Mit Herz und Skalpell
gern.« Bloß keinen Zweifel aufkommen lassen. Alexandra sollte durchaus wissen, wie gern Linda dieses Angebot annahm.
Alexandra gab ihr die Adresse, und sie verabredeten sich für sieben Uhr.
Als sie aufgelegt hatten, war sich Linda sicher, mindestens zwei Meter über dem Boden zu schweben. Alexandra lud sie zu sich ein – unter einem Vorwand. Das war offensichtlich. Es wäre absolut nicht nötig, vorab die Operation im Detail durchzugehen. Zumindest nicht zusammen.
Nein, es war eindeutig, Alexandra wollte sie sehen.
Alexandra hatte sie tatsächlich, wenn auch indirekt, um ein Date gebeten.
Das Grinsen wollte gar nicht mehr verschwinden. Fröhlich pfeifend machte sich Linda wieder an die Arbeit. Jetzt musste sie sich beeilen, um rechtzeitig Feierabend machen zu können. Schließlich wollte sie sich zu Hause noch ein wenig frisch machen.
Zum ersten Mal sah es so aus, als werde es ihr tatsächlich gelingen, erfolgreich um ihre Liebe zu Alexandra zu kämpfen.
Linda bog in die Straße ein, die Alexandra ihr genannt hatte. Es war ein Wunder, dass sie es pünktlich geschafft hatte. Sie hatte sich mehrfach umgezogen, bis sie sich am Ende doch für eine Jeans und ein zwar figurbetontes, jedoch nicht zu tief ausgeschnittenes T-Shirt entschieden hatte. Schlicht und sportlich. Sie wollte sich in ihren Klamotten wohlfühlen und sich nicht verkleidet vorkommen. Wer würde schon im kurzen Rock zu seiner Oberärztin gehen, um mit ihr eine Operation durchzusprechen? Zum Schluss hatte sie noch ihr Lieblingshalstuch umgelegt: einen hellen Schal mit bunten Schmetterlingen, passend zum Frühling.
Sie suchte nach der richtigen Hausnummer. Prächtige Neubauten säumten die Straße, ein Haus größer und schöner als das andere. Alexandra lebte zweifellos in einer besseren Wohngegend. Schließlich parkte Linda ihren alten Golf vor dem richtigen Haus. Das Auto bot einen unübersehbaren Kontrast zum sonstigen Straßenbild.
Während Linda die Treppen zu Alexandras Wohnung hochstieg, rechnete sie mit einigem, aber bereits der erste Blick in die riesige Penthousewohnung übertraf all ihre Erwartungen.
»Hast du es gut gefunden?«, fragte Alexandra, während Linda noch immer mit leicht geöffnetem Mund in der Wohnungstür stand.
»Äh, ja, danke.«
Alexandra lächelte. »Komm doch rein, dann kannst du dir auch den Rest angucken« Sie legte eine Hand auf Lindas Rücken, um sie sanft in die Wohnung zu schieben.
Linda traute sich kaum, den aufwendig dekorierten Keramikboden zu betreten. Aber es war schon peinlich genug, Alexandra so anzustarren, also folgte sie ihr in die Wohnung.
»Komm, gib mir deine Jacke.« Alexandra hängte Lindas Jacke an eine elegante Garderobe, die ganz sicher nicht von IKEA stammte. Dann lief sie voran und lud Linda mit einer Handbewegung ein, ihr zu folgen.
Sie betraten einen großen, lichtdurchfluteten Raum mit einer beeindruckenden Fensterfront. »Das hier ist das Wohnzimmer«, erklärte Alexandra. Es gab nicht viele, dafür jedoch sehr stilvolle dunkle Holzmöbel und eine schwarze Ledercouch. »Nebenan ist das Arbeitszimmer. Von hier aus kann man auch auf den Balkon.« Durch eine Schiebetür trat Linda in das angrenzende Zimmer.
Dort hatte Alexandra bereits die Balkontür geöffnet. »Komm«, forderte sie Linda auf, »du musst den Ausblick genießen, solang es noch hell draußen ist.«
Linda folgte ihr nach draußen. »Wow, ist das der Rhein?«
»Ganz genau.«
»Es ist wirklich traumhaft.« Linda musste sich von der Aussicht regelrecht losreißen. Als sie sich abwandte, erkannte sie, dass der Balkon von zwei Zimmern aus zugänglich war. Das andere Zimmer musste das Schlafzimmer sein, von außen konnte Linda jedoch durch die Vorhänge nicht viel erkennen.
»Als Nächstes gehen wir in die Küche«, erklärte Alexandra.
Linda grinste sie an. »Vielleicht hättest du Maklerin werden sollen.«
»Ach ja?« Alexandra hob eine Augenbraue. Ihrer Miene war nicht zu entnehmen, ob sie sich über Lindas Aussage amüsierte oder ärgerte. »Findest du, ich habe den falschen Beruf?«
»Ähm . . . Natürlich nicht«, stotterte Linda, und schon schoss ihr wieder das Blut in die Wangen.
Da brach Alexandra unvermittelt in Lachen aus. »Es ist wirklich süß, wie leicht du zu verunsichern bist. Du solltest daran arbeiten.«
Linda strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. »Okay, wahrscheinlich hast du recht.«
Sie waren in der Küche angekommen – wenn man diesen riesigen Raum überhaupt noch
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