Mit Liebe gestrickt
Martin.«
Er wird rot.
»Nein, ich sehe aus, als wäre ich auf dem Weg zu einer Verkaufskonferenz, aber Mum hat ein Hemd gebügelt, nicht dass ich sie darum bitte, für mich zu bügeln oder so, absolut nicht, aber sie lässt sich nicht davon abbringen.«
»Im Laden ist sie genauso. Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht …«
»Nein, schon gut. Ich weiß, wie sie ist.«
Betretenes Schweigen setzt ein. Verdammter Mist: schon habe ich es geschafft, dass er sich nicht nur in seinem Anzug unwohl fühlt, sondern ich habe mich auch noch über seine Mutter lustig gemacht, und dabei habe ich mich gerade erst hingesetzt. Ich frage mich, was mir wohl als Zugabe einfällt.
»Möchtest du ein Glas Wein? Connie hat diesen hier gebracht; sie sagte, das ist einer deiner Lieblingsweine.«
»Sehr gern.«
»Verstehst du viel von Wein?«
»Eigentlich nicht, aber Connie bringt gewöhnlich eine Flasche mit, wenn wir unser Strick & Zick Treffen haben.«
»Das ist deine Strickgruppe, nicht wahr?«
»Ja, Stricken und Kuchen. Mark macht sie. Ich glaube, sie sind die wirkliche Attraktion.«
Er lächelt.
»Und wie läuft es, mit dem Laden meine ich?«
»Ganz gut. Ich werde zwar nie Reichtümer anhäufen, aber so lange ich die Rechnungen bezahlen kann, bin ich glücklich, und es macht wirklich einen Unterschied, dass wir jetzt auch oben geöffnet haben mit unseren neuen Regalen und allem und so viel mehr Platz für Ware. Ich denke daran, Samstags noch eine weitere Gruppe zu starten, für Anfänger. Wolle kauft man eigentlich nicht spontan, es sei denn, man strickt bereits, aber sobald man einmal angefangen hat, macht es richtig süchtig.«
»Hast du mal an eine Website gedacht?«
»Schon. Das steht mit auf meiner Liste, aber ich bin nicht sonderlich gut mit Computern; ich kann Bestellungen aufgeben und E-Mails schreiben, aber damit hat es sich auch schon.«
»Ich könnte dir helfen, wenn du möchtest. Es muss ja nichts Kompliziertes sein, aber du solltest wirklich eine haben - jeder hat heutzutage eine.«
»Nicht in Broadgate, da nicht.«
»Tja, dann bist du eben die Erste.«
Bis unser Essen kommt, hat er drei Papierservietten vollgekritzelt, und ich scheine zugestimmt zu haben, dass ich eine Website mit Online-Shopping Zugang brauche und eine Kundendatei.
»Hast du eine Digitalkamera?«
»Ich hatte eine, bis Archie sie ins Wasser gehalten hat, um einen Krebs zu fotografieren.«
»Du brauchst eine, damit du Fotos auf deine Website stellen kannst.«
»Okay … Dieser Fisch ist köstlich. Ist deiner auch gut?«
»Sehr gut. Was für einen Laptop hast du?«
»Einen blauen.«
Er lächelt und schüttelt den Kopf.
»Wie hoch ist dein Budget?«
»Ungefähr zwanzig Piepen.«
»Spüre ich hier so etwas wie leisen Widerstand?«
»Tut mir leid, nein, es wäre toll, ich bin mir sicher, dass es toll wäre. Es ist nur, also, stell dir bitte mal vor, wie du dich fühlen würdest, wenn ich dir ein Wollknäuel und einige Nadeln in die Hand drückte und dich bäte, einen Pullover zu stricken?«
Er legt seine Gabel hin.
»Würde das nicht ein ziemlich kleiner Pullover werden mit nur einem Knäuel Wolle?«
»Sehr clever. Dann eben ein Handschuh. Würde dich das nicht ein ganz klein wenig entmutigen?«
»Ich wäre mehr als entmutigt, besonders wenn es ein Notfallhandschuh wäre.«
»Ein Notfallhandschuh?«
»Wenn wir in der Arktis wären.«
Er lächelt.
»Hör zu, ich weiß, was du mir sagen willst, aber ehrlich, sobald ich sie einmal eingerichtet habe, ist es kinderleicht. Und deine Geschäfte könnten im Handumdrehen doppelt so gut laufen, vielleicht sogar dreimal so gut, ohne große Anstrengung. Du solltest darüber nachdenken, finde ich.«
»Das werde ich, versprochen.«
»Glaubst du, dass Grace Harrison dir erlauben würde, ihr Foto einzusetzen? Das wäre toll - du könntest eine VIP Kundenseite einrichten.«
»Vielleicht, solange ihnen das Foto zur Genehmigung vorgelegt wird. Ich denke, ich könnte sie fragen, aber ehrlich, Martin, ich habe auch ohne Computer mit dem Laden und den Kindern schon genug am Hals. Ich möchte es langsam angehen lassen, auf keinen Fall etwas Kompliziertes, und außerdem möchte ich nicht zu viel von deiner Zeit in Anspruch nehmen.«
»Um ehrlich zu sein habe ich einen Hintergedanken dabei.«
»Oh?«
»Ich brauche deine Hilfe bei Mum.«
»Hilfe bei was?«
»Weißt du noch, dass ich dir erzählt habe, wenn meine Scheidung durch ist, will ich mich hier nach einer passenden Bleibe
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