Mit Kurs auf Thule
einschließlich Spitzbergen und der Bäreninsel«. Bei dieser Gelegenheit beanspruchte Christian IV. Spitzbergen als einen Teil des der norwegischen Krone tributpflichtigen Landes Grönland für sich. 24
Nachfolgende Segelfahrten konzentrierten sich auf Spitzbergen oder die Davis Strait, doch einige Privatleute hatten sich noch immer nicht ganz von Grönlands Westküste abgewandt.
Für die Aktivitäten von Kapitän James Hall in den Jahren direkt nach 1607 gibt es keine Unterlagen. 1612 jedenfalls kehrte er als Leiter einer Expedition mit zwei Schiffen nach Grönland zurück, finanziert von verschiedenen Überseespekulanten in London, die mit den Inuit Handel treiben und Silbererz aus der Mine holen wollten, die Hall 1605 entdeckt zu haben glaubte. Mit dem Engländer William Baffin (etwa 1584–1622) als Obersteuermann erreichte die Expedition Kap Farvel und folgte dann der Westküste hinauf bis jenseits von Nuuk. Im Amerdlokfjord wurde Hall vom Pfeil eines Inuk getroffen und starb wenige Stunden später. Seine Gefährten begruben ihn auf einer nahegelegenen Insel und kehrten später nach England zurück, wo sich ihr »Silber«-Erz erneut als wertlos herausstellte. 25
Handelsinteressen standen auch hinter den drei Reisen nach Grönland, die der aus den Niederlanden stammende David Danell für den dänischen Zoll in den Jahren 1652, 1653 und 1654 unternahm. Sie führten zu einem lustlosen Handel mit den Inuit entlang der Westküste und schlossen gescheiterte Versuche, an der Südostküste zu landen, ein, die wie gewöhnlich vom Eis blockiert war. Die Expeditionen an die Westküste hatten bis zu jenem Punkt noch keine |236| Streifzüge weit genug ins Landesinnere unternommen, um auf die Überreste nordischer Höfe in einer der beiden früheren Siedlungen zu stoßen, und man war allgemein noch immer davon überzeugt, dass die Hauptsiedlung der Nordmänner sich an der Ostküste befunden hätte.
Diese Überzeugung vertrat auch der energische norwegische Missionar Hans Egede, der 1721 mit dem brennenden Wunsch, die nordischen Grönländer zum lutherischen Glauben zu bekehren, im Gebiet von Nuuk eintraf, nachdem er für dieses Unterfangen zuvor lange um die Unterstützung der Grönland-Handelsgesellschaft in Bergen und der dänischen Obrigkeit gekämpft hatte. Die beteiligten Kaufleute und weltlichen Autoritäten ihrerseits waren hingegen eher von dem Wunsch beseelt, einen lukrativen Handel mit den Inuit aufzuziehen, die bisher vor allem mit den niederländischen Walfängern, die in dieser Gegend arbeiteten, Tauschhandel getrieben hatten.
Hans Egede, der Apostel Grönlands
Der Missionar Hans Egede (1686–1758) war fünfunddreißig Jahre alt, als er in Begleitung seiner Frau, seiner Kinder und weiterer norwegischer Männer und Frauen 1721 das Schiff
Haabet
( »Hoffnung«) verließ und auf der Insel Igdluerunerit im äußeren Godthaabsfjord landete. Zusammen wollten sie eine Missionsstation in einem »rauen neuen Land« gründen. Die »wilden Menschen«, die die
Haabet
in ihren Booten das letzte Stück begleitet hatten, wirkten an Land zunächst durchaus freundlich und halfen den Norwegern, ihr Haus zu bauen. Wie sich herausstellte, gingen die Inuit davon aus, dass die Besucher wie die niederländischen Walfänger im Herbst wieder abreisen würden und das Haus dann ihnen gehören würde. 26
Doch die Norweger in »Haabets Havn« (Hoffnungshafen) hatten nicht die Absicht, Grönland so schnell wieder zu verlassen. Allerdings machte sich Egede große Sorgen wegen der Proviantreserven seiner Gruppe und wegen des fehlenden Interesses der Inuit, frisches Wild und Fisch gegen die Handelsgüter einzutauschen, die die Grönland-Gesellschaft in Bergen für das Missionierungsunternehmen zusammengestellt hatte. Als der erste Winter nicht enden wollte, gesellte sich noch Skorbut zu den Problemen, mit denen die in einem Haus eng beieinander wohnenden Norweger zu kämpfen hatten, aber irgendwie schafften sie es bis zum folgenden Juni, als nicht nur eines, sondern gleich zwei Schiffe mit Nachschub und Briefen aus der Heimat anlegten. Mit frischem Schwung und Optimismus beschloss Egede danach, sich weiter ins Land vorzuwagen, |237| auch um eine angenehmere Wohnstatt für seine Leute zu finden – die Mission wurde 1728 ins Landesinnere nach Nuuk verlegt, wo Egedes Haus noch heute steht. Im Frühjahr 1723 reiste er an der Westküste entlang nach Süden, um ein paar alte Ruinen zu untersuchen, auf die ihn die Inuit hingewiesen hatten,
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