Mit Liebe gestrickt

gut.«
    Sie tätschelt mir den Arm, als sie an mir vorbeigeht.
    »Und dann kannst du mir alles erzählen.«
    Herrjemine. Mit ihr und Betty und Tina im Salon können wir jetzt mit Fug und Recht davon ausgehen, dass die ganze Stadt im Bilde ist; also wird es letztendlich doch nicht nötig werden, einen Aushang im Schaufenster zu machen. So viel zu dem Versuch, mich bedeckt zu halten.

    Freitagmorgen haste ich durch Sainsbury’s, um noch schnell die letzten Einkäufe für Archies morgige Geburtstagsparty zu tätigen, bevor ich los muss zur Schule, um mit der ersten Klasse stricken zu üben. Und meine Jeans rutschen ständig herunter, weil ich den Reißverschluss nicht mehr hochkriege: Ich habe mich mit einem Gummiband beholfen, aber das funktioniert nicht richtig. Ich muss mich umziehen, wenn ich die Lebensmittel nach Haus bringe. Rutschende Hosen sind das Letzte, was
man brauchen kann, wenn man es mit gemischten Kleinkindern zu tun hat.
    Die Dinge an der Baby-Nachrichtenfront haben sich Gott sei Dank nach und nach beruhigt, jetzt, wo jeder innerhalb eines Radius von fünf Kilometern schon im Laden vorbeigeschaut hat, um mir zu gratulieren oder mich zumindest auf dem Schulhof angelächelt hat. Bis auf Annabel natürlich, die ihren überheblichen, missbilligenden Blick perfektioniert hat. Es wirkt so, als würde ich an einer Art Wettbewerb teilnehmen in der Kategorie Schwanger-und-kein-Mann-in-Sicht, aber die Aufregung legt sich langsam: nicht zuletzt, weil Mrs. Taylor aus der Apotheke schließlich doch noch mit dem Mann durchgebrannt ist, der die Multivitamine verkauft. Mr. Taylor hat sich damit revanchiert, dass er den größten Teil davon auf die Straße geworfen hat. Jeder konnte seinen Vorrat an Vitamintabletten aufstocken und Klatschfetzen, wer was zu wem gesagt hat, aufschnappen, was mich als Spitzenthema abgelöst und in die Sparte unter ferner liefen verdrängt hat, Gott sei Dank.
    Sogar Mum hat es einigermaßen gefasst aufgenommen, was, da bin ich mir ziemlich sicher, bestimmt daran lag, dass Vin sie bereits angerufen und vorgewarnt hatte, ja nett zu sein. Sie sagte, dass sie mich für viel zu alt hält und ihr sei unbegreiflich, warum um alles in der Welt ich noch eins wolle, aber dann ging sie relativ schnell dazu über, mir den Namen des Vaters entlocken zu wollen. Sie weiß, dass ich Weihnachten in Venedig Daniel getroffen habe, und da sie auch weiß, dass er ein berühmter internationaler Fotograf ist, würde sie ausflippen, wenn ich andeutete, dass er irgendwas damit zu tun hat. Sodass ich sie durch den Hinweis von der Fährte abgebracht habe, dass wir über jemand von hier reden, der jetzt aber auf und davon ist. Daraufhin verlor sie jegliches Interesse und holte Dad ans Telefon. Und dann kam
sie noch mal zurück, um mir zu erzählen, dass sie sich ein fantastisches Kleid in verschiedenen Orangetönen für die Hochzeit gekauft hat. Also etwas, worauf man sich freuen kann. Ich bin in meiner Kindheit viel zu lange hinter ihr hergetrottet, wenn sie Clogs und künstlerische Outfits trug und jede andere Mutter anständige Röcke und Pumps, als dass mich das noch sonderlich aufregen würde. Trotzdem hoffe ich, dass es kein zu knalliges Orange ist und sie nicht wie eine dieser Werbungen für Tangokurse aussieht.
    Ich schiebe meinen Einkaufswagen vor mir her, wobei ich regelmäßig meine Hose hochziehe, während ich Connie auf dem Handy anrufe, um herauszufinden, ob Mark wirklich sowohl Minipizzas als auch die Torte für Archies Party machen will, oder ob sie ihn nur gezwungen hat, nett zu sein. Sie will andauernd etwas für mich tun, und sie ist so süß wegen des Babys.
    Ihre Mum hat sie gestern zur Strick & Zick-Gruppe begleitet, und sie ist genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe: sehr nett mit ganz viel Armwedeln und Umarmen, so ziemlich das Gegenteil von meiner Mutter. Sie hat alle zum Abschied geküsst und mich extralange umarmt, sodass ich verstehe, warum Connie sie so vermisst.
    Ihr Dad Salvatore war mit Mark zu Hause und brachte ihm das geheime Familienrezept für eine spezielle Fischsuppe bei, deren Zubereitung Tage erfordert, nachdem er zuvor stundenlang auf dem Fischmarkt in Whitstable seinen Finger in Fische gebohrt hatte und in gespieltem Entsetzen über die Preise wegmarschiert war. Connie hat uns erzählt, dass es Mark so peinlich war, dass er im Wagen sitzen blieb, während Salvatore weiter handelte. Sie sind ein so süßes Paar, und sie haben so viele Geschenke mitgebracht, dass sie einen