Mit Liebe gestrickt
Mütter schnappen vernehmlich nach Luft. Wenn wir uns nicht vorsehen, werden sie innerhalb von einer Minute »Kampf, Kampf, Kampf« brüllen.
Ich lächele versuchsweise, um die Gemüter ein bisschen abzukühlen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das funktioniert.
»Ich habe sie auch beobachtet, Annabel, und ich glaube nicht, dass Archie Harry geschubst hat. Ich weiß, sie hatten in der Vergangenheit ihre Differenzen, aber ich glaube, darüber sind sie hinweg. Also vielleicht sollten Sie ein Wörtchen mit Harry reden. Ich glaube, er ist gestolpert, als er versucht hat, sich ganz vorn in die Reihe zu stellen.«
Tina Davies steht jetzt neben uns und nickt.
»Er versucht immer, sich reinzudrängeln.«
Annabel funkelt sie an.
»Mein Travis war genauso, aber man muss es ihnen sagen, nicht wahr? Sie können nun mal nicht immer Erster sein.«
Annabel sieht jetzt richtig angespannt aus; wahrscheinlich hatte sie als Letztes eine Schulhofmeuterei erwartet, und jetzt lächeln auch noch ziemlich viele Mütter. Ich glaube, ihr dämmert langsam, dass sie die Dinge möglicherweise ein ganz klein wenig falsch eingeschätzt hat.
Sie zögert einen Moment, dann fasst sie sich aber wieder.
»Also, ich bin ja so froh, dass wir diese kleine Unterhaltung hatten. Es ist unglaublich wichtig, diese Dinge schon im Keim zu ersticken, und wir alle müssen unser Bestes tun, damit unsere Schule ein glücklicher Ort bleibt, wie Sie mir bestimmt recht geben. Und nun muss ich aber sehen, dass ich weiterkomme. Wie üblich gibt es schrecklich viel zu tun, aber danke, dass Sie es angesprochen haben. Schließlich bin ich dafür da, dass alles glattläuft. Bin jederzeit gern bereit zu helfen. Guten Tag.«
Sie nickt den anderen Eltern zu, macht eine scharfe Drehung auf ihren halbhohen Pumps und marschiert auf den Ausgang zu.
Connie murmelt etwas vor sich hin, und Linda lacht.
»Was war das, Connie?«
»Ich kann nicht übersetzen, es ist zu unhöflich.«
»Oh, mach schon, ganz leise, ich habe unhöfliche Wörter gesammelt, als ich klein war. Hat meine Mum wahnsinnig gemacht.«
Ich mag Tina, sie ist ein echter Kumpel, und ihr Travis ist auch ein Schatz, nur ist er die Art Schatz, bei der du heilfroh bist, dass er nicht deiner ist. Als er das letzte Mal im Laden war, hat er mir alles über Elektrizität und Schaltstellen erzählt, und auch wenn er erst siebendreiviertel ist, kann er im Gartenschuppen einen Motor bauen, der so helles Licht erzeugt, dass es Papier verbrennt. Also könnte sich wahrscheinlich sehr bald als nützlich erweisen, dass sein Dad Feuerwehrmann ist.
»Soll ich dich mitnehmen, Tina? Ich setze Connie ab und fahre dann in den Laden.«
»Ja, gern, Liebes - es sieht so aus, als würde es jede Minute anfangen zu gießen. Ich glaube, ich gehe auf einen Sprung beim Bäcker vorbei und kaufe mir Brötchen, um zu feiern. Ich wollte dieser Annabel schon lange meine Meinung geigen.«
Wir überqueren die Straße und gehen zum Auto.
»Also, wir behalten diese Rundschreiben vom Elternbeirat besser im Auge, sonst müssen wir ab jetzt bis in alle Ewigkeit bei jedem Klassenausflug den Spuckeimer halten.«
»Da mach dir mal keine Sorgen. Sie kommt zu uns in den Salon, und wenn sie es zu weit treibt, kann ich ihr jederzeit eine so krause Dauerwelle machen, dass sie ihr Samthaarband eine ganze Weile nicht tragen muss. Eingebildete Kuh. Wie dem auch sei, vergessen wir sie. Was ziehst du heute Abend an?«
»Wie bitte?«
»Zu deinem Dinner mit Martin. Hat mir ein kleiner Vogel gezwitschert.«
Ich schaue Connie an, die den Kopf schüttelt.
»Welcher kleine Vogel war das, Tina?«
»Ein ziemlich großer, genau genommen, Betty. Sie war gestern im Frisiersalon, und ganz unter uns, ich glaube nicht, dass Elsie sehr begeistert ist.«
»Oh, aha.«
Mir ist aufgefallen, dass Elsie gestern besonders pampig zu sein schien. Es ist alles andere als eine leichte Übung, Wollknäuel geräuschvoll in die Regale einzuordnen, aber sie hat definitiv ihr Bestes gegeben.
»Es ist nicht wirklich ein Dinner. Ich will mich nur für die Regale im Laden bedanken.«
Tina zieht die Augenbrauen hoch.
»Aha.«
»Ich kenne ihn seit Jahren, Tina, schon seit wir Kinder waren. Es ist ein rein freundschaftliches Dinner.«
»Schade. Meine Regale dürfte er jederzeit bauen.«
Connie lacht.
»Meine auch. Mark ist hoffnungslos.«
»Mein Graham auch. Er hat in unserem Flur zwei Rollen verkehrt herum tapeziert, ehrlich. Alle Vögel sehen aus, als würden sie einen
Weitere Kostenlose Bücher