Mit jedem Herzschlag (German Edition)
den Polizisten vorbei. Die Beamten beachteten ihn überhaupt nicht.
Und schließlich waren sie auf dem Parkplatz. Sie hatten das Gelände des Sea Circus verlassen. Waren an der Polizei vorbei. Jetzt mussten sie sich nur noch Sorgen wegen Tommy Walsh machen.
Nur noch.
Felipe spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. Unwillkürlich stellte er sich vor, dass irgendjemand ein Präzisionsgewehr auf seinen Kopf richtete. Er wurde unruhig und nervös.
Ihm blieb nur, zu beten. Hoffentlich wäre Caroline vernünftig genug und würde abhauen, wenn er getroffen wurde. Hoffentlich würde sie rechtzeitig von seinem Rücken abspringen, in Deckung gehen und sich in Sicherheit bringen.
Als der Strom der Teenager sich den wartenden Bussen näherte, ließ er Caroline herunter und zog sich mit ihr aus der Menge zurück. Sie duckten sich hinter eine Reihe geparkter Autos.
Carries Augen leuchteten, und sie atmete schwer. „Wir haben es geschafft.“
„Bis jetzt“, entgegnete er und suchte nach einem Automodell, das leicht kurzzuschließen war.
In der Nähe entdeckte er einen uralten weißen VW Käfer mit offenen Fenstern. Felipe öffnete die Tür. Einer Ahnung folgend, schaute er unter die Fußmatte, während Caroline auf den Beifahrersitz rutschte.
Unter der Matte lag jedoch kein Schlüssel. Also blieb ihm nur der schwierigere Weg. Oder auch nicht, dachte er bei sich, als er die Wagenschlüssel im Zündschloss entdeckte.
„Glaubst du, die wollen, dass das Auto geklaut wird?“, fragte Carrie.
Felipe startete den Motor und versuchte, die Fenster hochzukurbeln. Schnell wurde ihm allerdings klar, dass es keine Scheiben zum Hochkurbeln gab. Die Fahrertür schloss ebenfalls nicht richtig. Sie wurde mit einem Stück Draht gesichert.
„Könnte sein“, meinte er.
Trotzdem schien der Motor des alten Wagens einwandfrei zu funktionieren. Felipe fuhr vom Parkplatz herunter und bog auf die Hauptstraße ein.
Die Autos, die er im Rückspiegel beobachtete, sahen harmlos aus. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass Tommy Walsh irgendwo da draußen war und ihnen folgte.
Das war viel zu leicht gewesen. Viel zu einfach.
Und wenn man es mit Tommy Walsh zu tun hatte, war nie irgendetwas einfach.
20. KAPITEL
H ighboy öffnete ihnen, als sie bei Rafe klingelten. Er sagte kein Wort. Für einen Mann seines Umfangs bewegte er sich unglaublich schnell: Er riss die Tür weit auf, zog sie beide ins Haus und knallte die Tür wieder zu.
Schweigend sah Carrie zu, wie Highboy jedes Schloss und jeden Riegel versperrte. Wahrscheinlich hätte er noch die Alligatoren in den Burggraben gelassen und die Zugbrücke hochgezogen, wenn er gekonnt hätte.
Dann endlich wandte er sich ihnen zu und machte den Mund auf. „Ich bringe euch nach oben in Raphaels Wohnung“, sagte er. Seine Stimme klang seltsam hoch. „Je weniger Leute euch hier sehen, desto besser.“
Wortlos folgten sie dem gewichtigen Mann die Treppe hinauf. Er klopfte leise an, und Rafe öffnete die Wohnungstür. Er trug nur Jeans. Carrie gab sich Mühe, nicht das riesige Drachentattoo auf seinem Oberarm oder die gezackte Narbe über seiner Brust anzustarren.
„Schau an, schau an“, begrüßte Rafe sie. „Wenn das nicht das wandelnde Eine-Million-Dollar-Gewinnlos mit seinem blonden Engel ist.“ Er trat einen Schritt zurück, sodass sie eintreten konnten. „Kommt rein. Ihr seid mal wieder in den Nachrichten.“
Der Fernseher lief, und tatsächlich prangte da am oberen Bildrand ein Foto von Felipe.
„Neuesten Informationen der Polizei zufolge beweist die ballistische Untersuchung, dass Tony Mareidas und Steve Dupree letzte Woche tatsächlich mit Salazars Dienstwaffe getötet wurden“, meldete die Nachrichtensprecherin. „Des Weiteren wurde die Kopie eines Videos freigegeben, das der Polizei vor einigen Tagen anonym zugespielt wurde. Dieses Video wurde eindeutig am selben Abend aufgenommen, an dem die Morde stattfanden. Darauf sieht man Detective Salazar, wie er Mareidasund Dupree mit der Waffe bedroht. Schauen wir uns das Video an.“
Carrie setzte sich aufs Sofa, den Blick fest auf den Bildschirm geheftet. Rafe und Felipe blieben stehen und verfolgten die Nachrichten aufmerksam.
Das Gesicht der Nachrichtensprecherin verschwand. Stattdessen war die körnige Aufnahme eines Amateurvideos zu sehen. Der Film zeigte drei Männer, die in einer nicht identifizierbaren Nebenstraße aus einer Haustür traten.
Im Fernsehstudio war das Bildmaterial bearbeitet
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