Mit Liebe gestrickt

einfach zu lächerlich. Ich hole mir jetzt einen Test, und alles ist gut. Ich mache jetzt meine Einkäufe, dann den Test, und er wird negativ sein. Und alles ist wieder in bester Ordnung. Keine Überraschungen von einem weihnachtlichen Moment in Venedig, definitiv nicht. Du liebe Güte.

    Ich sitze in einer Formica Kabine auf der Damentoilette von Sainsbury’s, starre auf den Plastikstab, und obwohl ich weiß,
dass es nur negativ sein kann, fühle ich mich ein bisschen so, als hinge ich an einem Seil von einem sehr hohen Gebäude und traute mich nicht, nach unten zu schauen. Oder nach oben. Es ist genau dieselbe Testmarke, die ich gekauft habe, als ich mit Archie schwanger war. Nur dass das Stäbchen letztes Mal positiv war und dieses Mal negativ sein wird, und ich werde mir gleich rundherum dämlich vorkommen. Genau genommen werde ich mir, unabhängig davon, wie das Resultat ausfällt, rundherum dämlich vorkommen. Du liebe Zeit. Ich halte den Atem an, was wahrscheinlich keine so gute Idee ist, da ich wirklich nicht möchte, dass mich das Kundendienstteam ohnmächtig auf dem Fußboden liegend vorfindet, während ich immer noch meinen Plastikstab umklammere. Vielleicht sollte ich versuchen, in eine Papiertüte zu atmen oder etwas in der Art. Aber ich habe nur eine Plastiktüte bei mir und weiß nicht so recht, ob das den gleichen Effekt hätte.
    Im Fenster erscheint ein blaues Kreuz.
    Scheiße. Es ist positiv. Ich lese den Beipackzettel nochmal.
    Scheiße.
    Ich rufe Ellen an.
    »Was ist los? Du klingst so seltsam. Wo bist du?«
    »Auf dem Klo bei Sainsbury’s. Und ich muss dich sehen.«
    »Sorry, was hast du gesagt? Ich kann dich so schlecht verstehen.«
    »Ellen.«
    »Ja?«
    »Ich muss dich sehen.«
    »Ich bin gegen fünf bei dir, Darling. Was ist los?«
    »Ich glaube, ich bin vielleicht schwanger.«
    »Was?«
    »Venedig.«

    »Verdammte Scheiße.«
    »Ich weiß.«
    Schweigen.
    »Hast du einen Test gemacht?«
    »Ja.«
    Weiteres Schweigen.
    »Dann waren es also nicht die Custard Creams.«
    »Wie bitte?«
    »Weshalb du nicht mehr in deine Jeans gepasst hast.«
    »Offensichtlich nicht.«
    »Verdammte Scheiße.«
    Oh Gott, ich weine schon wieder.
    »Schnuffi, nicht weinen. Hör zu, ich komme früher; wir sind so früh wie möglich da, okay?«
    »Ja.«
    »Meine Güte, Darling, ausgerechnet als du es für absolut ungefährlich gehalten hast. Ich fasse es nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Ich komme so früh es geht.«

    Als ich wieder zu Hause bin und meine Einkäufe ausgepackt und verstaut habe, wird es auch schon Zeit, in den Laden zu gehen. Gran ist mit den Jungs und Reg und Trevor zu einem Strandspaziergang aufgebrochen, und ich habe es schon fast geschafft, mich wieder zu beruhigen, hauptsächlich, weil ich versuche, gar nicht daran zu denken.
    Ich sortiere die Mohair- und Seidenwolle und tue so, als wäre alles normal, als Martin kommt und pfeifend ein Maßband hinter sich her schleift.
    »Zwei Regale oder eins?«
    »Wie bitte?«

    »Neben der Tür. Möchtest du ein Regal an jeder Seite oder nur an einer?«
    »Ich weiß nicht so recht. Auf beiden Seiten, glaube ich.«
    »Okay. Das sollte nicht zu schwierig sein. Tolles Essen gestern Abend. Aber nächstes Mal bin ich dran.«
    »Klar.«
    »Also, wann hast du Zeit?«
    »Sorry?«
    »Wann hättest du Lust … Hör mal, alles in Ordnung mit dir? Du wirkst ein bisschen seltsam. Wenn du deine Meinung geändert hast oder so, also, ich würde es absolut verstehen.« Er sieht jetzt sehr besorgt aus.
    »Nein, das ist es nicht. Es ist nur, na ja …«
    »Was?«
    »Ich glaube, ich bin schwanger.«
    Herrjemine, warum um alles in der Welt habe ich das gesagt?
    Er tritt einen Schritt zurück.
    »Aber das kann nicht sein. Es war nur ein Kuss.« Er klingt jetzt mächtig panisch.
    Der arme Mann muss denken, dass bei mir gerade alle Leitungen durchgebrannt sind; ein Kuss und schon verkünde ich, dass ich schwanger bin.
    »Ich weiß, Martin. Sorry, ich hätte den Mund halten sollen - das geht dich eigentlich gar nichts an. Ich habe es nur gerade herausgefunden, das ist alles.«
    »Oh, na gut, einen Moment dachte ich … sorry. Also wer, ich meine, Gott, tut mir leid, hör einfach nicht hin. Es geht mich nichts an.«
    »Erinnerst du dich an diesen Fotografen, der in den Laden kam, als Ellen hier war, vor einigen Monaten? Der, der die Fotos von Grace für die Zeitschrift gemacht hat? Also, wir haben uns
getroffen, in Venedig. Wie auch immer, ich habe es gerade erst herausgefunden, ich hatte