Mit jedem Herzschlag (German Edition)
schön. Ich packe dastrotzdem. Wir haben noch genug Zeit.“
„Zeit wofür?“, fragte Carrie.
„Wir fahren in die Stadt ins Polizeihauptquartier“, gab Felipe zurück, „und folgen Earley zu seinem Treffen mit Richter.“ Er wandte sich an seinen Bruder. „Willst du mir immer noch helfen?“
„Selbst wenn du diese beiden Typen doch umgebracht haben solltest: Ich will nicht, dass du stirbst“, erklärte Rafe.
„Das ist nicht die begeisterte Zusage, auf die ich gehofft hatte. Aber es reicht. Kannst du mir eine Kamera besorgen? Irgendwas Kleines, Unauffälliges?“
„Ich habe eine billige Kompaktkamera“, sagte Rafe, ging zum Schrank und holte eine Schachtel heraus. „Sie funktioniert noch ziemlich gut, und es ist sogar eine Speicherkarte drin.“ Er nahm den kleinen schwarzen Apparat aus der Schachtel und reichte ihn seinem Bruder.
Felipe wandte sich ab und wollte schon gehen.
Sein Bruder hielt ihn am Arm fest. „Wenn du diese Typen wirklich umgebracht hast“, sagte er, „hau lieber ab nach Mexiko.“
„Ich habe sie nicht umgebracht.“
Ohne darauf einzugehen, fuhr Rafe fort: „Wenn du nach Mexiko gehst, werden wir uns vermutlich nicht wiedersehen.“
Felipe schüttelte den Kopf. „Wir sehen uns wieder.“
„Wenn nicht“, meinte Rafe, „sollst du wissen … wie leid es mir tut, dass ich … dass ich dich all die Jahre so enttäuscht habe, immer wieder.“
Felipe schwieg. Carrie bemerkte das verräterische Schimmern in seinen Augen. Sie wandte sich ab, wollte nicht stören.
„Ich hoffe, dass du mir eines Tages vergeben kannst“, sagte Rafe beinah unhörbar. „Und vielleicht, eines Tages, vergebe ich mir auch selbst. Was meinst du?“
„Vergib dir selbst, Raphael.“ Vor Rührung drohte Felipe die Stimme zu versagen. „Ich habe dir schon vor langer Zeit vergeben.“
„Gracias“ , murmelte Rafe. „Geh mit Gott.“
Felipe streckte ihm die Hand entgegen, und Rafe ergriff sie. Die beiden Brüder blieben einen Moment so stehen und schauten einander in die Augen.
Dann wandte Felipe sich ab und eilte zur Tür.
„Viel Glück“, flüsterte Rafe. „Und pass auf dich auf.“
Carrie folgte Felipe die Treppe hinunter. Er überprüfte im Gehen seine Waffe und kontrollierte, ob sie geladen war. Nachdem er sie zurück in den Bund seiner Jeans geschoben hatte, zog er das T-Shirt darüber.
„Felipe.“
Er sah sich kurz zu ihr um, ohne stehen zu bleiben. „Ja?“
„Sei mir bitte nicht böse.“
Vor der Haustür hielt er inne, hatte die Klinke bereits in der Hand. „Ich bin nicht böse. Nur … enttäuscht.“
„Es tut mir leid.“
„Wie kannst du mich heiraten wollen, wenn du mir nicht einmal vertraust?“, fragte er und schüttelte den Kopf. Bevor sie antworten konnte, fügte er hinzu: „Nein, sag nichts. Ich möchte es ehrlich gesagt gar nicht wissen.“ Er rieb sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen.
„Ich stelle mir die ganze Zeit eine Frage: Was wäre, wenn ich mich in dir täusche?“, gab sie zu. „Ich sehe all diese Beweise gegen dich, und ich kann nicht anders. Ich komme ins Grübeln: Was, wenn ich mich in einen Mann verliebt habe, der mich belügt?“
Eindringlich musterte Felipe sie. In seinen dunklen Augen lag die Enttäuschung, die er kurz zuvor angesprochen hatte.
„Ich kann dir da nicht helfen, Caroline“, erwiderte er. „Das musst du mit dir selbst ausmachen. Aber lass mich wissen, wie du dich entscheidest. In Ordnung?“
„Felipe …“
„Jetzt müssen wir los“, unterbrach er sie und öffnete die Tür. „Bleib ganz dicht bei mir und steig schnell in den Wagen.“
Er ergriff ihren Arm. Gemeinsam traten sie in das helle Lichtdes Nachmittags hinaus, gingen die Stufen zum Gehweg hinunter.
Felipe spürte, wie seine Nackenhaare sich aufstellten. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
Alles sah genauso aus wie bei ihrer Ankunft vor nicht mal einer Stunde. Immer noch spielten Kinder auf der Straße. Alte Männer saßen auf den Eingangsterrassen und unterhielten sich. Leute spazierten über die Gehwege, bewegten sich langsam im Sonnenschein.
Der alte weiße Volkswagen, den sie sich auf dem Parkplatz des Sea Circus „ausgeliehen“ hatten, war eine Querstraße weiter geparkt. Felipe eilte darauf zu und versuchte dabei, Caroline mit seinem Körper abzuschirmen. Im Stillen betete er, dass sein Gespür für drohende Gefahr ihn diesmal täuschte.
Carolines Geständnis zu ihrem Verhalten in Rafes Apartment hatte ihn weit
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