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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell
Autoren: Julia Schoening
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wissen: »Was war das denn?«
    Linda atmete ein paarmal tief durch und griff nach ihrer Sporttasche. »Erzähl ich dir gleich.« Dabei war sie eigentlich gar nicht so sicher, was sie erzählen sollte. Was es überhaupt zu erzählen gab.
    »Geht es dir gut?« Janne legte fürsorglich einen Arm um sie.
    Linda räusperte sich. »Ja, es ist alles bestens. Ich muss nur erst einmal meine Gedanken ordnen.«
    Janne kannte ihre beste Freundin gut genug, um ihre Verwirrung zu spüren und nicht weiter zu fragen. So liefen sie schweigend nebeneinander her. Erst als sie nur noch wenige Schritte vom Parkplatz entfernt waren, fragte Janne: »Gleiche Bar wie immer?«
    »Klar.« Linda drückte auf einen Knopf an der Fernbedienung für ihr Auto, und der Kofferraum sprang auf. »Bis gleich.«
    Nach nur wenigen Minuten Fahrt manövrierte Linda ihr Auto in eine Parklücke direkt vor der Tür der kleinen Cocktailbar. Sie hatte versucht, sich ausschließlich auf den Verkehr zu konzentrieren und das Telefonat zu vergessen: Arbeit war Arbeit, und Wochenende war Wochenende. Morgen hatte sie noch genügend Zeit, darüber nachzudenken. Aber wenn sie ehrlich war, klang Alexandras Stimme immer noch in ihrem Ohr nach und ließ ihr Herz schneller schlagen, sobald es ihr bewusst wurde.
    Janne saß schon an einem Tisch und gab gerade die Bestellung auf. Linda setzte sich zu ihr.
    »Und jetzt erzähl mal«, forderte Janne sie auf, kaum dass die Kellnerin sich entfernt hatte. »Was war denn da eben los? Du hast ja ausgesehen, als hättest du mit einem Gespenst telefoniert.«
    »Kein Gespenst.« Lindas Finger strichen über die Getränkekarte, ihre Augen waren auf die Tischplatte gerichtet. Sie fühlte sich nicht bereit, darüber zu sprechen, hätte am liebsten einfach so getan, als habe das Telefonat nie stattgefunden. Aber Janne ließ ihr keine Chance. Ihr erwartungsvoller Blick ließ Linda nicht los.
    Also murmelte Linda nur widerwillig: »Alexandra.«
    »Deine Oberärztin?«
    »Genau.«
    »Warum ruft sie dich denn an einem Sonntag an? Was wollte sie von dir?« Es wären sicherlich noch mehr Fragen auf Linda eingeprasselt, doch genau in diesem Moment stellte die Kellnerin zwei Kirschsaftschorlen vor ihnen ab.
    Dankbar für diese Möglichkeit, noch einmal durchzuatmen, ließ Linda sich Zeit mit der Antwort. Erst als die Kellnerin wieder gegangen war, sagte sie: »Sie möchte, dass wir zusammen ein Poster über einen spannenden Fall machen, den wir auf unserer Station hatten. Für einen Kongress.«
    Janne pfiff anerkennend durch die Zähne. »Wow, das klingt aber gut.«
    Ein Lächeln huschte über Lindas Gesicht. »Ja, das finde ich auch.« Sie nahm den Strohhalm in den Mund und trank einen großen Schluck.
    »Dann scheint sie ja viel von dir zu halten.«
    Das Blut schoss Linda in die Wangen. »Kann sein.« Sie rührte mit dem Strohhalm im Glas herum. Die Eiswürfel klirrten. Hoffentlich würden Janne diese Informationen genügen.
    »Möchtest du auch etwas zu essen bestellen?« Janne griff nach der Karte. »Ich verhungere gleich.«
    »Nein, ich möchte nichts.« Linda war froh, dass das heikle Thema fürs Erste vom Tisch war.
    Janne musterte sie kritisch. »Du solltest aber was essen, du bist so dürr. Wenn du noch mehr abnimmst, findest du nie eine Frau. Ist ja gar nichts dran an dir.«
    »Blödsinn«, sagte Linda beleidigt.
    Janne lachte, dass die vielen Sommersprossen auf ihrem Gesicht tanzten. »Das ist die Wahrheit.«
    »Vielleicht möchte ich ja auch gar keine Frau finden«, gab Linda herausfordernd zurück.
    Über den Rand der Karte hinweg schaute Janne ihre beste Freundin skeptisch an. »Das kannst du jemand anders erzählen. Du hast mir oft genug die Ohren vollgeheult, dass du dich einsam fühlst und dich gern mal wieder verlieben möchtest. Also, jetzt mal Klartext: Wie sollte deine Traumfrau aussehen?«
    »Och . . .«, setzte Linda zu einer flapsigen Antwort an, als sich wie von selbst Alexandras Bild vor ihre Augen schob. Groß, lange dunkle Haare, braune Augen. Mit starken Armen, in denen man sich geborgen fühlt. Nein, das konnte sie nicht sagen. Natürlich war Alexandra eine attraktive Frau. Aber mehr nicht. Sie war schließlich ihre Oberärztin – Punkt.
    Linda rieb sich über den Nasenrücken. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Oho.« Janne fixierte Linda mit gehobenen Brauen. »Was verheimlichst du mir?«
    Ertappt senkte Linda den Blick. »Nichts. Gar nichts.«
    »Lüg nicht! Ich habe dieses Flackern in deinen Augen gesehen.«
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