Mit klick! zurück
endlich die Sprache wieder. „Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?“
„Ist schon gut“, sagte Alex. „Kein Grund zur Aufregung.“ Und lächelnd fügte er hinzu: „Ich nehme an, Sie schicken mich jetzt zu Mr Eccles.“ Alex wunderte sich selbst, wie cool er blieb. „Dann geh ich mal, okay?“
Damit verließ er das Klassenzimmer und lief den Flur entlang zum Zimmer des Direktors. Aber er ging nicht hinein, sondern marschierte schnurstracks zur Schulsekretärin und klopfte an die Scheibe.
„Mr Eccles lässt fragen, ob er einen Becher heißes Wasser haben kann“, sagte er.
„Einen Becher heißes Wasser?“ Die Sekretärin schaute ihn verwirrt an. „Wozu denn das?“
Alex zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er hat nur gesagt, Sie möchten ihm bitte einen Becher heißes Wasser bringen.“
Seufzend stand die Sekretärin auf und verschwand in Richtung Küche. Sobald sie außer Sicht war, drückte Alex auf den Sicherheitsknopf, der die Eingangstür aufspringen ließ, und spazierte hinaus. Der Weg zur Straße hinunter war von Büschen gesäumt, sodass ihn niemand sehen konnte, während er durch das Schultor ging und den Heimweg einschlug.
Er hatte seine Schultasche nicht bei sich – die war noch im Klassenzimmer –, aber das machte nichts, denn sobald er die Zeit zurückdrehte, würde die Tasche wieder bei ihm zu Hause sein. Um solchen Kleinkram brauchte er sich von jetzt an nicht mehr zu kümmern. Als ihm warm wurde, zog er sein Sweatshirt aus und hängte es einfach über irgendein Geländer. Wozu sollte er es mitschleppen? Auch das spielte keine Rolle mehr.
Falls ihn jemand auf dem Heimweg anhielt und wissen wollte, warum er nicht in der Schule war, hatte Alex sich eine Geschichte zurechtgelegt. Er sei wegen Verdachts auf Masern nach Hause geschickt worden, würde er sagen. Aber kein Mensch kümmerte sich um ihn. Niemand drehte sich nach ihm um.
Fünfzehn Minuten später stand er vor seinem Haus und holte den Ersatzschlüssel unter dem losen Pflasterstein in der Einfahrt hervor, um die Haustür zu öffnen.
Nur Mr Kowalski bemerkte Alex, weil er gerade in seinem Garten werkelte und Geranien anpflanzte. Er trug seine übliche graue Wollweste mit den löchrigen Ellbogen und sein Kinn war voller Bartstoppeln.
„He, Alex!“, rief er. „Warum du bist nicht in Schule?“
Aber Alex gab keine Antwort. Er lächelte nur, winkte und ging hinein.
Das Haus war leer. Seine Eltern waren beide bei der Arbeit.
Alex holte sich als Erstes etwas zu trinken aus dem Kühlschrank und einen Schokoriegel aus der Naschdose in der Küche. Normalerweise musste er erst seine Eltern fragen, ob er etwas nehmen durfte. Heute war es ganz egal, weil er es sowieso bald ungeschehen machen würde, so wie alles andere an diesem Vormittag.
Er schmiss sich vor den Fernseher, trank sein Glas leer und verdrückte den Schokoriegel. Dann ging er in sein Zimmer. Dort setzte er sich an den Schreibtisch, öffnete den Laptop, stellte die Zeit auf fünfundzwanzig nach acht und drückte Strg und Z.
Einen Augenblick später ging er mit Callum die Einfahrt hinunter.
„Siebenundzwanzig?“, fragte Callum. „Siebenundzwanzig verschiedene Methoden, Geld zu verdienen?“
„Mindestens siebenundzwanzig“, verbesserte Alex, „und bevor du mich fragst, welche das sein sollen, muss ich schnell zurück und meine Butterbrotdose holen, und pass auf, wenn du deinen Fensterkitt-Ball herumwirfst und …“
Beim zweiten Mal verlief der Vormittag viel angenehmer. Auf dem Schulweg ging Alex mit Callum die Fragen durch, die Miss Simpson in dem Test gestellt hatte, soweit er sich daran erinnerte. Beide Jungen schnitten erstaunlich gut ab. Sophie Reynolds wurde diesmal lediglich Dritte und konnte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen, auch wenn sie die Coole spielte.
Für seine Mitschüler war es ein ganz normaler Tag, aber Alex konnte kaum glauben, wie anders jetzt alles ablief. Er dachte daran, wie er den Kleister über Sophie Reynolds’ Kopf ausgekippt hatte und wie cool er geblieben war, als er zum Direktor musste. Und wie er dann am hellen Vormittag aus der Schule spaziert war und alle Sorgen hinter sich gelassen hatte, so wie das Sweatshirt, das er einfach über irgendein Geländer gehängt hatte.
Allmählich begriff er, dass er mit dem Laptop alles machen konnte. Einfach alles. Was immer er wollte, egal wie verrückt, gefährlich oder böse es war – oder wie viel Ärger daraus entstehen würde –, er musste nicht lange
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