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Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht

Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht

Titel: Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Überraschung für dich!«
    Adams Strahlen blieb unverändert, meine Schwester verließ das Wohnzimmer. Endlich, endlich Action! Was war das für eine sagenhafte Überraschung, die meine Schwester vorbereitet hatte? Würde sie gleich in Spitzenunterwäsche zurückkehren, oder hatte sie eine Reise nach Las Vegas organisiert? Und warum war ich als Einzige im Raum so aufgeregt? Meine Eltern und die Bronskis spielten seelenruhig weiter Karten, Adam immer noch grinsend. Keiner schien sich dafür zu interessieren, dass meine Schwester im nächsten Moment mit einem höchstwahrscheinlich überhaupt nicht jugendfreien Valentinstagsgeschenk zurückkehren würde. Und da stand sie auch schon wieder im Türrahmen, vollständig bekleidet, mit einem Päckchen in der Hand.
    »Alles   … äh   … Gute zum Valentinstag!«, sagte sie und drückte Adam das Paket in die Hand.
    Adam Bronski sah meine Schwester geradezu erschüttert an und fragte dann ehrlich erstaunt: »Für mich?«
    Dann begann Adam Bronski damit, das Päckchen aufzuschnüren, als wäre er fünf Jahre alt und hätte gerade sein erstes
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bekommen. Es war kein Ticket nach Vegas, es war keine Death-Metal-CD, keine schlüpfrige Unterwäsche und schon gar kein Totenschädel.Es war eine Tasse. Auf dieser Tasse prangte eine riesige, hässliche Fratze: die
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Maus. Aus einer Sprechblase fragte das impertinente Biest »Weißt du eigentlich, wie doll ich dich lieb habe?«
    Adam Bronski starrte die Tasse an. Krystof Bronski nahm die Tasse in die Hand und meinte: »Oh, wie süß, so eine hat mir die Vivien auch mal geschenkt.«
    Adam Bronski starrte die Tasse an.
    Marek Bronski wollte seinem paralysierten Bruder helfen und schlug vor: »Adam, schau, wie praktisch, du trinkst doch so gerne aus   … Tassen.«
    Adam Bronski starrte die Tasse an.
    Endlich sagte Adam Bronski: »Ich kenne dieses Tier nicht. Warum hat es mich lieb?«
    Das war’s. Weder meine Schwester noch meine Eltern, noch die restlichen Bronski-Brüder sahen sich imstande, Adam Bronski irgendeine aufklärende Antwort auf diese äußerst investigative Frage zu geben. Schließlich nahm meine Schwester wieder Adams Knie an sich und sagte tapfer: »Komm, Baby, lass uns weiterspielen.«
    Das taten sie dann auch.
    Ich entschuldigte mich bei der Runde, ging in mein Zimmer und trauerte. Das war die mit Abstand deprimierendste Valentinstagsaktion der Weltgeschichte gewesen. Ich war in einer Wohnung mit seelenlosen Zombies gefangen und mit der Hälfte von ihnen war ich auch noch direkterdings verwandt. Und ich selbst war auch nicht besser. So konnte es nicht weitergehen. Also ging ich kurz mal vor die Tür, auf die Suche nach
echtem
Leben.
    Ich watschelte durch unser Viertel, immer näher an die Stadtpromenade heran, die tagsüber ein echter Besuchermagnet war, des Nachts aber an Gruseligkeit gewann, hauptsächlich weil man die Hundekacke dann nicht sehen konnte. Aber das reichte mir in dieser Nacht nicht aus, ich wollte mehr erleben. Ich ging weiter und passierte das so genannte Schwulenwäldchen. Das war schon aufregender, immerhin lagen da Kondome rum. Sonst niemand. Wahrscheinlich feierten wenigstens die Schwulen einen Valentinstag, wie es sich gehörte.
    Ich marschierte weiter, Richtung Schlossgarten. Da durfte man nun wirklich nicht hin, nicht nach zehn, denn dann war das Tor abgeschlossen. Ich kletterte über den Zaun. Dann stand ich eine Weile auf der anderen Seite des Zauns. Dann kletterte ich wieder herüber, weil es doch
zu
verboten war. Als ich gerade wieder auf der anderen Seite stand, sprang eine Gestalt über den Zaun, packte mich am Arm und sagte: »Lauf, komm, lauf!«
    Die Gestalt und ich rannten in Richtung Müllcontainer. Die Gestalt trug eine Art Cape, das sie sich offensichtlich aus einem dunklen Betttuch geknüpft hatte, denn während wir rannten, fiel mein Blick auf das
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. Außerdem hatte die Gestalt einen Jute-Beutel dabei und stank bestialisch nach Abfall. Erst als wir endlich an den Containern standen, merkte ich, dass wir nicht nur so wildromantisch herumrannten, sondern tatsächlich verfolgt wurden. Der Parkwächter stolperte hinter uns her. Ausgerüstet mit einer winzigen Taschenlampe schrie er: »Ich krieg dich, du Sau, du!«
    Aber er kriegte uns nicht. Die Gestalt öffnete den Container für Restmüll, und wir sprangen hinein.
    Völlig routiniert, als wäre das nicht meine erste Verfolgungsjagd gewesen, hielt ich den Mund und begann, ebenfalls nach

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