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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
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Pygmäen gesehen hatte, die er als haarig bis zu den äußersten Fingergelenken beschrieb – die Männer trugen Bärte bis zum Knie. Statt zu sprechen wie Menschen, verständigten sie sich mit Zischlauten, während sie ihr Leben in tiefer Finsternis führten. 13 Auf Blefkens mentaler Landkarte der Arktis war Grönland offenbar mit dem äußersten Nordosten Asiens verbunden, wohin man die Ungeheuerrasse der Pygmäen inzwischen verbannt hatte (Kapitel Fünf).

Christian IV. setzt noch einmal alle Hebel in Bewegung
    Frederiks II. Sohn und Nachfolger Christian IV. (1588–1648) war eine starke Persönlichkeit mit vielen Interessen, klaren Meinungen, hervorragenden außenpolitischen Kontakten (er war der Schwager des englischen Königs James I.) und einer erklärten Vorliebe für den Handel. Bevor er sich darauf konzentrierte, die Fundamente für ein großdänisches Reich zu legen, organisierte er drei königliche Expeditionen, um die nordischen Siedlungen in Grönland für die Krone zu reklamieren, die aber alle fehlschlugen, weil immer noch niemand wusste, wo genau man eigentlich danach suchen sollte.
    Gegen Ende des 16. Jahrhunderts stieg das Interesse an schriftlichen isländischen Quellen, die Grönland zum Thema hatten, weiter an. Aus diesem Grund verbrachte der isländische Geistliche Arngrímur Jónsson (1568–1648) die Jahre 1597 bis 1602 damit, alles, was er über diese Quellen in Erfahrung bringen konnte, in einem kleinen Büchlein namens
Groenlandia
zu sammeln. Gern bediente er sich bei Björn Jónssons
Grænlands annáll,
und unter seinen nichtisländischen Quellen führte er Saxo Grammaticus und Mercators Karten auf, dessen geografische Ansichten er offenbar teilte, wenn er Grönland als eine riesige Landmasse beschrieb, die sich von »Biarmeland« (Weißrussland) bis hinüber zur Neuen Welt erstreckte. Außerdem versicherte er seinen Lesern, dass damals, als die Nordmänner in Grönland siedelten, das Land von »Hvitserk« an der Ostküste bis hin zum Südwesten bewohnbar gewesen sei und dass es dort noch immer Wälder gebe. 19
    König Christian IV. war ebenso wie seine Vorgänger davon überzeugt, dass es noch immer nordische Siedler in Grönland gebe und man sie nur finden müsse. Zu diesem Zwecke schickte er 1605 drei Schiffe der Kriegsmarine zu der Insel, um seinen Anspruch auf die dänische Oberherrschaft dort zu bekräftigen. Die Expedition stand unter dem Kommando des Schotten John Cunningham an Bord der
Trost
, deren Kapitän der Obersteuermann der Expedition, der Engländer James Hall, war. Ein weiterer Engländer, John Knight, war Kapitän der
Katten
, während der dänische Adlige Godske Lindenow das dritte Schiff, die
Løven
, führte
.
    |233| Sobald sie alle Kap Farvel erreicht hatten, trennten sich die drei Schiffe. Hall schrieb später in seinem Bericht an den König, dass Lindenow an Bord der
Løven
aus Angst vor dem Eis nach Hause zurückgekehrt sei, während Claus Christoffersen Lyschander (siehe unten) in seiner
Dänischen Chronik
aus dem Jahr 1608 die Meinung vertrat, die Besatzung der
Løven
sei überzeugt gewesen, dass Hall den falschen Kurs segle. Sehr wahrscheinlich spielen beide Erklärungen bei Lindenows früher Rückkehr nach Kopenhagen – im Übrigen mit zwei gefangenen Inuit sowie Pelzen und anderen Handelswaren – eine Rolle. Eis gab es wirklich mehr als genug, und der dänische Kapitän und seine Mannschaft waren fest davon überzeugt, dass sie nordische Höfe an der Ostküste Grönlands suchen sollten, während die Engländer die Westküste erkunden wollten. Letzteres würde man erwarten von Seeleuten, die speziell wegen ihrer früheren Reisen in die Gewässer rund um Südgrönland beauftragt worden waren. Wahrscheinlich hatten sie ihre Erfahrungen beim Segeln mit dem Entdecker John Davis gesammelt, der im Auftrag von Königin Elizabeth I. dreimal (1585, 1586 und 1587) versucht hatte, eine Nordwestpassage zu finden, und vielleicht sogar schon ein Jahrzehnt zuvor bei einer Fahrt mit Martin Frobisher. 20
    Davis war mehrmals in Westgrönland an Land gegangen, ohne es als das zu erkennen, was in seinen Augen »Alt«-Grönland war, doch seine Seeleute wussten jetzt zumindest, dass die Westküste weitaus gastlicher war als die Ostseite der Insel. Die vier Karten, die Hall auf seiner eigenen Reise zeichnete und die sich noch immer in der British Library befinden, zeigen die Westküste bis hinauf zur Disko Bay und liefern einige von Hall vergebene Namen. Auf kurzen Ausflügen ins

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