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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Miss?»
    Rhoda schüttelte den Kopf.
    Eine dicke Frau prallte mit ihr zusammen, aber Rhoda stand weiter sinnend da und konnte sich nicht entschließen.
    Chaotische Gedankenfetzen schwirrten ihr durch den Kopf:
    «Schließlich, warum nicht? Sie hat mich ja aufgefordert – aber vielleicht sagt sie das jedem… Sie will nicht beim Wort genommen werden… Anne wollte mich ja nicht dabei haben. Sie hat mir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass sie lieber allein mit Major Despard zum Anwalt gehen möchte… Und warum auch nicht? Ich meine, drei sind zu viel… und ich habe auch eigentlich nichts dabei zu tun… Es ist ja nicht, als würde ich Major Despard unbedingt sehen wollen… Obwohl er besonders nett ist… Ich glaube, er muss sich in Anne verliebt haben.
    Männer geben sich nicht solche Mühe, außer… Ich meine, es ist nie pure Güte…»
    Ein Botenjunge rannte in Rhoda hinein und sagte vorwurfsvoll: «Pardon, Miss.»
    «Oh, du meine Güte», dachte Rhoda. «Ich kann nicht den ganzen Tag hier stehen bleiben, nur weil ich ein solcher Idiot bin, dass ich mich nicht entschließen kann… Ich glaube, das Kostüm wird furchtbar hübsch werden. Ich frage mich, ob Braun nicht praktischer gewesen wäre als Grün? Nein, ich glaube doch nicht. Also los, soll ich oder soll ich nicht? Halb vier – eine ganz gute Zeit. Ich meine, es sieht nicht so aus, als wollte ich zu einer Mahlzeit eingeladen werden oder so etwas. Ich könnte auf jeden Fall einfach hingehen und schauen, ob sie da ist.»
    Sie eilte über die Straße, bog erst nach rechts, dann nach links, die Harley Street hinauf, und blieb schließlich vor einem Mietsblock stehen, den Mrs Oliver immer munter als «im Schatten der Spitäler» liegend beschrieb.
    «Sie wird mich ja nicht gleich fressen», dachte Rhoda und stürzte sich kühn ins Abenteuer.
    Mrs Olivers Wohnung lag im obersten Stockwerk. Ein uniformierter Liftboy sauste mit ihr hinauf und setzte sie auf einer eleganten Matte vor einer hellgrünen Tür ab.
    «Das ist fürchterlich», dachte Rhoda, «ärger als Zahnarzt. Aber jetzt muss ich da durch.»
    Rot vor Verlegenheit drückte sie auf die Klingel.
    Die Tür wurde von einem ältlichen Stubenmädchen geöffnet.
    «Ist – könnte – ist Mrs Oliver zuhause?» fragte Rhoda.
    Das Mädchen ließ Rhoda eintreten und führte sie in ein äußerst unordentliches Wohnzimmer.
    «Wen darf ich, bitte, melden?»
    «Oh – ja – Miss Rhoda Dawes.»
    Das Mädchen verschwand. Nach einer Zeitspanne, die Rhoda wie hundert Jahre erschien, in Wirklichkeit aber genau eine Minute und fünfundvierzig Sekunden währte, kam das Mädchen zurück.
    «Wollen Sie mir, bitte, folgen, Miss.»
    Rhoda folgte ihr, röter denn je, um eine Ecke und einen Gang entlang. Dann wurde eine Tür geöffnet. Sie betrat ängstlich einen Raum, der ihr zunächst wie ein afrikanischer Wald erschien…
    Vögel – eine Unmasse von Vögeln, Papageien, Kolibris und der Ornithologie unbekannte Vögel wanden sich aus etwas Urwaldähnlichem heraus und hinein. Mitten in dieser Schwelgerei von Flora und Fauna erblickte sie einen abgenutzten Küchentisch mit einer Schreibmaschine, zahllose beschriebene Bögen, die den Boden bedeckten, und Mrs Oliver mit wild zerrauftem Haar, die sich von einem wackeligen Stuhl erhob.
    «Meine Liebe, wie schön, dass Sie gekommen sind», sagte Mrs Oliver und streckte ihr eine tintenfleckige Hand entgegen, während sie mit der anderen den völlig hoffnungslosen Versuch machte, ihr Haar zu glätten.
    Eine Tüte, die sie mit ihrem Ellbogen berührt hatte, fiel vom Tisch, und rotwangige Apfel kollerten munter über den ganzen Boden.
    «Lassen Sie, meine Liebe, bemühen Sie sich nicht, irgendjemand wird sie schon irgendwann aufheben.»
    Rhoda erhob sich etwas atemlos aus ihrer gebückten Stellung mit fünf Äpfeln in den Händen.
    «Oh, danke sehr – nein, ich würde sie nicht in die Tüte zurückgeben, sie hat ein Loch. Legen Sie sie auf den Kamin! So, und jetzt setzen Sie sich, und wir plaudern etwas.»
    Rhoda nahm einen zweiten wackeligen Stuhl und richtete ihre Blicke auf die Dame des Hauses.
    «Bitte, verzeihen Sie, dass ich so hereinplatze. Halte ich Sie auf oder störe ich Sie?», fragte sie atemlos.
    «Nun, ja und nein», erwiderte Mrs Oliver. «Wie Sie sehen, arbeite ich tatsächlich. Aber mein furchtbarer Finne ist in eine schreckliche Situation geraten. Er hat anhand eines Gerichts von Zuckererbsen einen äußerst klugen Beweis geführt und gerade in der Zwiebel- und

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