. Es war nicht gerade wenig, vor allem, wenn die Zeit drängte. »Okay«, sagte sie trotzdem.
    »Der Kongress ist Ende April in München. Da kannst du das Poster dann vorstellen.«
    Linda verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee. »Ich?«
    »Natürlich, wer denn sonst?« Alexandra schmunzelte. »Wir fahren zusammen hin, und ich werde dir beistehen, wenn du das möchtest. Aber du solltest das Poster präsentieren.«
    Linda spürte Übelkeit aufsteigen. Sie sollte vor einer Gruppe von erfahrenen Chirurgen einen Vortrag halten? »Ich weiß nicht . . .«
    »Du kannst das! Außerdem ist das eine tolle Möglichkeit.« Alexandra sah sie aufmunternd an. »Und München ist auch eine schöne Stadt. Das kannst du dir doch nicht entgehen lassen.«
    Linda fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Alexandra und sie zusammen in München . . . der Gedanke ließ ihr schwindelig werden. Dass noch viele hundert andere Menschen da sein würden, blendete Linda für einen kurzen Augenblick aus.
    »Gut, ich mache es«, erklärte sie schließlich. Im gleichen Moment bereute sie ihre Worte auch schon. Was hatte sie sich damit nur eingebrockt?
    Als Linda gerade die Treppen zu ihrer Station nehmen wollte, kam ihr Yvonne entgegen. Sie hatte den Kittel bereits gegen ihre Alltagskleidung getauscht.
    »Schon Feierabend?«, fragte Linda ihre Kollegin.
    »Ja. Solltest du auch langsam machen«, riet Yvonne ihr lächelnd.
    Linda seufzte und hielt Yvonne den Stapel Literatur entgegen, den sie soeben von Alexandra bekommen hatte. »Das wird wohl noch nichts.«
    »Was hast du denn da?« Yvonne kam einen Schritt näher und versuchte einen Blick auf das oberste Blatt zu erhaschen.
    »Ach, nichts Besonderes.« Linda zuckte mit den Schultern. »Nur ein bisschen Literatur. Habe ich von Alexandra bekommen.«
    »Ah ja.« Yvonne runzelte die Stirn. Dann schlug sie vor: »Was hältst du davon, wenn wir uns in die Cafeteria setzen? Dann können wir uns noch ein bisschen unterhalten.«
    Linda willigte ein. Sie zog sich schnell um und folgte Yvonne dann in die Krankenhauscafeteria. Yvonne hatte bereits einen Tisch und zwei Stück Käsekuchen organisiert.
    »Und jetzt erzähl mal – was machst du mit der ganzen Literatur?« Neugierig sah Yvonne Linda über den Tisch hinweg an. »Willst du in die Forschung einsteigen?«
    Linda lachte. »Um Gottes Willen. Nein.« Sie rührte einen Löffel Zucker in ihren Tee. »Alexandra hat mich
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