Mit Herz und Skalpell
dazu.
»Kein Problem.« Die Dame am anderen Ende der Leitung tippte etwas in ihren Computer ein. Kurz darauf ertönte eine Melodie.
Alexandra merkte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Was sollte das denn? Ihr Körper zeigte befremdliche Reaktionen. Es ging schließlich nur um ein Gespräch mit ihrer Assistenzärztin. Rein beruflich. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Ruhig jetzt, ermahnte sie sich.
Es klickte in der Leitung.
»Frau Kirchhoff? Es tut mir leid, Frau Willer nimmt nicht ab.«
»In Ordnung. Dankeschön. Dann muss das bis morgen warten. Sie hat ja auch Wochenende.« Alexandra legte wieder auf.
Auch wenn sie Linda nicht hatte erreichen können, war sie davon überzeugt, dass Linda gern mit ihr das Poster zusammenstellen würde. Und diese Aussicht freute sie. Ja, tatsächlich. Sie freute sich auf die gemeinsame Arbeit mit Linda.
~*~*~*~
L inda versuchte ihre Rückenmuskeln zu lockern, indem sie die Arme nach oben und nach hinten streckte. »Mir tut alles weh«, jammerte sie.
Janne lachte und massierte ihr ein wenig die Schultern. »Aber du hast sehr gut gespielt. Der Einsatz hat sich gelohnt.«
»Na ja, es war immerhin nur ein Freundschaftsspiel.« Linda schulterte ihre Sporttasche.
»Aber jetzt sind wir für den Saisonstart nächste Woche gut vorbereitet«, meinte Janne und ergriff ebenfalls ihre Tasche. »Gehen wir noch was trinken?«
Linda sah auf ihre Armbanduhr. »Gern. Aber nicht mehr allzu lange. Morgen muss ich wieder früh aufstehen.«
Janne schnitt eine Grimasse. »Ja, ja.«
»Die Arbeit ruft«, erklärte Linda schuldbewusst. Sie zog ihr Handy aus ihrer Handtasche. Es zeigte einen verpassten Anruf an: die Nummer des Krankenhauses. »Was wollen die denn an einem Sonntag von mir?«, murmelte sie.
»Wer?«, fragte Janne, die neben Linda zum Parkplatz lief.
»Die Arbeit. Ich rufe mal eben zurück.«
»Bist du verrückt?« Janne knuffte ihre beste Freundin in die Seite. »Es ist Wochenende!«
»Und wenn es etwas Wichtiges ist?« Linda hatte bereits die Nummer gewählt und klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr. Nach wenigen Freizeichen nahm jemand ab.
»Willer. Hallo. Sie haben versucht mich anzurufen.«
»Einen Moment«, bat der junge Mann am anderen Ende. Linda hörte ein Rascheln. »Frau Kirchhoff hat versucht Sie zu erreichen.«
Lindas Herzschlag setzte für einige Momente aus. Sie blieb abrupt stehen. Ihre Tasche glitt zu Boden, und sie umklammerte das Handy fest mit der Hand. Alexandra hatte versucht sie anzurufen? Was hatte das zu bedeuten?
»Soll ich Sie mit Frau Kirchhoff verbinden?«, wollte der Mann wissen.
»Ähm . . .«, stotterte Linda.
»Alles okay?«, flüsterte Janne. »Du bist ja ganz blass.«
Linda nickte schwach. Sie schluckte, dann beantwortete sie die Frage des Mannes: »Ja, verbinden Sie mich bitte.«
Während sie in der Warteschleife hing, überkam sie ein heftiger Schwindel, und ihre Finger wurden feucht. Fast wäre ihr das Handy aus der Hand gerutscht.
»Linda?« Allein der dunkle Klang dieser Stimme reichte aus, dass Linda sich der Ohnmacht noch näher fühlte.
»Ja, hallo«, brachte sie mühsam hervor. Gleichzeitig fragte sie sich zum wiederholten Mal, was diese heftige Reaktion auf Alexandra zu bedeuten hatte. Oder vielleicht war es auch gar nicht wegen Alexandra? Vielleicht war es nur die Sorge, dass es einen Notfall in der Klinik geben könnte, die Nervosität angesichts eines möglichen medizinischen Dramas . . .
»Schön, dass du zurückrufst«, klang die warme Stimme wieder aus dem Hörer. »Es war eigentlich gar nicht so wichtig. Ich habe am Wochenende noch einmal etwas über unser Angiomyolipom nachgedacht und nachgelesen. Es scheint ein interessanter Fall zu sein. Und ich hatte die Idee, dass wir daraus ein Poster für den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München machen könnten – wenn du Lust hast.«
Die ganze Zeit über hatte Linda die Luft angehalten. Das bemerkte sie erst jetzt. Laut stieß sie sie wieder aus. »Ein Poster?«
Also kein medizinischer Notfall. Ihr Herz klopfte trotzdem immer noch zum Zerspringen, und sie hatte Mühe, Luft zu bekommen.
»Genau«, gab Alexandra zurück. »Überleg es dir doch vielleicht bis morgen. Und dann komm in mein Büro, damit wir alles besprechen können. Leider bleibt uns nicht viel Zeit, die Deadline ist bald.«
»In Ordnung«, antwortete Linda einsilbig. Ihr Mund fühlte sich ganz trocken an.
Kaum hatte sie aufgelegt, wollte Janne
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