Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
vorbei war, gab ich meinem Großvater einen Gutenachtkuss und verkroch mich für ein paar Stunden total verschreckt unter meiner Bettdecke. Seid gegrüßt, Achtzigerjahre!
Es war der Anfang einer großen Teenieromanze. Meine Beziehung mit Bowie war eine exemplarische Mittelstufen-Liebelei, mit der Einschränkung, dass er nichts davon wusste. Ich trennte mich alle naselang von ihm, veranstaltete tränenreiche Versöhnungen, hatte besorgniserregende Anfälle von wegen »Wohin soll das alles führen?« oder »Haben wir überhaupt etwas gemeinsam?«, und mehr als ein paar Mal sagte ich mich ganz von ihm los und schwor, von nun an nur noch Hardcorepunk oder Folkmusik zu hören oder was auch immer mir in der jeweiligen Woche gerade den Kopf verdrehte, nur um dann wieder einmal einzusehen, dass ich von Bowie einfach nicht loskam. Es war so, als versuche man, sich von der Farbe Orange zu trennen oder vom Wochentag Mittwoch oder vom stummen »e«. Es war die leidenschaftlichste und stürmischste Beziehung, die ich je erlebte habe.
Damals sprudelte ich vor komplizierten romantischen Gefühlen geradezu über. Ich war mir ziemlich sicher, irre verknallt zu sein, hatte aber keine Ahnung, in wen oder was – obwohl ich es bereits auf das Mädchensquashteam eingegrenzt hatte, aber das half mir auch nicht weiter, und mit Denve r -Clan und T . J. Hooker war Heather Locklear nur zweimal die Woche auf dem Bildschirm zu sehen, was sollte also ein pubertierender Junge wie ich tun? Da ich zu der Zeit den entschlossenen Kurs einer vage verstandenen katholischen Frömmigkeit fuhr, trug ich immer eine Sicherheitsnadel bei mir, damit ich mich piksen konnte, falls fleischliche Begierden mich überfielen, um unkeusche Gedanken zu vertreiben. Doch das war ein Kontrollmechanismus, der sich als völlig nutzlos erwies; er brachte mich nicht einmal durch die Algebrastunde – nicht wenn Holy Greene vor mir saß. Dieses Mädchen wusste einfach, wie man das Wort »Parabel« aussprach.
Ich kam aus der Schule und erledigte in meinem Zimmer die Lateinhausaufgaben, wobei ich ausgestreckt auf meiner Eishockey-Bettwäsche von den Boston Bruins lag, um mich her Wacky-Packages-Sammelkarten, die auf jeder geeigneten Oberfläche klebten, während die Wände mit Postern von Rockstars gepflastert waren. Meine Krieg-der-Sterne -Poster trotzten Bowies Stimme aus dem Tapedeck, die flüsternd den Raum erfüllte. Er verlieh dem Zimmer einen unglaublich glamourösen Anstrich. Seine Stimme wurde mir immer vertrauter, während er sexuelle Verwirrung und Begierden als das absurde romantische Schauspiel besang, das sie eigentlich sein sollten, und dabei machte er mein Teenagerleben weit weniger einsam.
Ich sehnte mich danach, The Thin White Duke 3 zu sein, war jedoch auf dem Stand eines »Thin White Dödel« stehen geblieben. Eifrig imitierte ich jede von Bowies Bewegungen. Es gab so viele Bowies, dass ich kaum hinterherkam, aber irgendwie gefiel mir der aktuelle Bowie immer am allerbesten. Die Art, wie er aussah, wie er klang und sich bewegte, erinnerte mich an C-3PO. Nur dass er nicht so fröhlich war. Manchmal war er ein schwer atmender Rockhengst wie in »Rebel Rebel«, manchmal eine Discoqueen wie in »Fame«. Ein anderes Mal war er ein Schnulzensänger, wie hervorgegangen aus einer Varieté-Fernsehshow, und dann wieder ein verschnupfter Dracula oder ein Clown mit Augenklappe. Manchmal war er ein einsamer Raumfahrer, der auf der Erde festsaß und dazu verdammt war, verkleidet herumzulaufen und sich niemals zu Hause zu fühlen, eine Art Unglaublicher Hulk. (»Mr. McGee, machen Sie mich nicht heiß. Ich könnte sehr heiß werden, wenn Sie mich heiß machen.«)
Wer auch immer er gerade war, er veränderte alles. Wenn seine Songs gespielt wurden, war das nicht bloß Radio – es war die Ground Control , die aus dem Weltall hereinschwebende Signale und Botschaften aufschnappte und weitergab. Und man war auch kein Loser mehr, wenn man am Freitagabend zu Hause vor dem Radio herumhing – sondern Teil einer verhängnisvollen Ro manze in einer Nacht mit vollem Mondschein. Bowie sang von Mädchen im Weltall – und warum nicht? Dort befanden sie sich doch, die coolen Mädchen, oder? (Auf jeden Fall waren sie nicht da, wo ich sie finden konnte, so viel stand fest.)
David Bowie erschuf eine nächtliche Welt für New Romantics und moderne Liebende, die von all den bizarren Geschöpfen bevölkert wurde, von denen er sang. Er war ein guter Geist, ein übergeschnappter Pastor
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