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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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»Schätzen vielleicht. Aber sie haben Angst vor mir, und mehr noch – die meisten hassen mich.« Sie hielt inne, seufzte und schraubte die Flasche wieder zu. Dann straffte sie sich. »Komm, lass uns an die Geräte. Meine Muskeln brauchen mal wieder etwas Training. Sonst habe ich bald so schlaffe Oberarme wie Jochen.« Sie zwinkerte Lennard zu.
    »Niemand hasst dich«, wandte Lennard etwas verspätet ein, während er Alexandra folgte.
    Die hatte sich bereits auf das erste Gerät gesetzt und stellte die Gewichte ein. »Oh doch, und das weiß ich auch.« Sie legte ihre Hände an die Griffe. »Aber ich arbeite ja auch nicht, um gemocht zu werden.«
    Lennard passte die Sitzhöhe der Maschine neben ihr an seine Körpergröße an und nahm ebenfalls Platz. »Da hast du auch wieder recht . . . Und wie läuft es sonst?«
    »Ich habe gerade heute einen Plan für ein Poster entworfen. Für München«, antwortete Alexandra, während sie bereits die Gewichte stemmte.
    »Ich werde wohl dieses Jahr hier bleiben«, meinte Lennard und startete seine Übung. »Und mit wem machst du es?«
    Alexandra stoppte. Sie zog ihren Pferdeschwanz fester. Für einen winzigen Moment schloss sie die Augen und musste unwillkürlich lächeln. »Linda Willer.«
    Lennard pustete die Luft aus, nachdem er seinen ersten Zyklus beendet hatte. »Das hätte ich mir auch denken können.« Er grinste breit.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Alexandra und streckte ihre langen Beine aus, um sie ein wenig zu entspannen.
    Sein Grinsen wurde zu einem Schmunzeln. »Man hört, dass du dich sehr für sie einsetzt.«
    »Ach, hört man das?« Alexandras Stimme wurde kühl. »Und wie kommt man darauf?«
    Lennard hob entschuldigend die Hände. »Ich kann doch nichts dazu. Ich sag es dir nur.«
    Alexandra funkelte ihn an. »Linda ist eben sehr talentiert. Trotz ihrer geringen Erfahrung. Es ist rein beruflich.«
    »Mir musst du das nicht erklären«, gab Lennard achselzuckend zurück, bevor er mit seiner Übung von neuem begann. »Und im Übrigen ist mir das auch vollkommen egal, was du mit ihr machst.«
    Alexandra grummelte. Sie hätte sich denken können, dass sich das Krankenhaus das Maul über sie zerriss. Solche Gerüchte waren das Letzte, was sie gebrauchen konnte – gerade jetzt.
    Zumal es ja auch nicht das erste Mal war.
~*~*~*~
    » G leich haben wir es geschafft.« Alexandra ließ sich von der OP-Schwester Nadel und Faden reichen. Sie hatten einem Patienten mit Krebs einen Teil der Speiseröhre entfernt.
    »Das war wirklich toll«, sagte Linda bewundernd.
    Die kleinen Fältchen um Alexandras Augen ließen ein Lächeln erahnen. »Wir haben das auch ziemlich gut gemacht. Nicht jede Ösophagusresektion, die ich bisher gemacht habe, ist so gut gelaufen.« Die Lachfältchen verstärkten sich.
    Es fiel Linda schwer, ihren Blick von Alexandras dunklen Augen abzuwenden. Sie brauchte eine Weile, um zu bemerken, dass Alexandra ihr das Nahtzeug reichte.
    Gerade als Linda für die Naht ansetzen wollte, drangen plötzlich ein ohrenbetäubendes Piepen und laute Rufe aus dem Nebensaal zu ihnen herüber.
    »Schaffst du den Rest allein?«, fragte Alexandra. »Ich gehe schnell drüben gucken, was los ist.« Ihre Körperspannung verriet, dass sie angesichts der ungewohnten Geräusche etwas nervös wurde.
    »Ich denke, das bekomme ich hin. Ist ja nicht mehr viel.«
    Alexandra nickte. »In Ordnung. Wenn etwas ist, lass mich rufen, dann komme ich sofort.« Sie trat vom Tisch zurück und warf den sterilen Kittel und die Handschuhe in den dafür vorgesehenen Müllsack. Mit schnellen Schritten eilte sie in den Nebensaal.
    Linda konzentrierte sich bereits auf das Zunähen. Die einzelnen Handgriffe gelangen ihr mittlerweile wie von selbst. Sie war schnell geworden und hatte die nötige Sicherheit gewonnen. Und auch mit den Ergebnissen war sie zufrieden: Die Narben verheilten sehr gut und entstellten die Patienten auch nicht allzu sehr. Das war Linda wichtig, und deswegen gab sie sich immer besonders viel Mühe. Sie beherrschte mittlerweile spezielle Techniken, durch die man die Narben noch weniger sah.
    »Bist du soweit? Dann lass ich ihn wieder aufwachen«, sagte der Anästhesist, der es sich hinter seinem grünen Tuch am Kopf des Patienten bequem gemacht hatte.
    Linda nickte, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. »Ja, kannst du machen. Ich brauch nur noch ein paar Minuten.« In diesem Moment fühlte sie sich zum ersten Mal wie eine richtige Chirurgin. Ein Lächeln huschte über

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