Mit Kurs auf Thule
Minnesota zusammensetzte – unterschied und die ausgerechnet Vínland erwähnte, den unbestrittenen Schwerpunkt des Interesses im 19. Jahrhundert, wenn es um nordische Reisen nach Nordamerika ging. Gerade dorthin waren aber erwiesenermaßen die grönländischen Nordmänner bei der Ausbeutung der nordamerikanischen Naturschätze nicht mehr zurückgekehrt.
|251| Die Vínland-Karte
1965 gab die Yale University Library in New Haven, Connecticut, bekannt, sie habe einen Band aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erworben, der auch eine handgezeichnete Karte enthalte, die auf die nordische Entdeckung Nordamerikas um 1000 n. Chr. verweise. Gleichzeitig veröffentlichte der Universitätsverlag Yale University Press
The Vínland Map und Tartar Relation
, geschrieben von zwei britischen und einem amerikanischen Wissenschaftler: R. A. Skelton war Leiter der Landkartenabteilung im British Museum; George D. Painter war Fachmann für Inkunabeln und Assistent in der Abteilung Buchdruck des British Museum; und Thomas E. Marston schließlich war der Kurator für Handschriften aus Mittelalter und Renaissance an der Yale University Library. Diese drei Männer versicherten der interessierten Öffentlichkeit, dass diese einzigartige Landkarte in Yale aus der Zeit um 1440 stamme, die nordischen Erfahrungen in Nordamerika glaubhaft wiedergebe und dabei Informationen preisgebe, die über mehrere Jahrhunderte hinweg weitergegeben worden seien. Außerdem analysierten sie das Manuskript der
Hystoria Tartarorum
(
Geschichte der Tartaren
), mit der die Karte zur Zeit des Ankaufs zusammengebunden war. Zusätzlich waren die Karte und die
Geschichte der Tartaren
bald mit einem Band aus der Mitte des 15. Jahrhunderts in Verbindung gebracht worden, der Teile des
Speculum Historiale
des Vincent de Beauvais enthielt, doch diese Neuerwerbung interessierte die Autoren nur insoweit, als die Texte offenbar irgendwann in einem Band zusammengebunden worden waren.
Die Karte wurde als
Vínland-Karte
bekannt, weil sie im äußersten Nordwesten eine große Insel mit zwei tiefen Buchten zeigt, die durch zwei lateinische Beschriftungen als
Vinilanda Insula
gekennzeichnet ist. Die kürzere der beiden Legenden lautet: »Die Insel Vínland, von den Gefährten Bjarni und Leif entdeckt.« Die längere Legende lautet:
Mit Gottes Willen, nach einer langen Reise von der Insel Grönland in den Süden zu den entferntesten verbleibenden Teilen des westlichen Ozeans, südwärts segelnd inmitten des Eises, entdeckten die Gefährten Bjarni [byarnus] und Leif Eiriksson [leiphus erissonius] ein neues Land, überaus fruchtbar und sogar Weintrauben tragend, welche Insel sie Vínland nannten. Erik [Henricus], Legat des Apostolischen Stuhls und Bischof Grönlands und der Nachbargebiete, kam in diesem wahrhaft riesigen und sehr reichen Land an, im Namen des Allmächtigen Gottes, im letzten Jahr unseres über alle Maßen gesegneten Vaters Paschalis, blieb eine lange Zeit im Sommer wie im Winter und kehrte später nordostwärts nach Grönland zurück und wirkte dann weiter in demütigster Unterwerfung unter den Willen seiner Vorgesetzen. 16
|252| Einige Forscher, die sich mit den nordischen Segelfahrten im Nordatlantik beschäftigt hatten, zeigten sich verständlicherweise verblüfft, nicht zuletzt, weil die Vínland-Sagas die Reisen von Bjarni Herjolfsson und Leif Eiriksson als getrennte Unternehmungen beschreiben, doch für die Fürsprecher des »Kensington Rune Stone«, des »Newport Tower« und anderer Objekte, die eine alternative Geschichte der Nordmänner in Amerika stützen, erwies sich Yales Neuerwerbung schnell als Fundgrube.
Viele angesehene Wissenschaftler außerhalb der Nordistik bejubelten Yales neue Landkarte allerdings ebenfalls als authentisch, und ihre Meinung dominierte bis 1974, als in London ein Symposium stattfand, an dem sowohl Verteidiger wie Skeptiker teilnahmen. Geleitet wurde die Veranstaltung von Helen Wallis, Skeltons Nachfolgerin als Leiterin des Map Room der British Library. Finanziert wurde sie von der Royal Geographic Society. Unter den verschiedenen wissenschaftlichen Themen, die bei dieser Gelegenheit angesprochen wurden, war auch die Tinte, mit der die Karte gezeichnet worden war. Ihre chemische Zusammensetzung stand zum ersten Mal auf dem Prüfstand. 17
Der britische Chemiker A. D. Baynes-Cope konnte nun endlich öffentlich machen, was er und A. E. Werner 1967 bei einer kurzen Untersuchung der
Vínland-Karte
und ihrer
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