Mit Herz und Skalpell
heute Abend gekommen bist. Ich weiß, dass ich in den letzten Wochen dir gegenüber nicht gerecht war . . .« Sie starrte in ihr Weinglas. »Das tut mir leid.«
Damit war es wohl vorbei mit der Unverfänglichkeit. Lindas Stimme zitterte leicht, als sie entgegnete: »Du musst das nicht sagen.«
»Ich möchte es aber.« Alexandra hob den Blick. Ihre dunklen Augen hatten einen Schimmer angenommen, den Linda noch nicht in ihnen wahrgenommen hatte. »Vielleicht hätte das, was damals in München passiert ist, nicht passieren dürfen. Aber . . . ich kann es einfach nicht vergessen.«
Linda starrte auf ihren Teller. »Ich auch nicht«, erwiderte sie kaum hörbar.
Alexandras Fingerspitzen fanden Lindas Hand, tippten sachte dagegen. »Bitte schau nicht weg, sonst kann ich deine schönen Augen gar nicht sehen«, sagte sie leise und sehr sanft. Ihre Finger schlossen sich um Lindas Hand. Zart begann ihr Daumen den Handrücken zu streicheln. »Du bist eine wundervolle Frau. Wenn ich mit dir zusammen bin, vergesse ich völlig, dass wir zusammen arbeiten. So etwas ist mir noch nie passiert . . . Es ist völlig neu für mich. Aber ich genieße es.«
Lindas Haut war wie elektrisiert. Sie wagte nicht, sich zu rühren, nicht einmal zu atmen. Konnte das wirklich wahr sein? Meinte Alexandra wirklich, dass . . .?
Sie musste es wissen. Es schien so viel davon abzuhängen.
»Alexandra?«, flüsterte sie.
»Ja?« Alexandras Hand ruhte weiter auf Lindas.
»Darf ich dich etwas fragen?«
»Selbstverständlich. Was möchtest du wissen?«
»Ich . . .« Linda zögerte. Es war doch schwerer, als sie gedacht hatte.
Alexandra lächelte. »Keine Sorge, ich beiße nicht.«
»Ich wollte dich fragen, ob . . .« Erneut brach Linda ab. Nein, sie konnte Alexandra das wirklich nicht fragen.
»Linda, du musst keine Angst haben vor mir.«
Linda nickte. Sie sah Alexandra tief in die Augen und gab sich einen Ruck: »Hätten wir eine Chance? Oder . . .«
»Du willst wissen, ob es mir nur um die eine Nacht mit dir geht?« Alexandra holte tief Luft und stieß sie dann langsam wieder aus. Schließlich sagte sie leise: »Ich weiß es nicht. Ich bin nicht der Typ für längerfristige Beziehungen.«
»Das habe ich gehört«, rutschte es Linda heraus.
»Ist das so?« Alexandra hob fragend eine Augenbraue.
Linda errötete umgehend. »Na ja . . . Du hast . . . einen gewissen Ruf.«
Alexandra schob ihr Besteck zur Seite. »Ach ja?« Sie sah Linda interessiert an.
»Es heißt, du seist kein Kind von Traurigkeit.« Jetzt halt doch endlich den Mund, schalt sich Linda. Es gab Momente, da verfluchte sie sich für ihre Offenherzigkeit.
»Und ich bin unerbittlich und arrogant«, ergänzte Alexandra, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. Ihre Augen glitzerten amüsiert.
Linda räusperte sich. »Genau. Eine frauenmordende Nymphomanin und eine fürchterliche Oberärztin.«
Gleichzeitig brachen sie beide in Gelächter aus. Sie lachten, bis sie Tränen in den Augen hatten.
Unvermittelt wurde Alexandra wieder ernst: »Und denkst du, ich bin wirklich so schlimm?«
Linda schüttelte den Kopf. »Nein, das denke ich nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
Alexandra richtete sich kerzengerade auf. »Ich bin einfach nur ehrlich und vertrete meine Meinung.« Sie stand auf, kam um den Tisch herum und stellte sich hinter Linda. Sanft, aber bestimmt legte sie ihre Arme um sie. »Und ich weiß, was ich will.«
Alexandras Duft ließ Linda schwindelig werden. Ihr Herz pochte so laut, dass sie sicher war, Alexandra müsse es hören können. »Denkst du, das ist eine gute Idee?«
»Nein«, flüsterte Alexandra, ihr Mund ganz dicht an Lindas Ohr. »Wahrscheinlich ist es das nicht. Aber es ist mir egal. Ich kann seit Wochen an nichts anderes mehr denken.« Ihre Lippen trafen auf Lindas Haut. Unendlich zärtlich glitten sie Lindas Hals entlang.
Es tat so unsagbar gut, noch viel, viel besser als in Lindas schönsten Träumen . . . Linda schloss die Augen, lehnte sich gegen Alexandra und gab sich ganz der Berührung hin. »Ja«, hauchte sie. Vergessen war die Sorge, ob sie nur eine Bettgeschichte für Alexandra war. Wichtig war nur noch, dass sie hier beisammen waren.
Alexandra drehte Lindas Stuhl ein wenig, ohne Linda loszulassen. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander. Linda konnte Alexandras warmen Atem auf ihrer Haut spüren.
Langsam setzte sich Alexandra auf Lindas Schoß und schloss ihre Arme noch ein
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