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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
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ausführlich dargelegt, so gut wie gar nicht helfen. Ähnliches galt für Autoren, die die verschiedenen Erkundungsleistungen jener Zeit beschrieben, darunter auch Francisco López de Gómara. Dieser schrieb in der Mitte des 16. Jahrhunderts:
     
    Viele machten sich daran, die von Christopher Columbus angestoßenen Entdeckungen fortzuführen und zu vervollständigen; manche auf eigene Kosten, andere auf Kosten der Könige, in der Hoffnung, dadurch reich und berühmt zu werden .doch da die meisten von denen, die Entdeckungen machten, dadurch ruiniert wurden, haben sie, so weit ich weiß, in der Erinnerung keine Spuren hinterlassen, vor allem nicht jene, die nach Norden steuerten, vor die Küste der Bacallaos-Region und Labradors.
     
    Bei der Darstellung der besonderen Gefahren, die so vielen Expeditionen in den Norden Probleme bereiteten, waren López de Gómaras Vorstellungen vom Aussehen und den Lebensbedingungen jener weit entfernten Region notwendigerweise vage. Recht hatte er hingegen mit seiner Feststellung, dass all jene, |203| die gen Norden gesegelt waren, so gut wie keine Berichte hinterlassen hatten. Aus sehr viel jüngerer Zeit stammt David Quinns Klage zu diesem Thema: »Vom Gesichtspunkt der Quellen aus, auf denen die Geschichte gründet, taucht Nordamerika irgendwann im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhundert aus seinem dunklen Zeitalter auf.« 21

Das geographische Wissen des Spätmittelalters
    Die europäischen Kartenzeichner des Spätmittelalters hatten ein besonderes Talent dafür, Forschungsberichte und Gerüchte mit eigenen Theorien zu vermischen, wenn sie sich ein Bild neu entdeckter Territorien zu machen suchten. Dies gelang auch für das fremde Land jenseits der Davis Strait, doch über die Ostküste der Meerenge, Grönland, waren einfach keine genaueren Informationen zu erhalten (vgl. auch Kapitel Zwei). Bei den neuen Fischgründen vor Neufundland und Labrador ging es um hohe wirtschaftliche Gewinne und um internationale Konflikte, weshalb diese Gegend die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zog, doch die alltäglichen Aktivitäten von Fischern und Walfängern gingen in der Regel nicht in die Geschichte ein. So zeigte etwa Königin Elizabeths Faktotum Dr. John Dee (1527–1608) im Jahr 1360 ein großes Interesse an einer Reise nach Grönland und in die Davis Strait (Kapitel Fünf), weil er glaubte, die Expedition habe der
Inventio fortunata
wertvolle Informationen über die Polarregionen geliefert. Doch er sah ansonsten nichts Außergewöhnliches an dieser Fahrt eines Engländers in den hohen Norden. Herablassend stellte er fest, dass es von Kings Lynn nach Island »nicht mehr als vierzehn Tage Segeln bei normalem Wind [sind], und das war viele Jahre ein sehr häufiger und gewöhnlicher Handel«. 22
    Im 15. Jahrhundert spielten die nordischen Grönländer für einige wenige europäische Außenseiter, die sich von dieser Region wirtschaftliche Gewinne erhofften, noch immer eine Rolle, doch die Tatsache, dass es sie gab, und die Kenntnis der genauen Lage ihrer Siedlungen verschwanden aus dem europäischen Allgemeinwissen, lange bevor die Bewohner beschlossen, ihre Gemeinschaften aufzugeben. Das Verschwinden dieses Wissens ist für die Nachwelt eindeutig belegt durch die Arbeit des dänischen Kartenzeichners Claudius Clavus »Swart« ( »Schwarz«), der 1388 auf der Insel Fünen geboren wurde und zwischen etwa 1410 und 1430 als Kartograf wirkte.

|204| Claudius Clavus, der Schöpfer der »Nancy-Karte«
    Man weiß von Claudius Clavus (Klaus Klaussøn), dass er neben zwei Landkarten, die das kartografische »Debüt« Grönlands darstellen, auch Beschreibungen des Nordens geschaffen hat. Nach seiner Ausbildung an einer dänischen Klosterschule ging er etwa 1412/1413 auf Reisen und erreichte im Winter 1423/1424 Italien, wo die erst kurz zuvor entstandene lateinische Übersetzung der
Geographia
des Ptolemaios neue Ansätze in der kartografischen Darstellung der Welt geradezu herausforderte. Clavus ließ sich offensichtlich von der Begeisterung anstecken und kam der Bitte, seine eigene Heimat weit oben im Norden zu zeichnen und zu beschreiben, gerne nach.
    Sein erster bekannter Versuch, eine Karte des Nordens, die zwischen 1424 und 1427 entstand, ist heute nur noch als Kopie erhalten. Sie wird als »Nancy-Karte« bezeichnet, weil sie zusammen mit einem beschreibenden Text, der ebenfalls Claudius Clavus zugeschrieben wird, in Nancy entdeckt wurde – im Anhang zu Kardinal Guillaume Fillastres

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