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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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Szenario schon komplett durchgeplant. Ich würde Bassspielen lernen und Kathy Valentine ersetzen. (Sorry, Kathy!) Ich wäre Jane Wiedlins wahre Liebe, und sie würde mich dorthin mitnehmen, wo sie sich ihre Haare machen ließ, und mich ein bisschen auf Vordermann bringen, weil ich noch nicht präsentabel genug war, um an den coolen Orten aufzulaufen. Es würde unser Geheimnis sein. Ich würde mir ihre gestreiften Hosen ausleihen und bei meinem Lieblingssong »How Much More« Background singen, der praktisch aus nichts anderem bestand als den zwei Worten »girl« und »tonight«. Da sie wohl die beiden new-waveigsten Worte der englischen Sprache waren, war es geradezu genial, ihnen ein eigenes Lied zu widmen. Ich spulte den Song immer wieder zurück, schloss die Augen und stellte mir vor, eines der Mädchen zu sein: »I want to be that girl tonight. Girl tonight!«
    Ich bewundere meine Schwestern noch heute. Das Einzige, was ich ihnen vorzuwerfen habe, ist die Tatsache, dass ihre Männer alle größer sind als ich. (Darüber hat es Streit zwischen uns gegeben.) Ich würde gerne irgendetwas so gut kennen, wie sie einander kennen. Ich werde nie ihre Fähigkeit besitzen, stundenlang über nichts und wieder nichts zu lachen, aber ich wäre unheimlich gern ein Teil ihrer Mädels-Klatschrunde, selbst wenn ich den Klatsch nicht verstehe.
    Was ich nicht kapiere, das bringen sie mir mehr als bereitwillig bei. Auf diese Weise lerne ich immer neue Regeln hinzu. Nehmen wir das Komplimentemachen – immer eine gute Sache, aber es gibt Regeln, an die man sich halten muss. Meine Schwestern haben mir beigebracht, immer bei den Schuhen anzufangen und die Komplimente dann nicht abreißen zu lassen. Sag niemals, dass sie schöne Augen hat, weil sie dann denkt, du findest sie gewöhnlich. Mach immer zuerst ein Kompliment über irgendetwas anderes, bevor du sagst, sie habe schöne Haare, aber mach ihr auf jeden Fall ein Kompliment über ihre Haare. Wenn du ein Kompliment machst, das du nicht ehrlich meinst, und das kann durchaus ratsam sein, pack es zwischen ein paar andere, hinter denen du wirklich stehst. Meine Schwestern hatten jede Menge Regeln parat.
    Alles veränderte sich so schnell und geschah geradezu in Stereo. Ich kam in den Stimmbruch, also kiekste meine Stimme im Verlauf einer einzigen Silbe von Andy-Gibb-Höhen zu Isaac-Hayes-Tiefen, selbst wenn die Silbe bloß »uuuuh« lautete. Dank meiner brandneuen Zahnspange sagte ich es nicht nur, sondern versprühte es auch gleichzeitig in der Gegend. Ich wuchs so schnell, dass ich alle paar Monate neu laufen lernen musste, ständig gegen Bäume stieß und so oft über meine eigenen Füße stolperte, dass ich schon auf den Begrüßungsklassiker »Immer locker federn, Bohnenstange« abonniert war. Mein spindeldürrer, schlaksiger Körper und all die Hormone, die sich darin einen erbitterten Schlagabtausch lieferten, ergaben einfach keinen Sinn für mich – und nichts vermochte ihn mir zu liefern. Das heißt, nichts außer dem Radio.
    Meine Schwestern gaben sich alle Mühe mit mir. Musik half.

DAVID BOWIE

    »Ashes to Ashes«
    1980
    David Bowie beendete eines Sonntagmorgens das Leben, wie ich es kannte. Er betrat meine Welt, wie es sich für einen wahren Poeten gehörte, über einer Schale Früh stücksflocken. Nach der Kirche wartete ich darauf, dass meine Schwestern den Witzteil der Zeitung gelesen hatten, und studierte währenddessen die Parade , ein Sonntagsmagazin. In der Rubrik »Walter Scotts Promiparade« entdeckte ich die Frage: »Färbt sich David Bowie die Haare und ist er schwul?« Walter Scott antwortete: »David Bowie, der seine Haare orange färbt und behauptet, er komme vom Mars, ist, wie verlautet, bisexuell.«
    Ich schaffte es nicht mehr bis zum Witzteil. Ich hatte weder eine Ahnung, was »wie verlautet« noch was »bi sexuell« bedeutete, aber von da an wusste ich, dass Rock ’n’ Roll genauso böse und großartig war, wie ich es immer befürchtet hatte.
    Den ersten Blick auf den Mann in Rockstarmanier erhaschte ich im Hause meiner Großeltern, passenderweise in der Nacht, als die 1970er zu Ende gingen. Im Fernsehen lief eine Jahresrückblickssendung. Darin trat Bowie mit »Space Oddity« auf und sah in seinem grauen, bis zum Hals zugeknöpften Overall echt scharf aus. Mein Großvater paffte seine Pfeife und kicherte. »Was für ein Spaßvogel«, sagte er gütig mit seinem irischen Akzent. »Der Witzbold stammt aus dem Weltall, was?«
    Sobald Bowies Auftritt

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